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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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romantischen Schule zusammenhing, und wie er gewissermaßen den Uebergang von dieser zu dem lebendigen Leben der Gegenwart bildete.
Heine
als Dichter mit dem Schmelz seiner Sprache, seiner tiefen, ursprünglichen Poesie, so wie auch mit seiner Frivolität und seinen Unarten, ist Jedermann genügend bekannt; weniger ist er dies in seiner Einwirkung auf die politischen Ansichten der Zeitgenossen.
    Er war auch Patriot, nicht allein Dichter und in seiner Art ein Freiheitsheld, der mit scharfen Keulenschlägen bis an sein Ende gegen die geistige und freiheitliche Unterdrückung in Deutschland ankämpfte. Gleich Börne fand er ein zweites Vaterland in Paris, von wo er mit unermüdlicher Theilnahme die Vorgänge daheim verfolgte, kritisirte, angriff und verhöhnte. Auch er wurde darin vielfach mißverstanden, und er hielt es hie und da für angebracht, sich dagegen zur Wehre zu setzen. So sagt er in einer seiner Schriften: »Du lügst
Brutus
, Du lügst
Cassius
, und auch Du lügst
Asinius
, wenn Ihr behauptet, mein Spott träfe jene Ideen, die eine kostbare Errungenschaft der Menschheit sind und für die ich selbst so viel gestritten und gelitten habe!« –
    Seine eigene Doctrin hat er in ein paar niedlichen Versen ausgesprochen:
     
    »Schlage die Trommel und fürchte dich nicht!
    – – – – – – – –
    Trommle die Leute aus dem Schlaf,
    Trommle Reveille mit Jugendkraft,
    Marschire trommelnd immer voran,
    Das ist die ganze Wissenschaft! –
    Das ist die Hegel'sche Philosophie,
    Das ist der Bücher tiefster Sinn;
    Ich hab' sie begriffen, weil ich gescheidt,
    Und weil ich ein guter Tambour bin!«
     
    Heine hat denn auch in seiner genialen Weise wacker getrommelt und Viele aus dem Schlafe gerüttelt – er hat getrommelt mit Enthusiasmus – wir verweisen nur an seinen Appell an das deutsche Volk für die Polen – mit Satyre, mit Weltschmerz und mit schlagenden Worten voll tiefen Ernstes! Berühmt sind neben seinen Gedichten die
Reisebriefe und Bilder
, in denen die Zustände der Gegenwart, sowohl die politischen, wie die künstlerischen, wissenschaftlichen und religiösen, ebenso rücksichtslos gegeißelt sind, wie sich eine oft nicht zu entschuldigende Frivolität hineinmischt. Diese Reisebriefe waren von so mächtiger Einwirkung, daß
von Bundes wegen
im Jahre 1835 nicht allein Heine's schon geschriebene, sondern auch seine noch
zu schreibenden
Schriften in Deutschland verboten wurden, was natürlich deren größerer Verbreitung nur förderlich war.
    Ein außerordentliches Aufsehen machte dann später in den 40ger Jahren sein erzählendes Gedicht:
Deutschland
, ein Wintermährchen, das 1846 erschien. Der Dichter berichtet darin über eine Reise, die er durch Deutschland gemacht, und was er dabei Alles gesehen; mit herber Satyre verhöhnt er die Zustände in den verschiedenen Staaten und Stäätchen, aber durch allen Spott hindurch leuchtet doch wieder so viel Liebe und Trauer für und um das Vaterland, für das er kaum noch etwas Besseres hoffte, heraus, daß in dieser interessanten Dichtung Heine wieder vollkommen beweist, wie er neben seiner Schärfe tief und ideell empfinden konnte. Dieses Wintermährchen machte denn auch das außerordentlichste Aufsehen, und Viele söhnten sich wieder mit dem Dichter aus, der in einer Anrede an die Teutoburger Wölfe, worunter die Deutschthümler zu verstehen sind, mit tiefem Ernste das Gerücht zurückweist, als sei er selber »unter die Hunde gegangen«, – oder mit andern Worten, seinen früheren Ansichten untreu geworden. –
    Glücklicher als Börne erlebte er die Revolution von 1848, aber auch noch die darauf folgende Reaction, da er erst 1856 von seinen langen und schweren Leiden erlöst wurde. –
    Mit Heine und Börne beginnt nun, wie gesagt, ein neuer Abschnitt in der Geschichte unserer Nationalliteratur; das ganze jüngere Dichtergeschlecht stand fortan unter deren Einfluß, zunächst jene Gruppe junger Männer, die unter der Bezeichnung des: »
Jungen Deutschland
« klassificirt werden. Diese Gruppe von Schriftstellern war es jetzt, welche mehr und mehr die Literatur in die neuen Bahnen weiter drängte und bei Denen gleichfalls der Schwerpunkt ihrer früheren Bedeutung, in dem Verhältniß zu der Geschichte ihrer Gegenwart liegt. Es waren fünf junge Männer, die man unter der obigen Benennung zusammen faßte:
Ludolph Wienbarg, Heinrich Laube, Gustav Kühne, Theodor Mundt
und
Karl Gutzkow
. Die Bezeichnung war eine ganz zufällige und beruhte niemals auf

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