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D.E.U.S.

D.E.U.S.

Titel: D.E.U.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Degas
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hindurch. Am Horizont stahlen sich
Wolken davon, hinein in die Ferne.
     »Wie
viele Gesichter erkennst du?«
     Ich
ging näher ans Bild heran. Jetzt erkannte ich das vormals Verborgene. Es waren
neben den zwei Erwachsenen auch noch zwei Kinder auf dem Gemälde. Ihre
Silhouetten waren kaum mehr als einfache Pinselstriche.
     »Täuschung.
Man sieht nicht, was da ist. Die Manipulation gelingt«, erörterte Quentin. »Es
heißt: Die Göttin erwacht, einzigartig, aus dem tiefen Schlaf.«
     »Du
sprichst in Rätseln«, erwiderte ich.
     »Keine
Rätsel. Geheimnisse. Die Göttin steht für das Weibliche. In der Welt der Gene
überleben meist nur die dominanten Kreuzungen. Weder Kain noch Abel. Eva
anstelle von Adam.« Er wischte sich mit dem Handrücken über sein Glasauge. »Ich
manipuliere euer Erbgut. Euer Blut bildet dabei die Grundlage. Es ist ein
riskantes Unterfangen, welches ich bisher noch nicht ausgiebig testen konnte.
Transformieren sich die Mutationen, anders als von mir beabsichtigt, führt dies
zu Veränderungen im Genom; womit das Experiment außer Kontrolle gerät und einen
unabsehbaren Verlauf nimmt.« Er wartete nicht auf meine Reaktion. »Ich werde
euch in der nächsten Woche einen Besuch abstatten, um auch Mel Blut
abzunehmen.«
     Damit
ließ er mich neben den Föten stehen und stampfte zur Essecke zurück. Erst jetzt
bemerkte ich sein lahmes Bein. Er griff an einen Hängeschrank und kramte eine
Dose Hundefutter heraus. Im selben Moment kam Räuber aus dem Schlafzimmer
gerannt und schlug seine Zähne in den sich füllenden Napf. Sean stand ohne
Schuhe im Türrahmen.
     »Was
wird aus dem Jungen?«, wollte Quentin wissen.
     »Er
scheint sich gut eingelebt zu haben.« Ich kraulte Räuber den Rücken. Er dankte
es mir mit der Verlagerung seines Gewichts.
     »Eine
Waise also.« Wir sahen beide die richtige Entscheidung. An Sean gewandt sagte er:
»Setz dich, Sean. Du musst hungrig sein. Ich werde dir etwas zu Essen machen.«
     Ich
richtete mich auf und trat an den Herd heran. »Er wird es verstehen.«
     »Früher
oder später. Wenn er aber gehen will, hindere ich ihn nicht daran.«
     Ich
beobachte Sean noch eine Weile, wie er am großen Tisch saß und nervös auf das
Essen wartete. Er griff nach dem Gefäß mit den Taufliegen und schüttelte es
sanft hin und her. Quentin schien sich nicht daran zu stören. Er stocherte in
einer Pfanne herum. Würste brieten darin im Fett.
     Es
wurde Zeit.
     »Oberstes
Stockwerk, Rion-Gebäude, an der Grenze zu Sektor C.«
     »Was?«,
fragte er verblüfft.
     »Unser
neues Zuhause.«

 
     
     
     
     
     
     
     
    4
     
     
     Im
Embryo, der ungeborenen Leibesfrucht, spiegelt sich die Entwicklung des
Menschen wider. Er ist das Ursprüngliche, das sich mit der Zeit zu einem
Vollwertigen verbindet. Nach neun Monaten bringt die Schöpfung ein neugeborenes
Lamm hervor. Es hat viele Namen, aber nur eine Bestimmung.

 
     
     
     
    12. März 2066
     
     
     Die
Klinge berührte meinen Hals. Sie fühlte sich kalt und stumpf an. Mit der
Aufwärtsbewegung wurde Haar für Haar, Härchen für Härchen durchtrennt. Die
losen Stoppeln sanken in die Wassertonne und trieben wie winzige schwarze
Glieder an der Oberfläche. Mit jedem Zug wurden es mehr.
     Ich
tauchte das Messer ins Wasser und spülte das Unwohlsein fort. Das tropfende
Metall schimmerte matt, als ich es gereinigt hatte.     
     Mit
beiden Händen griff ich ins Nass, schöpfte einen Schwall Wasser heraus und warf
ihn mir ins Gesicht. Der Wind trocknete meine Haut mit einer frischen Brise.
Sofort breitete sich eine Gänsehaut aus.
     Auf
dem Torbogen über mir senkten sich die Schatten. Rion, stand dort glatt in
Stein gemeißelt. Die Außenfassade des Altbaus erstreckte sich vier Stockwerke
in die Höhe. Viel Stein ging hier eine Verbindung mit wenig Holz ein. Türen gab
es keine, nur vereinzelte Fenster durchbrachen die eintönige Tristesse.
     Ich
schätzte die Abgeschiedenheit unseres Heims. Die einzigen Menschen, die sich
hierher verirrten, waren auf der Suche nach dem Nichts.
     Ein
fliegender Händler zog, laute Musik im Anschlag, an mir vorbei. Er beachtete
mich nicht einmal. Sein Jagdrevier befand sich einige Blocks weiter, an der
Hauptader des Sektors, wo Massen an Passanten ihre Runden drehten und ihre
Stunden verbrachten.
     Ich
ging ins Innere von Rion, vorbei an kahlen Wänden und durch gespenstische
Flure. Die Treppen schlängelten sich nach oben. Ich nahm denselben Weg wie
immer, um zu meiner

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