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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
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élevé et de mauvaise foi“), und verbündete sich 1894 mit Frankreich. London wurde von der kaiserlichen Regierung durch Parteinahme im Burenkonflikt 1896 brüskiert und durch forcierte Flottenrüstung provoziert. Und als Großbritannien dann dennoch seit 1898 wieder Verständigungssignale gab, biss Berlin nicht an.
    Man hielt die Gegensätze Londons zu Russland und Frankreich für dauerhaft unüberbrückbar. Die Folge war 1904 die Entente cordiale London-Paris. Und auch die russischenglischen Rivalitäten erwiesen sich als keineswegs so verlässlich wie in Berlin kalkuliert; 1907 einigten sich die beiden Großmächte kolonial. Doch die bedrohliche Kulisse wurde deutscherseits ignoriert. Prompt trat Russland dem französisch-britischen Bündnis bei und machte es 1908 zur Triple-Entente. Die deutsche Rolle in den sich nun häufenden Krisen um Marokko und auf dem Balkan offenbarte die ganze diplomatische Hilflosigkeit des „persönlichen Regiments“ des Kaisers.

Ungewohnt schlicht gekleidet und mit nur wenigen Orden geschmückt saß Kaiser Wilhelm II. 1891 dem Maler Max Koner (1854-1900) Modell für dieses Porträt. Gewohnt herrisch allerdings der Blick und gespreizt die Pose
.
    (c) akg, Berlin: S.

An der Marne gescheitert
Ausbruch des Ersten Weltkriegs (1914)
    Bismarcks Außenpolitik ruhte auf den beiden Säulen Österreich und Russland. Dass die Aufgabe eines Stützpfeilers zu Balanceproblemen führen musste, war abzusehen. Sie stellten sich denn auch umgehend ein, als Wilhelm II. ganz auf die „Nibelungentreue“ zu Österreich setzte, in dessen balkanischem „Hinterhof“ sich das brisante Gemisch zusammenbraute, das zur großen Explosion führen sollte. Die dortigen Staaten machten sich Hoffnungen auf Stücke aus dem Kuchen der europäischen Besitzungen der Türkei, die von Krisen geschüttelt wurde. Im Oktober 1912 fielen Serbien, Bulgarien, Montenegro und Griechenland gemeinsam als Balkanbund über die Türken her und siegten im Mai 1913 – allerdings auch sich auseinander, weil man sich auf die Verteilung der Beute nicht einigen konnte. Darüber brach einen Monat später erneuter Krieg aus, dieses Mal einer Bulgariens gegen die anderen Verbündeten. Nach zwei Monaten mussten die Bulgaren die Waffen strecken. Griechenland und vor allem Serbien waren die Nutznießer.
Serbien gegen Österreich
    Das ließ in Wien alle Alarmglocken schrillen, weil der serbische Machtzuwachs eigene Pläne in der Region bedrohte und russische Einmischung befürchten ließ. Am Ende beider Kriege funktionierte noch einmal das europäische Krisenmanagement, doch das wiederum machte die Serben zu sicher. Obwohl Belgrad von einem Attentatsplan der großserbischen Geheimorganisation „Schwarze Hand“ wusste, unternahm es nichts dagegen und riskierte damit den Konflikt mit Österreich: Am 28. Juni 1914 fielen den Kugeln des bosnischen Studenten Gavrilo Princip in Sarajewo der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand, seine Frau Sophie und schließlich auch der europäische Frieden zum Opfer. Denn nach der österreichischen Kriegserklärung an Serbien am 28.7.1914 griffen die militärischen Automatismen und Bündnisverpflichtungen.
    Tannenberg
    In Ostpreußen waren Anfang August zwei russische Armeen eingefallen, konnten aber vom reaktivierten Generaloberst Paul von Hindenburg (1847-1934) und seinem Chef des Stabes Erich Ludendorff (1865-1937) bis 30. August bei Tannenberg in einer Umfassungschlacht mit zahlenmäßig unterlegenen Kräften geschlagen werden. Die halbe russische Njemen-Armee (92 000 Mann) geriet in Gefangenschaft. Es folgte bis 15. September die Schlacht an den Masurischen Seen, bei der die Russen noch einmal über 100 000 Mann verloren. Sie mussten Ostpreußen räumen. Auch ein nachfolgender russischer Vorstoß auf Oberschlesien wurde abgewiesen. Österreich dagegen büßte ganz Ostgalizien und die Bukowina ein nach zwei verlorenen Schlachten bei Lemberg. Und auch gegen Serbien kämpften die Österreicher höchst unglücklich
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Schlieffen-Plan nicht umsetzen
    Die Mittelmächte Österreich und Deutschland standen gegen die russisch-französischenglischen Alliierten. Mit einem gewaltigen Schwenk des rechten Flügels nach dem 1905 entworfenen Plan des damaligen Generalstabschefs Schlieffen wollten die Deutschen im Westen eine schnelle Entscheidung durch Einschließung des Gros der gegnerischen Streitkräfte im Raum Paris. Das bedeutete Überrennen Belgiens und damit Verletzung von dessen Neutralität, und es

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