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Deutschland macht dicht (German Edition)

Deutschland macht dicht (German Edition)

Titel: Deutschland macht dicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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uns ...«, insistierte weinerlich der erste.
    »Weißt du, wohin du dir deinen Stecken und deinen Stab ...«, verlor der zweite die Geduld. Der dritte öffnete den Mund: »Aber meine Herren!«, als ein Zischen von rechts alle drei erschreckte: »Pssst! Leise! Sonst finden sie uns!«
    Hinter einem Trafokasten traute sich Rosalies Vater hervor. Eine wilde Locke hing ihm lustig vors Gesicht, das rot war vor Anstrengung und Erregung. Sich gleichzeitig zu ducken und die Balance zu halten, stellte sich als so schwierig heraus, daß er endlich doch lieber nach vorn auf alle viere kippte. Unglücklich sagte er: »Sie sollten nicht so einen Krach machen. Das hier ist ernst.«
    In der Tat war Bernd Vollfenster, Held des direkten begrifflichen Zugriffs, einer der ganz wenigen Menschen in der neu entstandenen endlichen und abgeschlossenen deutschen Raumzeit, die wußten, wie ernst diese Sache war, weil die Abschließung Deutschlands nicht nur das Land, sondern auch die mittelfristige Zukunft der Sonne und ein großes Tortenstück verschiedener Wirklichkeitsnischen des gesamten Planeten Erde umfaßte, sorgfältig berechnet auf höchstmögliche geometrodynamische Stabilität.

    Vollfenster hätte sich den drei Kanzlern, die hinter dem Container hockten, als wollten sie demnächst die bekannteFigur der drei Affen imitieren, eigentlich ganz gern vorgestellt, aber er fand die Worte nicht. »Wer sind Sie?« fragte streng der Verbissenste der drei.
    Vollfenster überlegte, ob es nicht nützlich sein mochte, den dreien mitzuteilen, daß es allen Grund zur Panik gab, da sich weder von Pütterwitz noch irgendein anderer der in die Feinheiten des Unternehmens Monogenis Eingeweihten derzeit auf Handy-Anwahl meldete und man deshalb die Möglichkeit in Betracht ziehen mußte, daß irgendeine unbekannte Partei sich das Projekt offenbar in genau dem Moment unter den Nagel gerissen hatte, als es in sein entscheidendes Stadium getreten war.
    Weiter als »Sehen Sie, das ist so ...« kam er nicht.
    Denn in diesem Augenblick unterbrach ihn ein scheußliches Fauchen aus vierzehn hungrigen Mäulern. Frau Etzels Katzen, immun gegen Sonnenlicht und durstig nach Kanzlerblut, griffen an.

14.
Musik
     
    Rosalie freute sich nicht gleich über das, was sie vorfand. Es war ihr anfangs zu erstaunlich.
    Zunächst bemerkte sie, daß das Ende des Kieswegs den Hasen Mandelbaum, den ältesten Kommunisten Deutschlands sowie sie selbst mitten in die Stadt geführt hatte, wenn sie auch nicht entscheiden konnte, ob diese Stadt wirklich das gewohnte Frankfurt war. Rechts, nach Westen, standen ein paar Gebäude aus Eisenach, weil Eisenach in der neuen deutschen Ordnung teilweise ins alte Frankfurt am Main hineinragte.
    »Bin ich wach?« fragte sie sich.

    Vor Rosalie, dem Hasen Mandelbaum und dem ältesten Kommunisten Deutschlands lag eine Waldlichtung.
    Auf der spielten ein paar Hunde, Vögel und Bäume Rockmusik.
    Eine Birke hatte den Baß umgeschnallt, zwei Tannen schlugen Gitarren, die Vögel sprangen auf dem Schlagzeug herum, pickten die Snare oder knallten in wildem Flattern mit Anlauf gegen die Bassdrum. Der Hund am Mikrofon sang ein Stück von Bob Seger, von dem er nicht wußte, daß es Bob Seger geschrieben hatte, weil er nur die Coverversion von Thin Lizzy kannte.
    Den Text brachte er nach Gehör, denn er konnte kein Englisch:
     
    She’s quite the mediator
A smoother operator you will never see
She’ll see you later
And no one dares dissuade her openly
     
    She knows music
And no music till you see
She’s got the power
Of loyal teens – queen Rosalie
     
    Rosalie ... Rosalie ... Rosalie
    Beim Refrain fing der älteste Kommunist Deutschlands beifällig an, mit dem Kopf zu nicken. Auch Mandelbaum gefiel die Darbietung, man sah’s am rhythmischen Zucken des Näschens.Zum Glück war die Gruppe nicht allzu laut, so daß Rosalie sich hinunterbeugen und den Hasen fragen konnte: »Träume ich, oder ist das echt?«
    »Das ist echt«, stellte Mandelbaum fest, »und außerdem ein hochinteressanter Feldeffekt der Plombierung des Landes.«
    »Plombierung.«
    »Ja. Es leuchtet mir zwar sofort ein, aber ich hätte es nicht aus freien Stücken erwartet oder vorausberechnen können.«
    Der Hund legte sich ins Zeug:
     
    Waff ... Salie ... Waff, Rrrwuff!
    »Was für ein Feldwasbitte?« fragte Rosalie.
    »Ich nehme an, wir haben es mit einer Involution der Welterschließungsfunktionen des gesamtdeutschen Bewußtseins zu tun.«
    »In wo?«
    »Involution heißt ... das

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