Deutschland allein zu Haus
alle nach Berlin geschickt!«
Was die Hilde aber nicht weiß, ist, dass die Bremer Bürger ihren Herrmann nur unter dem Motto ›Hauptsache ein Nazi weniger in unserer Stadt‹ nach Berlin geschickt haben.
»Die Bremer Bevölkerung hat dir den unglaublich wichtigen Auftrag mit auf den Weg gegeben, nicht nur unser kleines Bremen, sondern gleich ganz Deutschland zu regieren! Ich bin ja so stolz auf meinen Dicken«, strahlt Hilde.
»Ach, Hilde, wie recht du doch hast«, lacht Herr Herrmann vergnügt, »aber unter uns will ich dir verraten, dass man die meisten von uns Abgeordneten nur deshalb nach Berlin geschickt hat, um in ihrer Stadt einen Hartz-IV-Empfänger zu sparen. Du glaubst gar nicht, was für’n Müll die nach Berlin abkommandiert haben! Die meisten sind echte Penner, die nicht mal einen Hauptschulabschluss haben und die gerade mal mit Müh und Not ihren eigenen Namen schreiben können. Und so was Beklopptes wird zum Bundestagsabgeordneten ernannt, nur weil sie ganz oben an den Lichtmasten NEP-Plakate aufhängen können.«
»Du bist sogar dazu nicht fähig«, murmelt der notorisch unzufriedene Sohn Heiko leise in sich hinein. »Wenn ich dir nicht mit meinen Kumpels geholfen hätte, wärst du immer noch nicht fertig damit!«
Wie alle Landesgruppen waren auch die Bremer NEPpler von dem sensationellen Wahlergebnis selbst am meisten überrascht und wussten erst mal natürlich nicht, wen sie alles nach Berlin schicken sollen. Die Skinhääds mit null Haaren und noch weniger IQ kamen nicht infrage. Selbst hinter den Infotischen machten die jedes Mal eine peinliche Figur.
Und so wurden die ganzen Schwager und Cousins desLandesvorstandes, alle Kassenwarte der Ortsvereine und altgedienten Plakatkleber wie Herbert Herrmann nach Berlin entsandt. Die einzige Bedingung war, sie durften weder mit den Zeitungen noch mit den Radiosendern und auf gar keinen Fall mit den Fernsehreportern reden. Nicht mal mit den Taxifahrern und Kellnern!
Sie sollen das Volk vertreten, ohne ihm gegenüberzutreten. Das war auch das Beste, was sie bisher für das Volk getan hatten. Die anderen Parteien sollten das unbedingt nachahmen!
»Ich muss zugeben, dieses Redeverbot mit den Kellnern ist sehr hart! Deshalb können wir nur in Restaurants essen, wo es ein offenes Buffet gibt. Aber ich finde dieses Redeverbot, das uns unser Vorsitzender Puffer auferlegt hat, trotzdem vollkommen richtig. Es sind wirklich reihenweise solche Deppen unter uns, die nicht mal bis drei zählen können«, ereifert sich Herbert weiter. »Aber selbstverständlich kann man so ein großes Land wie Deutschland nicht nur mit einem Schweigegelübde regieren, zumindest nicht auf Dauer. Ihr werdet sehen, irgendwann werden wir reden dürfen. Bis dahin beschäftigen wir uns mit anderen wichtigen Aufgaben«, ruft Herr Herrmann mit stolzgeschwellter Brust.
»Klar, ihr habt ja noch so viele andere wichtige Aufgaben im Bundestag«, denkt sich Heiko, »zum Beispiel, die Hand zu heben, wenn der Puffer vorne seine Hand hebt, und laut zu applaudieren, wenn auch der Chef vorne Beifall klatscht. Ansonsten müsst ihr die ganze Zeit wichtigtuerisch dreinblicken und nicht zu tief in der Nase bohren, solange die Kameras laufen.«
»Du hast diese Woche ja überhaupt nicht in der Nase gebohrt«, sagt er danach laut.
»Er meint, dass wir dich diese ganze Woche überhaupt nicht im Fernsehen gesehen haben, wie du im Bundestag sitzt. Wo hast du nur gesteckt?«, übersetzt Hilde, während sie die Tiefkühlpizza serviert, damit es wegen des Essens dieses Mal keinen Stunk gibt.
»Ich war ja auch nie da«, lacht Herbert vergnügt, »außer dem Fraktionsvorsitzenden war kein Mensch von uns im Bundestag. Wir haben so unglaublich viel Wahlkampf-Rückerstattungskohle bekommen, dass die Kollegen seit Tagen nur noch am Saufen sind. Ich habe immer noch einen dicken Kopf!«
»Schöne Scheiße, habt ihr das ganze Parteigeld etwa schon versoffen, oder was?«, nörgelt der Nachwuchs.
»Heiko, mein Sohn, schau doch, ich hab extra für dich eine leckere Gemüsetorte gebacken«, ruft Hilde dazwischen, um den innerparteilichen Streit nicht erneut eskalieren zu lassen.
»Bist du blind, ich kau doch gerade drauf rum«, schmatzt der Sohn ziemlich undankbar.
»Das schafft kein Mensch, so viel Geld in den paar Wochen zu versaufen. Das sind Millionen ohne Ende«, lacht Herbert weiter. »Ich weiß, wovon ich rede, ich hab’s versucht!«
»Na, dann teilt euch das mal gut ein! Erst in 4 Jahren ist wieder
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