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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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stetem Schwanken zu erhalten.
    Von dem Berliner Magistrate und den Kammern feierlichst empfangen, wurde die Kaiserdeputation am 3. April bei dem Könige eingeführt und im Rittersaale des Schlosses empfangen. Simson hielt die entsprechende Anrede, worauf die inhaltschwere Antwort des Königs erfolgte, durch welche er die ihm
zugedachte Würde ablehnte
. Er sagte, daß er sich mit dem König der Könige darüber berathen habe, und dies mache das Auge klar, und das Herz gewiß. Der Schwerpunkt seiner Ablehnung lag dann in dem folgenden Satze: »Ich würde Deutschland's Einheit nicht aufrichten, wollte ich mit Verletzung heiliger Rechte und meiner früheren feierlichen Versicherungen ohne
das freie Einverständniß der gekrönten Häupter
der Fürsten und freien Städte Deutschland's, eine Entschließung fassen, welche für sie und die von ihnen regierten deutschen Stämme die entscheidensten Folgen haben muß. An den Regierungen der einzelnen Staaten wird es daher jetzt sein, in
gemeinsamer
Berathung zu prüfen, ob die Verfassung den einzelnen, wie dem Ganzen frommt, ob die mir zugedachten Rechte mich in den Stand setzen würden, mit starker Hand, wie ein solcher Beruf es von mir fordert, die Geschicke des großen, deutschen Vaterlandes zu leiten und die Hoffnungen seiner Völker zu erfüllen. Dessen aber möge Deutschland gewiß sein und das, meine Herren, verkündigen Sie in allen seinen Gauen, bedarf es des preußischen Schildes und Schwertes gegen äußere oder innere Feinde, so werde ich auch ohne Ruf nicht fehlen!« –
    Mit schmerzlicher Enttäuschung vernahm die Deputation diese Rede, um so mehr, als man behauptet hatte, der König sei noch Tags zuvor wenigstens zu einer bedingten Annahme entschlossen gewesen. –
    Wie man die inneren Vorgänge jener Zeit und die Individualität Friedrich Wilhelm's heute kennt, kann uns seine Ablehnung durchaus nicht mehr verwundern. Er wollte die Kaiserkrone wohl aus der Hand der Fürsten, nicht aber aus der des
Volkes
annehmen, und daß die Ersteren sie ihm freiwillig anbieten würden, daran war nicht zu denken. –
    Unter den Deputirten befand sich
ein
Mann, welcher es vorher genau wußte, was erfolgen würde, dies war der alte
Arndt
, der in den Tagen der größten Spannung an den König geschrieben und ihn beschworen hatte, sich der Pflicht, die deutsche Einheit zu begründen, jetzt nicht länger zu entziehen. Er erhielt als Antwort einen höchst merkwürdigen Brief von Friedrich Wilhelm, der aber erst nach beider Tode, weil strenges Geheimniß angelobt war, veröffentlicht und bekannt wurde. Diesem Schriftstück zufolge war Friedrich Wilhelm schon lange fest entschlossen, eine Krone auszuschlagen, über die er sich folgendermaßen äußerte: »Die große Versammlung, die sich deutsche Nationalversammlung nennt, von der ein erfreulich großer Theil zu den besten Männern des Vaterlandes gehört, hat weder eine Krone zu geben, noch zu bieten. Sie hat eine Verfassung zu entwerfen, und demnächst mit allen von ganz Europa anerkannten regierenden Herren und Städten Deutschlands zu vertragen. Wo ist der Auftrag, der diese Männer berechtigt, über die rechtmäßigen Obrigkeiten, denen sie geschworen, einen König oder Kaiser zu setzen? Wo ist der Rath der Könige und Fürsten Deutschland's, der nach tausendjährigem Herkommen dem heiligen Reich seinen König kürt und die Wahl dem Volke zur Bestätigung vorlegt?« – Das Recht der Revolution und der Selbstbestimmung war damit der deutschen Nation vollständig abgesprochen, – und noch erregter äußerte sich der Monarch an einer anderen Stelle des Briefes über die Selbstüberhebung des Parlaments: »Auf eine Botschaft, wie sie mir aus Frankfurt droht, geziemt mir das Schweigen. Ich darf und werde nicht antworten, um Männer, die ich ehre und liebe, auf die ich mit Stolz, ja mit Dankbarkeit blicke, nicht zu beleidigen, denn was wurde mir geboten? Ist diese Geburt des gräßlich kreisenden Jahres 1848 eine Krone? Das Ding, von dem wir reden, trägt nicht das Zeichen des heiligen Kreuzes, drückt nicht den Stempel von »Gottes Gnaden« auf's Haupt, ist
keine Krone
. Es ist das eiserne Halsband einer Knechtschaft, durch welches der Sohn von 24 Regenten, Kurfürsten und Königen, das Haupt von 16 Millionen, der Herr des treuesten und tapfersten Heeres der Welt, der
Revolution zum Leibeigenen
gemacht würde! Und das sei ferne!« –
    Traurig kehrte die Kaiser-Deputation von Berlin nach Frankfurt zurück; jede Hoffnung einer

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