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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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An dem Ziele und Traume seines Lebens verzweifelnd, legte er die Krone nieder, und starb nach wenigen Monaten, die Verwirklichung eines einigen Italiens seinem glücklicheren Sohne überlassend. Triumphirend zog Radetzky abermals in dem aufständischen Mailand ein, und der Lombardei blieb nun keine Hoffnung mehr, Oestreichs Scepter zu zerbrechen. Furchtbar büßte noch zuletzt die unglückliche Stadt
Brescia
für ihren patriotischen Widerstand, indem General
Haynau
, der sie nach heldenmüthigem Widerstande einnahm, sogar gegen Frauen und Kinder in der schändlichsten Weise wüthete und sich dadurch den Beinamen: die Hyäne von Brescia, erwarb.
    Niemals, seit den Tagen des 30jährigen Krieges hatte sich die Herrschaft des Säbels in solch unwürdiger Weise gezeigt, als in jenen schweren Zeiten, und während hier nun Deutsche die Italiener niederwarfen, kämpfte Windischgrätz mit seiner bunten Musterkarte von Völkern, gegen die Ungarn weiter fort, deren dauerndes Kriegsglück sie leider jetzt das rechte Maß vergessen ließ.
    Kossuth machte den ungeheuren Fehler, am 24. April 1849 das Haus Oestreich, dessen Centralisationsprogramm alle Rechte Ungarns verletze, der ungarischen Krone für verlustig zu erklären und die Republik zu proklamiren, an deren Spitze er selber, unter dem ungeheuersten Jubel der Bevölkerung als Dictator gestellt wurde. Er zerstörte durch diesen Schritt den Schein der Legitimität, welcher bis dahin ihre Sache umgeben und die ungarische Armee zum großen Theil noch bei derselben erhalten hatte; sein zweiter Fehler war, wie schon erwähnt, die Agitation in Polen, wodurch er Rußland den längst ersehnten Vorwand gab, sich in diese Händel einzumischen. Sobald ihm die Zeit dazu gekommen schien, bot Kaiser Nicolaus dem jungen Franz Joseph die Freundschaftshand, die dieser begierig erfaßte. Deutschland war in jenem Augenblick, im Frühsommer 1849 mit den Aufständen in Baden und der Pfalz vollauf beschäftigt, und es mußte an der östlichen Gränze die Dinge gehen lassen, wie sie eben gingen. Während nun im Westen Preußen die letzten freiheitlichen Bewegungen niederschlug, geschah ein Gleiches im Osten durch Rußlands Hülfe. Die zwei noch unverbrauchten Militärmächte sprangen direct und indirect der dritten, der seit einem Jahr so schwer bedrängten Militärmacht Oestreich bei. Im Mai trafen sich die beiden Kaiser in Warschau, um den Feldzugsplan gegen Ungarn zu berathen; in Folge dessen rückte nun der Fürst von Warschau, der gefürchtete Paskiewitsch mit 130,000 Mann durch die Pässe der Karpathen in Ungarn ein; eine andere Truppenabtheilung marschirte nach Wien, um sich dort mit den östreichischen Truppen unter Haynau zu vereinigen, ein drittes Korps, das schon früher in der Wallachei Posto gefaßt hatte, wurde bedeutend verstärkt. Fürst Windischgrätz, von Schlachtenunglück verfolgt, hatte schon längst sein Commando niederlegen müssen, ihm war Welden gefolgt, der auch nichts ausrichtete; nun schickte Fürst Schwarzenberg den gehaßten und gefürchteten Haynau nach Ungarn, was die höchste Entrüstung erregte, denn es war damit angedeutet, nach welchem Zuschnitt man jetzt den Krieg, mit Hülfe der Russen, weiter zu führen, wie man seinen Sieg zu benutzen gedachte. Nimmermehr konnte Ungarn, trotzdem es seine Anstrengungen verdoppelte, trotzdem es im Namen der Freiheit die übrigen östreichischen Provinzen, die nun wieder hochaufhorchten, und gerne auf's Neue losgeschlagen hätten, zu insurgiren versuchte, einer solchen Uebermacht lange trotzen.
    Haynau schlug zuerst die Ungarn vor Komorn, und schloß dann die Festung auf's Neue ein; darauf zog sich Kossuth mit dem Reichstag nach
Szegedin
zurück. Als er auch dort sich nicht mehr halten konnte, verlegte er ihn nach
Arad
, aber ehe er noch wieder zusammenkam, war Ungarns Schicksal bereits entschieden. Von allen Seiten sahen sich die ungarischen Generale bedrängt und geschlagen. Zuletzt kam es noch zum offenen Bruche zwischen Kossuth und Görgey wegen
Bem's
Bevorzugung, dem Jener den Oberbefehl gegeben. Als nun Bem bei Temesvar eine entscheidende Niederlage erlitten, legte Kossuth den Oberbefehl über alle Truppen, sowie die Macht Frieden zu schließen, in Görgey's Hände, am Ende auch noch, da dieser es so verlangte, seine Macht und Würde. Heimlich begab er sich nach Siebenbürgen zu Bem, nahm aber das Palladium der Ungarn, die Reichskleinodien des heiligen Stephan mit sich fort.
    Der neue Dictator Görgey gebrauchte nun seine

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