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Deutschlehrerin

Deutschlehrerin

Titel: Deutschlehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Taschler
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wobei die Zeit, die er bis zu seinem Orgasmus benötigte, oft wesentlich kürzer war als die, die er zum Überziehen des Kondoms gebraucht hatte.
    Mathilda begann die Kondome zu suchen, um mit einer Nadel ein paar Löcher hineinzustechen, den Tipp hatte sie aus einer schlechten Fernsehkomödie, sie stellte mehrmals die ganze Wohnung auf den Kopf, fand sie aber nicht, und es machte sie wütend, nicht Herrin sämtlicher Verstecke in ihrer Wohnung zu sein. Jedes Mal, wenn sie Sex hatten, holte Xaver eines aus irgendeinem Eck hervor, so als wäre er ein Zauberer, der sein Kaninchen an jedem beliebigen Ort auftauchen lassen konnte.
    Alle möglichen Tricks versuchte sie im Bett, sie gab sich betont verliebt, lustvoll und geil, um ihn in sich zu halten, die leidige Unterbrechung zu umgehen, zu erreichen, dass er es nicht schaffte, vorzeitig abzubrechen und sich einfach ergießen musste, sie schlang fest die Beine um ihn, doch immer befreite sich Xaver, der ansonsten chaotisch und inkonsequent war, hartnäckig aus ihrer Umklammerung.
    Dann wieder versuchte sie ihn davon zu überzeugen, dass sie mit ihren Fingern geschickter sei als er, er solle sich einfach bequem hinlegen und sie machen lassen, sie hätte mit ihren langen Nägeln am Plastik genug herumgewerkt, um ein paar Risse oder Löcher zu hinterlassen, für diesen Zweck ließ sie sich sogar die Nägel ziemlich lang wachsen. Doch es war wie verhext, Xaver ließ sie nicht einmal Hand anlegen, so als würde er ihre Gedanken lesen können oder als hätte er in seiner Männerrunde dieses Thema besprochen und sich Tipps geholt.
    Ihr ganzer Körper schrie nach einer Schwangerschaft. In der Mitte des Zyklus spürte sie den Eisprung, spürte das Follikel in sich wachsen und reifen, in ihrem Unterleib zog es, ihre Brustwarzen fühlten sich steifer an als sonst und sie hatte ständig Lust auf Sex. Sie träumte von ihrem drei Zentimeter großen, glitschigen Ei, das sich mit der kleinen Kaulquappe zusammenraufte, sie träumte von ihrem riesigen Bauch, von der Geburt und dem kleinen, verschmierten Wesen, das man ihr in die Arme legte. Mathilda träumte von einem kleinen Jungen, der aussah wie Xaver, der plötzlich aus der Sandkiste kletterte und stürmisch auf sie zulief, mit schmutzigen Händen auf ihren Schoß kletterte, sie ungestüm umarmte, küsste und ihr sagte, dass sie die beste Mami der Welt sei. Manchmal betrat sie einen Spielplatz, saß auf einer Bank und beobachtete Mütter mit ihren Kindern. Einmal war dann das Gefühl, das sie beim Beobachten einer jungen, hübschen Frau und ihres zweijährigen Sohnes hatte, so überwältigend, dass ihr Kreislauf kollabierte und sie sich auf die Bank legen musste; sämtliche Frauen bemühten sich um sie und sie log, dass sie im dritten Monat schwanger sei.
    Wenn sich ihre Periode ein bisschen verzögerte, glaubte sie jedes Mal schwanger zu sein, es hätte zwar nicht möglich sein können, doch die Hoffnung, das Kondom wäre beschädigt gewesen oder vor dem Überziehen hätte sich ein besonders gewitztes Spermium schon auf den Weg gemacht, überwog. Sie stand vor dem Spiegel, strich über ihren flachen Bauch und verspürte alle Symptome einer beginnenden Schwangerschaft wie unregelmäßiges Herzrasen, Müdigkeit, Ziehen im Bauch, Übelkeit, pralle, leicht schmerzende Brüste, bis dann doch die Wahrheit ans Tageslicht kam, indem Blut floss, und sie tagelang schwer depressiv war. Xaver dachte nicht daran, sie zu erlösen.

MATHILDA UND XAVER SEHEN EINANDER NACH SECHZEHN JAHREN WIEDER
    Xaver: So sieht man sich wieder. Hallo, Mathilda.
    Mathilda: Xaver.
    Xaver: Du schaust umwerfend aus! Wow! Du hast dich komplett verändert!
    Mathilda: Danke. Komm rein. – Lust auf einen Kaffee?
    Xaver: Gern.
    Mathilda: Wie war die Fahrt?
    Xaver: Ganz okay, wenig Verkehr. – Seit wann lebst du hier?
    Mathilda: Seit fünfzehn Jahren, warte – seit Ostern 1997.
    Xaver: Es ist ein sehr schönes Haus.
    Mathilda: Kennst du es nicht mehr?
    Xaver: Sollte ich es kennen?
    Mathilda: Es ist das Haus meiner Tante Maria. Sie hat es mir vererbt. Erinnerst du dich nicht an sie? Wir haben sie einmal hier besucht.
    Xaver: Das war hier?
    Mathilda: Ja, das war das Haus. Ich habe es vor ein paar Jahren umbauen lassen. Ich wollte nicht ständig an die alte Frau erinnert werden. Auch nicht an ihre unglückliche Liebe. Möchtest du einen Rundgang machen?
    Xaver: Gerne. – Ich bin beeindruckt. Es sind alles sehr große, helle Räume, das war dir ja immer schon wichtig, und so

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