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Deutschland allein zu Haus

Deutschland allein zu Haus

Titel: Deutschland allein zu Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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Wahl«, ermahnt Hilde ihren Mann, »außerdem könntest du uns von dem vielen Geld ja auch was kaufen.«
    »Habe ich schon. Der Kofferraum ist bis oben hin voll mit Schnaps.«
    »Ich hol mal ein paar Flaschen. Passt gut zu Gemüsetorte«, freut sich Hilde.
    »Hol lieber ’ne richtige Pizza, das Zeug hier schmeckt beschissen«, torpediert Heiko weiterhin die Wochenendidylle wie ein paar Linke im Bundestag das neu entfachte Naziidyll.
    »Schade, dass es die ›Pille danach‹ damals nicht gab«,denkt sich die Hilde frustriert, »hoffentlich können wir diesen Blödmann auch bald im Bundestag abgeben!«
    »Du Depp, du wolltest doch Gemüsetorte haben«, verliert Herbert langsam die Geduld, dem das ›Loch im Kondom‹ auch schon seit 16 Jahren zu schaffen macht.
    »Aber nicht so eine ekelhaft matschige Pappe!«, verzieht das Wunschkind angewidert das Gesicht. »Bei den Spaghettifressern schmeckt das Teil viel geiler!«
    »Das ist aber doch eine italienische«, meint Hilde beschwichtigend, holt zum Beweis schnell die Verpackung aus dem Müll und buchstabiert: »Schau doch: ›knusprige, original italienische Pizza‹. Wenn du mir nicht glaubst, lies es doch selber.«
    »Logo, was hätten die denn sonst draufschreiben sollen? ›Scheiß-Kanaken-Fraß‹ vielleicht?«
    Frau Herrmann passt es überhaupt nicht in den Kram, neben ihrem erfolgreichen Abgeordnetenehemann als schlampige Ehefrau dargestellt zu werden. Früher war es ihr ja egal – aber jetzt? Nicht, dass der notgeile Typ sich in Berlin eine andere Tussi anlacht!
    Aber was soll sie dagegen bloß machen?
    Nach langem Grübeln entscheidet sie sich, weiterzuschleimen, um die beiden Wochenendtage möglichst stressfrei über die Bühne zu bringen.
    »Heiko, mein Junge, dein Vater muss nächste Woche wieder hart arbeiten. Also lass ihn doch in Ruhe essen«, zwitschert sie versöhnlich.
    »Ich lasse ihn ja in Ruhe, aber die polnischen Nutten nicht«, entgegnet ihr Sohn plötzlich.
    »Wie? Wer lässt ihn nicht in Ruhe?«, stottert Hilde schockiert.
    »Die polnischen Nutten! Papa und seine Kumpels habenzu ihrer Dauerparty auch noch 20 Nutten aus Polen kommen lassen. Alles schön auf Staatskosten!«
    »Du Idiot! Wie kommst du denn auf so ’n Scheiß? Wer erzählt so einen Unsinn?«, stottert nun auch Herbert völlig verdutzt.
    »Du bist ja nicht der einzige Bremer von der NEP in Berlin, oder?«, kontert das ›Loch im Kondom‹ ziemlich geschickt.
    »Nicht alle Abgeordneten haben ja so eine liebe Familie zu Hause wie ich«, schleimt Herbert verzweifelt, um die offensichtliche Katastrophe doch noch abzuwenden. »Diese Frauen hat man doch nur für die Junggesellen unter uns kommen lassen! Jeder weiß doch, dass ich total gegen ausländische Gastarbeiter bin und insbesondere gegen Gastarbeiterinnen!«
    »Und total gegen Sex«, bestätigt Hilde seufzend im Geiste, »zumindest mit der eigenen Ehefrau!«
    »Mann, Mann, Mann, wenn das der Führer wüsste! Bei diesen Familienverhältnissen in seiner Nachfolgepartei würde er sich wie ein außer Kontrolle geratener Dönerspieß ständig um die eigene Achse drehen, wenn man ihm ein eigenes Grab gegönnt hätte«, kommentiert zum Schluss Mehmet als Chefredakteur die neue Folge aus dem Hause Herrmann und gibt dem Herbert im Nachhinein sogar recht:
    »Diese 20 Prostituierten aus Polen waren tatsächlich nur für die Junggesellen der NEP bestimmt. Für die braven Familienväter dieser Bande haben sie stattdessen für viel Geld 30 junge Mädchen aus der Ukraine kommen lassen!«

34 Ich starte heute meine offizielle Abschiedstour von Deutschland, weil wir mittlerweile auf gepackten Koffern sitzen.
    Meine Frau Eminanim ist der Ansicht, dass wir hier ganz sicher keine Zukunft mehr hätten – unsere Kinder schon gar nicht!
    Dabei spielt es eine nicht ganz unerhebliche Rolle, dass sich unsere Tochter Zeynep in ihrem Zimmer seit Tagen die Augen ausheult.
    »Die Standesämter verheiraten niemanden mehr, der ausländische Wurzeln hat«, schluchzt sie. »Schon seit Ewigkeiten, lange bevor die Nazis hier was zu sagen hatten, bin ich wegen meiner bescheuerten Wurzeln ständig schief angeguckt worden. Obwohl ich für meinen Teil im Leben ja wohl alles richtig gemacht habe. Ich bin ganz normal in Bremen im Zentralkrankenhaus geboren worden, so wie alle. Wenn man davon absieht, dass es ein Kaiserschnitt war, wofür ich im Grunde auch nichts kann. Ich bin gerne zur Schule gegangen, ich spreche besseres Deutsch als alle Deutschen in unserer Klasse,

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