Deutsche Geschichte
des deutschen Begründers der Archäologie Johann Joachim Winckelmann (1717–1768): „Geschichte der Kunst des Altertums“ (1764). Er kritisierte das „freche Feuer“ des Barocks und pries die Werke der griechisch-römischen Künstler als Dokumente „edler Einfalt und stiller Größe“.
Während man in der Architektur und Bildenden Kunst eher von Klassizismus spricht, setzte sich in der Literatur der Begriff Klassik durch. Er ist ja ein doppelter, denn hier meint er sowohl Schulung am Vorbild der Alten, als auch Schaffung von Mustergültigem, Maßstäbe Setzendem. Im Geniekult des Sturms und Drangs kündigte sich ein solcher Anspruch an. Die späteren Leitsterne Goethe und Schiller leuchteten bereits hell. Sie aber überwanden den „dichterischen Urschrei“ und fanden zu einer Einheit aus Tradition und Ausdruck der neuen Zeit, die wir Deutsche Klassik nennen, weil sie in dieser Ausprägung in keinem anderen Land anzutreffen und mehr war als Adaptierung der antiken Vorbilder im Sinn eines bloßen Klassizismus.
Weimarer Musenhof
Zentrum dieser Steigerung deutscher Kultur zur Weltgeltung wurde Weimar, wo ein kunstsinniger Fürst, Herzog Karl August (1757–1828), einen Musenhof um sich versammelte: neben den genannten zierten ihn die Schriftsteller Herder und Wieland, die Philosophen Hegel und Schopenhauer. Weithin dominierende Figur wurde Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832; das „von“ erhielt er 1782): Wie kein anderer Dichter verstand er es, Leben und Werk zu faszinierender Harmonie auszubilden; vielfach ist sogar gesagt worden, sein größtes Kunstwerk sei seine Daseinsform, seine allem Wissen zugewandte universale Persönlichkeit: Zum Klassiker wurde er im klassischen Gelände Italiens, wohin er 1786 aus der Weimarer Enge „floh“ und von wo er gereift 1788 heimkehrte.
Klassische Musik
Musikalische Klassik war mangels genauer Kenntnis der antiken Musik nicht in Anlehnung daran möglich, wohl aber eine Steigerung zu völlig neuem Ausdruck, der literarischen Vollendung durch die Weimarer durchaus an die Seite zu stellen. In Wien komponierten drei Meister, die die Musik wieder auf Höhen führten, die sie seit den Tagen des großen Johann Sebastian Bach (1685-1750) nicht mehr erreicht hatte. Joseph Haydn (1732-1809) eröffnete die Wiener Klassik mit einem Werk von hinreißender Melodik. Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) brachte in seiner Nachfolge einen Klang in die Welt, der im Wortsinn unerhört war und bis heute alle Welt bezaubert. Ludwig van Beethoven (1770-1827), der Bonner in Wien, wies mit machtvollen Akkorden und kühner Chromatik bereits in eine romantische Zukunft. Heute meint man mit dem Begriff „klassische Musik“ fast die gesamte so genannte E-Musik (E wie Ernst) im Unterschied zur leichten U-Musik (U wie Unterhaltung)
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Schiller und Goethe
Es folgte eine fruchtbare Epoche, die vor allem die Freundschaft mit Friedrich von Schiller (1759-1805) prägte, dessen idealistische Ästhetik die dichterische Produktion Goethes nachhaltig beeinflusste, darunter den ersten Teil des „Faust“, Drama des Menschen, der „immer strebend sich bemüht“. Goethe wurde in den letzten Lebensjahrzehnten mehr und mehr „der Olympier“, zu dem die jungen Romantiker ebenso pilgerten wie die Großen der Zeit (Begegnung mit Napoleon 1808 in Erfurt).
Goethe-Schiller-Denkmal vor dem Landestheater in Weimar, geschaffen von Ernst Rietschel (1804-1861) und 1857 aufgestellt
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(c) Interfoto, München: S.
Neue Epoche der Weltgeschichte
Die Kanonade von Valmy und die Folgen (1792–1799)
In Frankreich war im Sommer 1789 die Revolution ausgebrochen, die zum Sturz der Monarchie, zu blutigen Abrechnungen und zu einem Strom von adligen Flüchtlingen in die Nachbarländer, allen voran Deutschland führte. Sie nutzten ihre vielfältigen Verbindungen zum Betreiben ihrer Rückkehr und zum Vertreiben der Revolutionäre. Und es gelang ihnen auch, die Herrscher Preußens und Österreichs zu einem Bündnis gegen die neuen Machthaber in Paris zu bewegen, denn man fürchtete das Übergreifen des Aufruhrs. Über 70 000 Berufssoldaten stellten Kaiser und König gegen das hastig organisierte Revolutionsheer ins Feld und ließen sie unter Führung des viel gerühmten Herzogs von Braunschweig in Frankreich einrücken.
Vormarsch der Revolutionäre
Bei Valmy in der Nähe von Châlons-sur-Marne trafen die Armeen am 20. September 1792 auf einander. Die Franzosen unter General Dumouriez saßen in einer günstigen Stellung,
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