Deutsche Geschichte
bedeutete das Risiko der Überdehnung der Kräfte. Und so kam es zum „Wunder an der Marne“, wie es die Franzosen und Engländer nannten: Die gewaltige deutsche Offensive versandete wenige Kilometer vor der französischen Hauptstadt. Am 9.9.1914 ordnete Generalstabschef Helmuth von Moltke, Neffe des Siegers von 1871, den Rückzug an.
Abfahrt zum Sieg? In Erinnerung an 1870/71 unterschätzten nicht nur die fröhlich in den Kampf ziehenden Soldaten den kommenden Krieg. Auch die Führung gab sich lange Illusionen hin
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Erstarrte Fronten
Der Stellungskrieg ohne Ende (1914–1915)
Der Krieg im Westen hatte sich Ende 1914 buchstäblich eingegraben. Und das blieb 1915 so. Auch im Süden, wo Italien auf Seiten der Alliierten in den Kampf eingriff, fiel in vier Schlachten am Isonzo keine Entscheidung. Nur im Osten gab es einige Bewegung: In der masurischen Winterschlacht 1915 vertrieben deutsche Truppen endgültig die erneut eingebrochenen Russen von deutschem Boden. Nur gegen Österreich kamen sie weiter voran, so dass der deutsche Generalstabschef nach langem Zögern im Mai zu einer Durchbruchsschlacht bei Golice-Tarnow ausholte. Die Operation gelang und brachte die gesamte russische Front ins Wanken: Kurland, Litauen und Polen wurden erobert, Galizien konnte zurückgewonnen werden. Nur mit Mühe vermochten die Russen die Frontlinie von der unteren Düna bis zur Bukowina zu stabilisieren.
Schlacht bei Verdun
Am Stellungskrieg im Westen änderte sich im Folgejahr trotz ungeheurer Kraftanstrengungen nicht viel. Der neue deutsche Generalstabschef Erich von Falkenhayn (1861-1922) wollte hier wieder initiativ werden und den Eckpfeiler der französischen Front bei Verdun zum Einsturz bringen. Am 21. Februar begann die bis dahin größte Schlacht der Weltgeschichte. Bis in den äußeren Festungsring vermochten die Deutschen vorzudringen, doch alle weiteren Angriffe wurden unter ungeheuren Opfern auf beiden Seiten abgewiesen, wobei Forts wie Douaumont und strategische Punkte wie „Toter Mann“ traurige Berühmtheit erlangten. 700 000 junge Männer verloren in dem viermonatigen Ringen ihr Leben. Falkenhayns Strategie des „Verblutens“ hatte einen makabren Sinn gewonnen.
Seekrieg
Die deutsche Hochseeflotte saß zum größten Teil in der Nordsee fest, nur einige Einheiten vagabundierten auf den Weltmeeren und wurden dort nach manchen Erfolgen letztlich doch Opfer der sie jagenden britischen Übermacht, denn auch die deutschen Kolonien, wohin sie sich hätten retten können, gingen bis auf einen ostafrikanischen Rest bald verloren. Schon Ende 1914 waren die deutschen Kreuzer in der Seeschlacht bei den Falklandinseln untergegangen. Nur dem Mittelmeergeschwader gelang es, in Gewässer der inzwischen verbündeten Türkei zu entkommen. Die Kaiserliche Marine im Norden wollte 1916 den entscheidenden Schlag zugunsten Deutschlands führen. Bisher hatte sie eine direkte Konfrontation mit der Royal Navy vermieden, die die gesamte Nordsee weiträumig blockierte und die Zufuhren abschnitt. Am 31. Mai 1916 stellte die deutsche Flotte die britische Hauptmacht vor dem Skagerrak, wo sich 21 deutsche und 37 englische Großkampfschiffe eine verbissene Schlacht lieferten. Sie wurde unentschieden abgebrochen
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Krieg zwischen Rumänien und den Mittelmächten
An der Somme hielt derweil die Front trotz weit überlegener alliierter Angriffe, und auch die neue Luftwaffe brachte nichts in Bewegung. Im Osten dagegen brannte es im Sommer 1916 auf einmal wieder: Unter General Brussilow gewannen die Russen gegen die Österreicher die ganze Bukowina und brachten 200000 Gefangene ein. Mit letzter Kraft vermochten deutsche Reserven gerade noch, die russische Flut zum Stehen zu bringen. Nicht mehr verhindern aber ließ sich die vom russischen Erfolg ausgelöste Kriegserklärung Rumäniens an die Mittelmächte. Falkenhayn wurde nun als Chef der Obersten Heeresleitung von Hindenburg abgelöst und durfte seine strategischen Fehler an der neuen rumänischen Front operativ gutmachen. Das gelang ihm auch als Führer der 9. Armee, mit der er über die Karpaten vorstieß. Am 6. Dezember fiel Bukarest.
Alles Leben ausgelöscht hatten Artillerie und MG-Feuer. Nur noch Drahtverhaue, Krater, Unterstände. Postkarte aus dem Jahr 1916 von der Stellung „Toter Mann“ in der Schlacht um Verdun
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Frieden im Osten
Die Oktoberrevolution und die Verhandlungen von Brest-Litowsk (1918)
Die Völker hungerten,
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