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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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und gefährlich mache. Die deutschen Staatsmänner, selbst Metternich, und auch deutsche Fürsten, namentlich die von Baiern und Württemberg, erklärten sich mit dieser Ansicht
vollständig einverstanden
, als man sich im Juni 1815 zu Heidelberg im Hauptquartier zusammenfand. Aber die nun maßgebenden Personen, Wellington und Kaiser Alexander, dachten anders darüber. Ersterer bezweckte jetzt, nachdem er sich den Bourbonen so gefällig erwiesen, eine dauernde Einwirkung Englands auf die französische Politik zu begründen, und Alexander, obgleich er persönlich Talleyrand und die Bourbonen haßte und verachtete, brütete zu jener Zeit über neuen phantastischen Plänen, die ihm viel näher am Herzen lagen, als Deutschlands Wohl. Der eine dieser Pläne, über den wir bald Näheres hören werden, war die Gründung der
heiligen Allianz
, der zweite gipfelte in der Idee, den christlichen Orient, namentlich aber die Griechen, von dem Joche der Türken zu befreien, sowie den Islam über den Bosporus zurückzuwerfen, ein Gedanke, der vornehmlich durch seinen Vertrauten, den Griechen Kapodistria, in ihm geweckt und unterhalten wurde. Dazu bedurfte er jedoch eines starken und willfährigen Frankreich, welches England das Gleichgewicht zu halten vermochte – folglich war auch seinerseits Schonung dieses Landes geboten. Als letzter Hintergedanke leitete aber England ganz ebenso wie Rußland das gleiche Intrresse – man mochte in jedem Fall lieber ein mächtiges Frankreich, als ein starkes, in sich geeinigtes Deutschland in Europa sehen. Leider hatten die deutschen Staatslenker gleich bei
Beginn des Kampfes
es wiederholt vergessen ihre Bedingungen zu stellen, und jetzt zogen schon die Diplomaten gen Paris heran, ihre Federn und Ränke in Bewegung zu setzen. – Für Preußen unterhandelten Fürst
Hardenberg, Wilhelm v. Humboldt
und
Gneisenau
; für Oestreich:
Metternich, Wessenberg
und
Schwarzenberg
; für England:
Castlereagh, Wellington
und
Stuart
; für Rußland:
Nesselrode, Pozzo di Borgo
und
Kapodistria
. Daß die Franzosen ihrerseits nichts versäumten, die günstige Stimmung der Fremden für sich zu nähren, ist begreiflich und bald trat es zu Tage, wie man ihnen durchaus nicht mehr auferlegen wollte, als eine Kriegsschatzung und eine zeitweilige Besetzung des Landes. Wieder stand Deutschland vollkommen isolirt, als es nun seine alten Provinzen sowie die äußerste der drei französischen Festungsreihen im Nordwesten verlangte. – Preußen, dahin hatte man sich untereinander zuvor geeinigt, sollte davon in der westlichen Ecke
Luxemburg
erhalten; Elsaß und Lothringen entweder dem Kronprinzen von Württemberg, oder dem Erzherzog Karl von Oestreich, möglicherweise auch an Baiern gegeben werden. Auf's redlichste bemühten sich die genannten deutschen Staatsmänner und mit ihnen die deutschen Feldherren, das geraubte Gut an Deutschland zurückzubringen, vor Allen thätig waren dafür
Gneisenau, Humboldt
und
Stein
; der Letztere war dem Hauptquartiere nach Paris gefolgt, und wacker stand ihm zur Seite der Freiherr von Gagern, damals Bevollmächtigter des Prinzen von Oranien. Aber »als Habsucht und Armuth« Oestreichs und Preußens bezeichnete die Gegenparthei ihre patriotischen Bemühungen, und ohne Eindruck blieben die trefflichsten Denkschriften und Auseinandersetzungen über die Nothwendigkeit einer gesicherten Gränze. »Es ist klar, diese Russen wollen, daß wir verwundbar bleiben«, so klagt Stein gegen Gagern mit vollstem Rechte. Man hat in der späteren Zeit oft bittere Klage darüber geführt, daß der zweite Pariser Friede die genannten Forderungen nicht erfüllt habe, daß damals Deutschland schlecht berathen gewesen. Aber es war nicht das Verschulden dieser braven, deutschen Männer, die in ohnmächtigem Schmerz gegen Verhältnisse ankämpften, die sie um so weniger bewältigen konnten, als Franz von Oestreich und Friedrich Wilhelm von Preußen ja keine Ahnung von dem hatten, was sie ihrer Nation und ihren Völkern schuldig waren. Noch lange wird diese Versäumniß zu beklagen sein, denn damals wären die getrennten Provinzen froher und freudiger zu uns zurückgekehrt, als jetzt, nachdem noch einmal eine so lange Zeit darüber hingegangen. – Unter dem Einfluß unbefriedigter Stimmungen rückte das Friedenswerk nur langsam vorwärts, während die Herrscher sich an militärischen Schauspielen ergötzten. In den Ebenen der Champagne hielt Kaiser Alexander eine Musterung seiner Truppen ab, und bei Dijon

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