Deutsche Geschichte
deutsche Kirchenlieder wurden gesungen.
Da andere Fürsten und Städte am katholischen Glauben festhielten, führte die Reformation – entgegen Luthers ursprünglicher Absicht – zu einer Glaubens- und Kirchenspaltung. Als 1526 der Reichstag in Speyer zusammentrat, waren beide Seiten bemüht, den offenen Konflikt zu vermeiden. Man hoffte noch auf die Überwindung der Spaltung durch eine Bischofsversammlung, ein »Konzil«, und schloss folgenden Kompromiss: Jeder solle es mit der lutherischen Lehre so halten, wie er es vor Gott und dem Kaiser verantworten könne.
Drei Jahre später aber wollten die katholisch gebliebenen Fürsten den Kompromiss wieder rückgängig machen. Fünf reformierte Fürsten und vierzehn Städte legten feierlich Protest ein. So entstand der Name »Protestanten« für alle, die sich von der römischen Kirche lossagten.
1546 begann sogar ein Krieg zwischen den beiden Lagern. 1547 wurden die Protestanten von den kaiserlichen Truppen geschlagen. Dabei ging es Kaiser Karl V. nicht nur um den rechten Glauben; es kam ihm vor allem darauf an, »die Selbstständigkeit der Landesherren zu zerstören und aus Deutschland einen Staat zu machen, in dem die Macht beim Kaiser liegt«.
Je klarer den katholischen Fürsten das Ziel des Kaisers wurde, desto zahlreicher wechselten sie die Seite. Mit einem überraschenden Angriff zwangen sie den Kaiser zum Nachgeben und zur Flucht. Sein Bruder Ferdinand führte fortan die Verhandlungen mit den Protestanten.
Im »Augsburger Religionsfrieden« von 1555 wurde die lutherische Lehre schließlich als gleichberechtigt anerkannt. Die Untertanen mussten das Bekenntnis ihres Landesherrn annehmen. Andersgläubige »durften« auswandern. In Reichsstädten mit konfessionell gemischter Bevölkerung hatten beide Kirchen das Recht zur Ausübung ihrer Religion. Mit diesem Frieden war die religiöse Spaltung Deutschlands besiegelt.
Der Dreißigjährige Krieg
Der Augsburger Religionsfriede sollte ein friedliches Nebeneinander von Katholiken und Protestanten ermöglichen, schloss künftige Veränderungen allerdings nicht aus. Und beide Seiten versuchten schon bald, ihren Einflussbereich auszudehnen. Die katholische Kirche wandte dafür eine Doppelstrategie an: Reform, also innere Erneuerung, und Gegenreformation, also Kampf gegen die Protestanten. Anfangs verlief dieser Kampf noch weitgehend gewaltlos. Aber um 1600 verschärften sich die Gegensätze. Protestantische Fürsten schlossen sich 1608 zur »Union«, katholische zur »Liga« zusammen.
Besonders verworren und angespannt war die Lage in Böhmen. Dort wurde im Jahr 1617 der katholische Habsburger Ferdinand II. König. Er verlangte von den Protestanten, den katholischen Glauben anzunehmen, ließ ihre Kirchen schließen und sogar niederreißen. Und er wollte die politischen Mitbestimmungsrechte der böhmischen Landstände (die Vertretung von Adel, Kirchen und Bürgertum) aufheben. Da versammelten sich am 23. Mai 1618 böhmische Adlige und Bürger vor der Prager Burg, drangen schließlich in die Burg ein und warfen drei Vertreter des Königs aus dem Fenster. Dieser »Prager Fenstersturz« war der Auftakt zu einem entsetzlichen Krieg, der 30 Jahre dauern sollte. Kein Krieg hatte je so viel Leid und Elend über die Menschen gebracht wie dieser »Dreißigjährige Krieg«. In vielen Schriften überboten sich später die Chronisten bei den Schilderungen der Grausamkeiten, die von Soldaten begangen wurden. Was aber waren die Hintergründe dieses Krieges?
Der Dreißigjährige Krieg wurde und wird allgemein als Glaubenskrieg bezeichnet. Für die erste Phase traf das auch noch zu. Da wollten die Katholiken unter Führung der Habsburger und Wittelsbacher das Reich wieder katholisch machen. Gleichzeitig aber ging es um die Aufteilung der Macht zwischen der kaiserlichen Zentralgewalt und den Landesfürsten. Das zeigte sich deutlich, als die kaiserlichen Truppen unter Wallenstein ganz Norddeutschland erobert hatten. Im Hochgefühl des Sieges erließ Kaiser Ferdinand ein Gesetz, nach dem alle protestantisch gewordenen Kirchengüter dem Reich zufallen sollten. Diese Maßnahme scheiterte am geschlossenen Widerstand der katholischen Kurfürsten. Denn die großen Gebiete hätten die Besitzverhältnisse und damit die Macht zu Gunsten des Kaiserhauses verschoben. Das zu verhindern war den katholischen Kurfürsten viel wichtiger als die Glaubensfrage.
Auch als die Nachbarländer in den Krieg eingriffen, ging es mehr um Machtfragen als um den
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