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Deutschland macht dicht (German Edition)

Deutschland macht dicht (German Edition)

Titel: Deutschland macht dicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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nicht gerade zum Lachen bringen.«
    »Das will ich hören!« freute sich die Exnuß. Ein tadelnder Blick des Kommunisten wies sie zurecht.
    »Folgendes«, begann der Greis, »diejenigen, die Sie für die richtigen Leute halten, glauben, sie wären die Herren des Geldes. Das sind sie lange schon nicht mehr. Sie sind nur Anhängsel, mit deren Hilfe sich das Geld vermehrt. Das klappt nicht so gut, wie es sollte. Profitraten fallen, Sorgen wachsen, Spielräume schrumpfen. Das Geld denkt. Vielleicht hat es das, was jetzt geschehen ist, schon länger geplant. Ich weiß das, weil das bei meinen Klassikern steht. Ein Rätsel allerdings bleibt, das ich gern lösen würde: Wieso jetzt?«
    »Wieso jetzt was?« fragte der Exteufel.
    »Wieso ist es nicht früher oder später passiert? Schaut mal«, der Alte wandte sich nun an alle, »in der Geschichtstheorie, die ich gelernt habe, gibt es ein Ziel: Revolution. Die Leute nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand und streifen die falschen Verkehrsformen ab. Die Klassiker sagen aber auch, daß diese Revolution nicht irgendwann, nicht überall, nicht jederzeit stattfinden kann. Die alte Gesellschaft muß den Keim schon in sich tragen. Der muß reifen. Es gibt für alles einen richtigen Zeitpunkt, auch für die Auflösung des Rätsels. Wir nannten das die ›revolutionäre Situation‹.«
    »Nicht schwer zu merken«, lästerte Ohne Titel.
    »Eben«, sagte der Kommunist. »Und etwas in der Art scheint es also auch für die Gegenseite zu geben – den richtigen Moment für putschende Generäle, Machtergreifungen, Säuberungswellen.Worin bestand diesmal die Gelegenheit, die ergriffen wurde?«
    Bernd Vollfenster fragte nach: »Sie meinen, das Geld hätte sich vielleicht mehr Zeit gelassen, wenn es gekonnt hätte?«
    »Die Folgen der Hast, mit der das alles passiert ist, scheinen doch auch fürs Geld nicht angenehm zu sein. Wenn das stimmt, was Sie uns vom unkoordinierten Treiben dieser ... Aktualen ...« »Aktuatoren«, verbesserte Vollfenster.
    »... Aktuatoren erzählt haben, geht es da reichlich kopflos zu.«
    »Vielleicht kann’s das Geld nur so. Kopflos«, riet der Exausgestoßene.
    »Da ist was dran«, nickte der Kommunist, »von Planung hat’s nie viel gehalten. Es wird herumgeworfen, erleidet seine Krisen wie Malariaschübe. Aber das ändert nichts daran, daß ...«
    »Irgendein Faktor in unserem Bild von der Sache fehlt, irgend etwas Zwingendes«, vollendete Vollfenster den Gedanken. Das Gesicht der Exnuß hellte sich auf: »Und wenn’s was gibt, wovon das Geld sich zu Sachen zwingen läßt, dann ... könnten wir ...«
    »... es gut gebrauchen, wenn wir wüßten, wie!«
    »Wenn das mal nicht gleich ein Konzept wird hier«, brummte Ohne Titel.
    »Die Sache hat einen Haken«, Bernd Vollfenster war kein bißchen begeistert.
    »Ach so, stimmt. Wir müssen hin, oder? Zum Geld? Und finden den Weg nicht, stimmt’s?« fiel der Exnuß ein.
    »Nicht im Wachzustand«, bestätigte Rosalies Vater. »Wir ... die Leute, die mit Monogenis zu tun hatten ... wir wußten, daß das Geld lebt. Daß es denkt. Daß es in dieser Stadt immerhin ein lokales Hauptquartier hat.«
    »Das Hochhaus! Das Hochhaus!«, der Exausgestoßene wußte, wovon Vollfenster sprach.
    »Was denn für’n Hochhaus? Gibt viele«, der Exteufel kratzte sich am Kopf.
    »Er meint das Gebäude der Europäischen Zentralbank«, klärte der Kommunist ihn auf.
    »Aber da kommt man doch total leicht hin. Und rein«, fand die Exnuß. Als sie Vollfensters Gesichtsausdruck sah, berichtigte sie sich: »... jedenfalls war das früher so. Aber jetzt ist da wahrscheinlich alles irgendwie auch reingekrempelt und ausgefressen wie der Rest von allem.«
    Bernd Vollfenster erklärte: »Man bräuchte bessere Karten, als ich habe. Ich könnte natürlich einschlafen und hoffen, daß ich das Richtige träume.«

    »Einschlafen?«, die Exnuß wunderte sich sehr. Der Kommunist kannte sich aus: »Was hier passiert ist, kann man nur verstehen, wenn man es als einen Verlust der Orientierung begreift. Nicht nur die Leute finden sich nicht mehr zurecht. Der Ort selber verwechselt seine Teile miteinander und findet den Weg aus sich raus nicht mehr.
    Diese ganze Orientierungsangelegenheit hat mit dem Unbewußten zu tun. Mit Träumen. Alles träumt. Menschen, Bäume, Wochentage. Drüben, in den Träumen, könnten wir uns, wenn wir durchfänden, sozusagen von hinten anschleichen, ans Geld. Aber ich würde Ihnen«, er zwinkerte Bernd Vollfenster zu, »nicht

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