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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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suchen, weßhalb Metternich mit freundlichem Auge auf Polen sah, das seinen Aufstand schon von langer Hand her vorbereitet hatte. Schon um 1829, als Nikolaus sich in Warschau krönen ließ, sollte die Revolution ausbrechen, aber die Landboten,
die polnischen Stände
, ließen es damals nicht zu, und nun brachte die Julirevulion auch hier die That zur Reife. Im November desselben Jahres noch erhob sich
Warschau
und das ganze Land, um bis zum Frühling 1832 mit unerschrockenem Muthe fortzukämpfen.
Mit gutem Rechte
durften die Polen auf eine endliche Unterstützung ihrer Forderungen durch die Kabinette rechnen, durften sie hoffen nicht hinter Griechenland zurückbleiben zu müssen, wo die Diplomatie doch auch noch zuletzt entscheidend eingegriffen hatte: namentlich aber zweifelten sie gar nicht an der lebhaften Unterstützung des revolutionären Frankreich. In glühender Sprache richteten die polnischen Wortführer ihre Manifeste an die Völker Europa's und flehten sie dieselben unter Darlegung ihrer Rechte um Beistand an: das
deutsche Volk
jedoch wurde
nicht
von ihnen angerufen, denn von diesem hofften sie auf keine Hülfe. Dennoch entzündeten sich überall die Herzen der deutschen Patrioten, denn klar und deutlich waren darin die Beschwerden des polnischen Volkes in jenen Schriftstücken dargelegt – namentlich die Unmöglichkeit,
mit Rußland vereint
ein
constitutionelles Leben
zu begründen und aufrecht zu erhalten. Es heißt darin unter Anderen: die Vereinigung zweier Kronen, einer
constitutionellen
und einer
despotischen
auf
einem Haupte
war ein politischer Mißgriff, der nicht lange bestehen konnte. Jedermann sah voraus, daß das Königreich Polen entweder für das ganze russische Reich der Keim liberaler Institutionen werden, oder der ehernen Faust des Selbstherrschers erliegen müsse!« – Diese wenigen Worte enthalten die ganze Bedeutung und die ganze Berechtigung des Kampfes, denn in der That, dieses Mal war Rußland der Rebell, da es sich bestrebte, die von ihm beschworenen Eide zu brechen und Polen mit Rußland gewaltsam zu einem, nach den Regeln des schlimmsten Absolutismus verwalteten Staates zu vereinigen. – Was naturgemäß in den civilisirten europäischen Ländern die Sympathie für die Polen noch mehr steigern mußte, waren die ersten Regungen der Angst und Furcht vor dem niederdrückenden und stets wachsenden Einflusse Rußlands. Alle Blicke waren somit auf den ungleichen Kampf gerichtet, überall wurden Geldsammlungen für die Polen veranstaltet, in den Schulen zupften die Kinder Charpie für deren Verwundete, und Comité's, die sich zu diesem Zwecke gebildet, brachten die Verbandssachen, die Kleider, die Lebensmittel, Alles was man für die Polen zusammenbringen konnte, an die polnische Grenze. Auch die Dichter blieben nicht zurück, Polens Erhebung zu preisen und besonders begeisternd wirkten die
Polenlieder
eines jungen Dichters, des Grafen H. v. Platen.
    Die ersten siegreichen Erfolge der Polen unter tapferen Führern ließen das Beste für sie hoffen, aber ohne
auswärtige
Hülfe konnten sie den Riesenkampf doch nicht bis zu Ende führen. England, welchem dieser Anlaß hätte hoch willkommen sein müssen, Rußlands Wachsthum zu brechen, befand sich damals selbst noch in den Händen der Toryregierung; so begnügte es sich mit dem Beifall, den seine Presse den Polen zollte, und in
Frankreich
, wo Louis Philipp sich bereits bei Gelegenheit der Vorgänge in Belgien gegen den Grundsatz der bewaffneten Intervention ausgesprochen hatte, hielt man jetzt auch diesen Grundsatz fest. Das Königthum der
Orléans
war eben ganz ebensowenig revolutionär gesinnt, wie das der Bourbonen. Was Oestreich betrifft, so mußte man es ihm schon hoch anrechnen, daß es seine Völker überhaupt ohne Verbot sich für die Polen begeistern ließ, ja, es gestattete, daß man ihnen durch die östreichischen Länder die Hülfsmittel zum Kampfe zugehen ließ.
Preußen
aber spielte mit Rußland unter einer Decke; seine von ihm ausgesprochene
Neutralität
hielt es sehr streng gegen die Polen aufrecht, doch keineswegs gegen die Russen. Die preußische Regierung machte sich im wahren Sinne des Wortes an ihrer Grenze zum russischen Polizeidiener und erlaubte unter Anderem die Waffenausfuhr nach Rußland, während sie eine solche nach Polen streng verbot. – Ich muß es mir versagen, hier näher auf die Geschichte des
Polenkampfes
einzugehen, nur soviel, daß bei diesem Anlasse dieses Volk zeigte, wie viel Großes in ihm

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