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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Mai
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sondern vom Volk eingesetzt. Und wenn ein Herrscher das in ihn gesetzte Vertrauen missbraucht, hat das Volk ein Recht, die Gewalt durch Gewalt zu beseitigen.
    Diese revolutionären Gedanken lehnten die allermeisten Fürsten ab. Nicht so der preußische Kronprinz Friedrich, dessen Denken von den Aufklärern stark beeinflusst war.

Der kleine Friedrich wird groß
    Der älteste Sohn des Soldatenkönigs verachtete die preußischen Tugenden. Dagegen liebte Friedrich die französische Lebensart, kleidete sich nach französischer Mode, las französische Bücher, spielte heimlich Flöte und lernte Latein. Sein Vater hielt das für dumme Flausen und versuchte sie ihm mit strenger, ja harter Erziehung auszutreiben. Dabei setzte es oft Hiebe und Stockschläge.
    Als Friedrich 18 Jahre alt war, wollte er der väterlichen Knute entfliehen und mit einem Freund das Land verlassen. An der Grenze wurden sie erwischt und als Deserteure vor ein Kriegsgericht gestellt. Der Kronprinz wurde begnadigt, musste aber vom Fenster seiner Zelle aus mit ansehen, wie sein bester Freund enthauptet wurde. Diese bitteren Erfahrungen veränderten den kultivierten, feinsinnigen und klassisch gebildeten jungen Friedrich sehr. Bald fügte er sich dem Willen seines Vaters, leistete in der Provinzialregierung von Küstrin eine Lehrzeit ab, übernahm danach die Führung eines Regiments und heiratete schließlich die Prinzessin, die sein Vater für ihn ausgesucht hatte.
    Zusammen mit seiner Frau lebte Friedrich auf dem Schloss Rheinsberg in Brandenburg, wo er sich wieder verstärkt mit Musik und Literatur beschäftigte. Er begann auch einen Briefwechsel mit dem französischen Philosophen Voltaire und schrieb ein Buch. Darin entwarf er das Bild eines pflichtbewussten und friedliebenden Fürsten, der Künste und Wissenschaften achtet und fördert. Als Friedrich mit 28 Jahren König wurde, hofften viele, nun werde ein Philosoph auf dem Thron sitzen und das Land in Frieden regieren. Doch diese Hoffnung wurde nur zum Teil erfüllt.
    Fünf Monate nach der Krönung Friedrichs II. starb Kaiser Karl VI. Seine Tochter Maria Theresia durfte ihm zwar auf den österreichischen Thron folgen; aber ob sie auch Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches werden konnte, war umstritten. Diese Unsicherheit nutzte der junge Preußenkönig zur Überraschung aller aus, um sein Land auf Kosten der Habsburger zu vergrößern. Im Dezember 1740 besetzten preußische Truppen Schlesien. Es kam zum Krieg, in dem Friedrich von dem sehr gut ausgebildeten und bewaffneten Heer, das ihm sein Vater hinterlassen hatte, profitierte. Aber ohne die Machtgier Frankreichs, Spaniens, Bayerns und Sachsens, die auf einen Anteil an der Beute hofften und deshalb den Friedensbrecher unterstützten, hätten Friedrich und Preußen den 1. Schlesischen Krieg wohl nicht überstanden.
    Den 2. Schlesischen Krieg begann Friedrich schon 1744, aus Angst, Österreich könnte mit Hilfe seines neuen Verbündeten England einen Gegenschlag planen. Nach diesem Krieg verzichtete Österreich auf den größten Teil Schlesiens. Preußen wiederum erkannte Maria Theresia als habsburgische Erbin an und unterstützte die Wahl ihres Mannes Franz Stephan zum Kaiser des Reichs.
    Damit hatte sich im Deutschen Reich eine grundlegende Veränderung ergeben. Den katholischen Habsburgern im Süden stand mit den protestantischen Hohenzollern im Norden eine beinahe ebenbürtige Macht gegenüber. Daran änderte auch der dritte Krieg um die Vorherrschaft in Deutschland nichts.
    Diesem »Siebenjährigen Krieg« von 1756 bis 1763 verdankte Friedrich den Ruf, ein großer Feldherr zu sein. Denn Preußen stand gegen Österreich, Frankreich, Russland und die meisten deutschen Reichsfürsten. Trotz englischer Hilfe war dieser Krieg für Preußen eigentlich nicht zu gewinnen, und mehrmals schien die Lage auch ziemlich aussichtslos. Doch gerade dann bewies Friedrich seine glänzenden militärischen Fähigkeiten, zeigten seine Offiziere ihr großes Können, bewährte sich die einmalige Disziplin und Schlagkraft der preußischen Armee. Und als das alles nicht mehr ausreichte, kam Friedrich noch das Glück – manche sprachen auch von einem Wunder – zu Hilfe: In Russland starb völlig unerwartet die Zarin Elisabeth. Ihr Nachfolger Peter III. war ein großer Bewunderer Friedrichs. Er wechselte sofort die Fronten und schloss einen Bündnisvertrag mit Preußen.
    Ein Jahr später, am 15. Februar 1763, wurde der Siebenjährige Krieg mit dem »Frieden von

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