Deutsche Geschichte
allen voran die Russen und Deutschen, und in Russland trieb der Hunger die Menschen auf die Straßen. Sozialistische Gruppen wie liberale Parteien nutzten den Aufruhr Anfang März 1917 zur Februarrevolution: Am 13. März – nach altem Kalender am 28. Februar – stürzte der Zar, an die Macht kam eine bürgerliche Regierung unter Kerenski, die aber nicht das erhoffte Kriegsende einleitete, im Gegenteil: Sie versicherte den westlichen Verbündeten, dass sie den Krieg unbeirrt weiterführen werde, und startete sogar unter Brussilow erneut eine nach Kerenski benannte Offensive Richtung Lemberg.
Lenins Agitation gegen die Liberalen
Inzwischen aber stand der Feind bereits unbemerkt innerhalb der russischen Mauern, und eingeschmuggelt hatte ihn der deutsche Gegner, dem dieser Feind selber nicht geheuer war: Der Bolschewistenführer Lenin hatte im Schweizer Exil auf seine Stunde gewartet und war mit deutscher Genehmigung im April 1917 per Bahn mit einigen Getreuen durch Deutschland über Finnland nach Petersburg gereist, wo er ungesäumt die Agitation gegen die Liberalen aufnahm, deren Politik und Kriegführung das Volk um die Früchte der Revolution zu prellen drohe.
Frieden schien zunächst jedoch in weitere Fernen zu rücken, denn die Kerenski-Offensive erzielte Teilerfolge. Es gelangen Fronteinbrüche, und die Österreicher wurden an die Karpaten gedrückt. Doch die russischen Verluste waren erheblich, das Heer begann sich bei der folgenden Gegenoffensive aufzulösen. Als deutsche Truppen auch im Baltikum angriffen und am 3. November Riga eroberten, schlug der Kerenski-Regierung die letzte Stunde. Der 7. November wurde zum Geburtstag der Oktoberrevolution, da noch der alte Kalender galt, und der zeigte den 25. Oktober 1917: Lenin ergriff mit den Bolschewisten die Macht; es entstand die Sowjetunion.
Verhandlungen in Brest-Litowsk
Lenin setzte den Frieden buchstäblich um jeden Preis auch gegen Widerstand in den eigenen Reihen durch, denn die deutschösterreichischen Forderungen waren überhart. Da aber die Mittelmächte bereits tief im Land standen, gab es zur Waffenruhe keine Alternative. Die Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk standen immer unter der Drohung der Mittelmächte, den Vormarsch wieder aufzunehmen. Am 3. März 1918 unterwarfen sich die Sowjets: Kurland, Litauen und Polen schieden aus dem russischen Staatsverband aus, Russland anerkannte die Unabhängigkeit der Ukraine und verpflichtete sich zur Räumung Finnlands.
Kriegsentscheidung durch die USA
Das Kriegsende im Osten machte Kräfte frei für den Westen, die dringend gebraucht wurden. 300 000 US-Soldaten standen bereits in Frankreich. Nachdem Deutschland zum verzweifelten Mittel des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs gegriffen hatte, waren die USA am 7.4.1917 in den Krieg eingetreten. Ludendorff, eigentlicher starker Mann in der Obersten Heeresleitung, ließ angreifen. Fünf Mal berannten seine Heere die alliierte Front – vergeblich. Es kam der „schwarze Tag“, der 8. August, an dem die Engländer mit 500 Tanks angriffen und die deutsche Front eindrückten. Hier zeigte sich, dass das deutsche Heer gegen die Übermacht der Alliierten – 600 000 Amerikaner standen nun bereits an der Front, bis Oktober wurden es 1,8 Millionen – auf Dauer nicht bestehen würde. Ludendorff und Hindenburg verlangten nach politischen Konsequenzen. Am 4. Oktober suchte die deutsche Regierung um Waffenstillstand nach. Zu spät: Die Alliierten bestanden nun auf der Kapitulation. Am 11. November unterzeichnete eine deutsche Delegation im Wald von Compiègne das Diktat
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Friedenskonferenz im deutschen Hauptquartier in Brest-Litowsk, Generalfeldmarschall Prinz Leopold von Bayern (links mit Vollbart) beim Unterzeichnen des Waffenstillstands am 17.12.1917
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(c) Interfoto, München: S.
Deutsche Revolution
Ende des Kaiserreichs – Ausrufung der Republik (1918)
In den Mittagsstunden des 9. November 1918 wuchs von Minute zu Minute die Gefahr, dass streikende Arbeiter und meuternde Soldaten in Berlin das Regierungsviertel stürmen könnten. Reichskanzler Prinz Max von Baden verkündete daraufhin auf eigene Faust die Abdankung des Kaisers. Schon vorher hatte er sein Amt dem SPD-Chef Friedrich Ebert (1871- 1925) übertragen. Was dieser noch nicht wusste und was er eigentlich hatte verhindern wollen: Es war bereits ein Reich ohne Krone. Sein Parteifreund Scheidemann hatte ohne Absprache die Republik ausgerufen. Er zog damit nur die Konsequenz aus dem Scheitern des Kaisers,
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