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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte
Autoren: Manfred Mai
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gelenkten Planwirtschaft. Weil dieser Kampf der Systeme nicht mit militärischen, sondern mit wirtschaftlichen und propagandistischen Mitteln geführt wurde, sprach man vom »Kalten Krieg«.
    Die amerikanische Regierung wollte eine Ausdehnung des Kommunismus in Europa durch eine neue Eindämmungspolitik – »Containment« – verhindern. Durch Militär- und Wirtschaftshilfe sollte zumindest Westeuropa so gestärkt werden, dass es sowjetischen Expansionsgelüsten widerstehen konnte. Diese neue Politik aber hatte auch eine völlig neue Besatzungspolitik zur Folge: In der amerikanischen und britischen Zone wurde die Demontage von Industriebetrieben völlig eingestellt, und beide Zonen schlossen sich am 1. Januar 1947 zur »Bizone« zusammen. Später kam auch noch die französische Zone dazu und machte die »Bi-« zur »Trizone«.
    Der amerikanische Außenminister George Marshall verkündete am 5. Juni 1947 ein Programm zum Wiederaufbau der europäischen Wirtschaft. Auch die drei westlichen Zonen Deutschlands erhielten Mittel aus diesem »Marshall- Plan«, was den Wiederaufbau in den Westzonen förderte – aber auch einen weiteren Schritt zur Teilung Deutschlands bedeutete.
    Mit der »Währungsreform«, der Einführung der »Deutschen Mark« in den drei Westzonen am 21. Juni 1948, wurde die wirtschaftliche Spaltung Deutschlands endgültig vollzogen. Als die Westmächte die D-Mark auch in den Westsektoren Berlins einführen wollten, verhängte die Sowjetunion eine »Blockade«: Alle Straßen, Eisenbahnlinien und Wasserwege zwischen Westberlin und Westdeutschland wurden gesperrt. Auf diese Weise wollte Stalin die Westmächte unter Druck setzen und die Bildung eines westlich orientierten westdeutschen Teilstaates verhindern. Aber es kam anders. Die USA und England beschlossen, Westberlin über eine »Luftbrücke« zu versorgen. Mit einer kaum für möglich gehaltenen Leistung wurden 2 Millionen Menschen elf Monate lang per Flugzeug mit allem versorgt, was sie zum Überleben brauchten. Alle zwei bis drei Minuten landete ein »Rosinenbomber« auf einem der drei Westberliner Flughäfen.
    Am 12. Mai 1949 gab die Sowjetunion ihren Erpressungsversuch auf und beendete die Blockade. Sie war die erste kritische Phase des Kalten Krieges und ließ Westberliner, Westdeutsche und Westalliierte näher zusammenrücken. Die fühlten sich erstmals seit 1945 als Verbündete und sahen ihren gemeinsamen Hauptfeind in der Sowjetunion. Stalin hat mit der Berliner Blockade also genau das gefördert, was er verhindern wollte.

Zwei Deutschland
    Im Potsdamer Abkommen hatten die Alliierten als eines der wichtigsten Ziele die Demokratisierung des politischen Lebens in Deutschland genannt. Und schon im Sommer 1945 wurden in ganz Deutschland demokratische Parteien zugelassen. Dazu zählten als erste die Parteien, die gegen den Nationalsozialismus Widerstand geleistet hatten: KPD und SPD. Zu ihnen gesellte sich in der Ostzone die »Liberal-Demokratische Partei Deutschlands« (LDPD), die sich in den Westzonen »Freie Demokratische Partei« (FDP) nannte. Neben diesen »alten« Parteien bildete sich mit der »Christlich Demokratischen Union« (CDU) – in Bayern »Christlich Soziale Union« (CSU) – eine neue, überkonfessionelle, bürgerliche Partei.
    In der Ostzone dauerte der Parteienwettstreit um die Gunst der Wähler allerdings nicht lange. Auf Druck der sowjetischen Besatzungsmacht musste sich die SPD mit der KPD zur »Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands« (SED) vereinigen. Danach erfolgte schrittweise die Umwandlung dieser SED in eine von Moskau gelenkte kommunistische Partei. Auch die anderen Parteien verloren bald ihre Selbstständigkeit und waren kaum mehr als Anhängsel der SED.
    In den Westzonen zeigte sich schon bei den ersten Landtagswahlen in den Jahren 1946/47, dass die »alte« SPD und die neue CDU/CSU die stärksten politischen Kräfte waren. KPD und FDP kamen im Durchschnitt auf jeweils knapp 10% der Wählerstimmen.
    Als die Gegensätze zwischen den Alliierten immer deutlicher wurden, beauftragten die Westmächte die westdeutschen Ministerpräsidenten, eine verfassunggebende Nationalversammlung einzuberufen. Die Ministerpräsidenten aber scheuten sich, einen westdeutschen Staat zu errichten und damit die Spaltung zwischen West und Ost festzuschreiben. Sie plädierten für ein »Provisorium«, das den Weg zur späteren Gründung eines gesamtdeutschen Staates offen halten sollte. Deswegen beriefen sie auch keine
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