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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Mai
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rechten Glauben. So förderte das katholische Frankreich aus dem Hintergrund den Widerstand der katholischen deutschen Fürsten gegen den katholischen Kaiser, nur um die Habsburger zu schwächen und selbst die Vormacht in Europa zu gewinnen. Aus diesem Grund unterstützte Frankreich auch den Vorstoß des protestantischen Schwedenkönigs Gustav Adolf im Sommer 1630. Der Schwede wurde von den Protestanten als »Befreier von der Habsburger Tyrannenherrschaft« gefeiert, und er wollte seinen Glaubensbrüdern durchaus helfen. Aber vor allem hoffte er auf Landgewinne in Norddeutschland, um die schwedische Herrschaft an der Ostsee dauerhaft zu sichern.
    Katholisch hin, protestantisch her, den Mächtigen ging es also, wie so oft in der Geschichte, nur um mehr Macht. Und wie so oft mussten die kleinen Leute darunter leiden. Wie viele Menschen ihr Leben in diesem Krieg verloren haben, lässt sich nicht genau sagen. Die Schätzungen schwanken zwischen 7 und 8 Millionen. Zu Beginn des Krieges hatte Deutschland etwa 17 Millionen Bewohner, am Ende waren es noch ungefähr 10 Millionen. Und viele der Überlebenden beneideten die Toten.
    Wie der Krieg, so zogen sich auch die Friedensverhandlungen beinahe endlos hin. Am 24. Oktober 1648 wurde der »Westfälische Friede« verkündet. Dabei wurde der Augsburger Religionsfriede von 1555 erneut bekräftigt und ergänzt. Ein Religionswechsel der Obrigkeit musste nun von den Untertanen nicht mehr nachvollzogen werden. Das war ein wichtiger Schritt hin zur Glaubensfreiheit, auch wenn sie noch nicht gesichert war.
    Die deutschen Fürsten gingen gestärkt aus dem Krieg hervor. Kaiser Ferdinand III. akzeptierte ihre weitgehende Selbstständigkeit mit eigener Gesetzgebung, Rechtsprechung und Steuerhoheit. Sie erhielten sogar das Recht, Bündnisse untereinander und mit fremden Staaten zu schließen, solange diese nicht gegen Kaiser und Reich gerichtet waren. Der Kaiser selbst war bei seinen Entscheidungen an die Zustimmung des Reichstages gebunden.
    Auch nach außen wurde das Reich als Ganzes durch den Friedensvertrag geschwächt. Es musste Gebiete an Frankreich und Schweden abtreten; die Niederlande und die Schweiz schieden aus dem Reich aus. Die neue europäische Ordnung entsprach in erster Linie französischen Interessen. Und weil Deutschland Jahrzehnte brauchte, um sich von den sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Krieges zu erholen, löste Frankreich das Heilige Römische Reich Deutscher Nation für die nächsten zweihundert Jahre als Führungsmacht in Europa ab.

Der Staat bin ich
    Wer die Entwicklung im Deutschen Reich nach dem Westfälischen Frieden verstehen will, muss einen Blick nach Frankreich werfen. Dort übernahm der 23-jährige Ludwig XIV. im Jahr 1661 die Regierungsgeschäfte. Als Erstes holte er Männer in seine Regierung, die ihm bedingungslos gehorchten. Die hohen Adligen, die zuvor oft ihre eigene Politik betrieben hatten, verloren ihre Ämter. Auch draußen im Land überließ er die Macht nicht mehr den Adligen. Er setzte für jeden Amtsbezirk einen obersten Beamten, den Intendanten, ein. Der musste mit Hilfe von Amtsdienern und Polizisten für den Einzug der Steuern und für Ordnung sorgen. Der König konnte ihn jederzeit entlassen, wenn er seine Pflichten nicht erfüllte. So wurde der ganze Staat einheitlich regiert und verwaltet. Alle Steuereinnahmen kamen in die Staatskasse, und der König bestimmte, wofür das Geld ausgegeben wurde. Auch neue Gesetze erließ der König und selbst über Krieg und Frieden entschied er allein. Er besaß also die ganze, die absolute Macht im Staat. Er regierte »absolutistisch«. Ludwig XIV, der »Sonnenkönig«, soll sogar gesagt haben: »Der Staat bin ich.«
    Außenpolitisch verfolgte er das Ziel, Frankreichs führende Stellung in Europa zu festigen und auszubauen. Dafür wurde das Heer stark vergrößert und besser ausgebildet. Das kostete natürlich viel Geld, ebenso wie der Bau des riesigen Schlosses von Versailles und das prunkvolle, ja verschwenderische Leben am Hof. Das notwendige Geld zu beschaffen war Aufgabe des Ministers Colbert. Er entwarf eine Wirtschaftspolitik nach folgenden Grundgedanken: Frankreich muss mehr Waren herstellen, als die eigene Bevölkerung braucht. Es müssen möglichst viele Waren aus- und möglichst wenig Waren eingeführt werden, damit der Überschuss möglichst groß ist.
    Zu diesem Zweck förderte Colbert den Bau großer Betriebe, in denen hochwertige Güter wie Kutschen, Möbel, Teppiche, Kleidung

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