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Deutschland macht dicht (German Edition)

Deutschland macht dicht (German Edition)

Titel: Deutschland macht dicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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man eben erst verlassen hatte. Eine heimtückische Schlaufe: Das war jetzt schon fünfmal passiert.
    »Von wegen, tut dir leid«, sagte Hendrik, »ich kann meine Finger nicht mehr spüren. Hörst du das? Ich spüre meine blöden Finger nicht!«

    Rosalie legte eine Hand auf den Arm, an dessen Ende die verfluchten Finger waren. So gern mag sie ihn, dachte Mandelbaum bei sich, daß sie nicht einmal Angst hat, sie könnte sich anstecken.
    Clea stöhne leise und drehte sich etwas nach rechts. Die Sitzbank, auf der Rosalie und Hendrik sie abgelegt hatten, war zu kurz, sich ganz darauf auszustrecken. Die beiden sahen sie bestürzt an; ihr Mitleid hielt sich mit der Angst davor, daß es Hendrik bald ähnlich gehen konnte, die Waage.
    Ein Feigling war der Junge nicht. Er fragte Mandelbaum direkt: »Also gut, erklär’s wenigstens. Was passiert mit Clea und mit mir? Werden wir weich wie der Zaster?«
    »Die genauen physiologischen Konsequenzen«, piepste Mandelbaum so sachlich wie möglich, »sind mir nicht klarer als euch. Aber was mit dem Geld passiert ist, das du berührt hast und das Clea gegessen hat, kann ich mir ungefähr denken.«
    »Mach’s doch noch ein bißchen spannend, ist eh so öde alles«, murrte Hendrik.
    »Es hat mit der Energieerhaltung zu tun. Irgendwoher muß das Geld den Willen nehmen, der die Transformation angetrieben hat. Es gibt kein ›draußen‹ mehr, insofern ist das ungenau, was ich jetzt sage, aber: Alles Geld woanders, das ganze materielle Substrat, Papier, Gold, jede Ware, die nur das Äquivalent anderer Waren ist, hat seinen Wert eingebüßt, auf der ganzen Welt, aus der Deutschland verschwunden ist. Sogar schon vor der Plombierung ging das los.«
    »Stimmt«, sagte Rosalie, »ich erinnere mich, daß ich die Verrottung schon Wochen eher gesehen habe. In Amerika.«
    »Okay. Und das ist ansteckend?« Hendrik hatte es eilig, zum Punkt zu kommen.
    »Gewissermaßen. Es hat mit dem Verhältnis von Tauschwert und Gebrauchswert zu tun. Unser kommunistischer Freund könnte euch das anschaulicher erklären, ich kann es nur unter Verwendung von Begriffen wie Symmetrie und Supersymmetrie, Punktfeldern, Masse-Energie-Erhaltung ... die materiellen Substrate ...«
    »... die Kohle, der Schotter, die Mäuse ...«, ergänzte Hendrik gereizt.
    »All das ... ist im Schwund begriffen. Kontakt dieser ... Zirkulation mit anderenselbsterhaltenden, sich selbst reproduzierenden Systemen, etwa biologischen ... oder mit dem Bewußtsein kann zu Feedbackschlaufen führen, die ... erinnerst du dich an die Ökonomen in der Kiesgrube, Rosalie?«
    Das Mädchen nickte: »Mmmhmm.«
    »Denen ist im Kopf passiert, was Hendrik hier mit seiner Hand und Clea mit ihrem ganzen Stoffwechsel widerfahren ist. Sie denken über Geld nach. Du hast es angefaßt«, das galt Hendrik, »und sie hat es gegessen. Feedbackschlaufen. Ihr füttert den Prozeß der Abdichtung. Die gute Nachricht daran ist, daß dieser Prozeß, wenn er noch gefüttert wird, entgegen dem Augenschein offenbar noch nicht ganz abgeschlossen ist.«
    »Heißt?« fragte Hendrik.
    »Das heißt, daß wir dich und Clea nicht nur retten können, sondern daß diese hypothetische Rettung – Aufhalten und Umkehren der Abdichtung – gleichzeitig die größeren Pläne des Geldes stören könnte. Seinen Willen durchkreuzen. Vielleicht brechen.«
    »Okay, super«, sagte Hendrik, »dann machen wir das doch einfach!«
    »Langsam. Vorsicht. Wir müßten dem Geld zunächst auf seinem eigenen Terrain begegnen. Da kommen wir mit der Bahn offensichtlich nicht hin. Also müssen wir zunächst einmal aussteigen.«
    Hendrik und Rosalie nickten, Clea, als hätte sie den Hasen gehört, ächzte leise.
    »Dann aber ... und das ist ein heikler Punkt ... muß ich euch hypnotisieren. Ich werde euch einen Betäubungscocktail mixen, ein Pharmakon aus den Zutaten, die wir in der Apotheke gefunden haben. Anschließend werdet ihr auf eine gelenkte Reise in die Bewußtlosigkeit geschickt. Clea suchen wir drüben, die dürfte schon da sein. Es wäre mir lieber gewesen, ich müßte euch das nicht antun. Aber die Dinge liegen leider, wie sie liegen.«
    Das Fahrzeug hielt, wo es fünfmal gehalten hatte.
    Rosalie und Hendrik sahen einander und dann den Hasen an.
    Es war Rosalie, die den Entschluß bestätigte: »Also dann: Gute Nacht, aber nicht auf Wiedersehen.« »Korrekter Spruch«, lobte Hendrik. »Gute Nacht, aber nicht auf Wiedersehen.«
    Mandelbaum wackelte mit den

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