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Deutschlehrerin

Deutschlehrerin

Titel: Deutschlehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Taschler
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gemeinsamen Friseurtermin hatten.
    Xaver: Ein schöner Tod.
    Mathilda: Als der Notar das Testament vorgelesen hat, habe ich sofort gewusst, dass ich das Haus nicht verkaufen will. Ich habe gewusst, hier will ich leben. Und in den Osterferien bin ich eingezogen.
    Xaver: Und dann hast du sofort in diesem Gymnasium eine Stelle gefunden?
    Mathilda: Ja, sofort. Es ist eine gute Schule und das Team ist sehr nett, ich arbeite gerne dort. Du wirst es ja morgen sehen. Alle Deutschlehrer sind neugierig auf dich und die Schülerinnen, die sich für die Schreibwerkstatt angemeldet haben, freuen sich riesig auf dich. Die meisten haben unsere Trilogie gelesen.
    Xaver: Unsere Trilogie?
    Mathilda: Engelsflügel, Engelskind, Engelsblut .
    Xaver: Sag mal, liegt da tatsächlich eine Waffe auf dem Kamin?
    Mathilda: Ja.
    Xaver: Wieso hast du eine Waffe in der Wohnung? Lebst du in einer unsicheren Gegend?
    Mathilda: Nein. Sie hat meiner Tante gehört. Möchtest du sie dir genauer ansehen? Jean hat sie ihr zur Verlobung geschenkt. Ich habe es beim Entrümpeln nicht übers Herz gebracht, sie wegzuschmeißen. Maria hat außer ein paar Fotos nur diese Pistole von ihm gehabt und sie wie ihren Augapfel gehütet.
    Xaver: Was ist es für eine?
    Mathilda: Eine Walther Modell 9.
    Xaver: Der Mann hat ihr eine Waffe zur Verlobung geschenkt?
    Mathilda: Ja, sie hat sich anstelle eines Ringes die Walther gewünscht. Zu der Zeit hat sie ein früherer Verehrer, der ein überzeugter Nazi gewesen ist, verfolgt und bedroht, weil sie mit einem Besatzungssoldaten liiert war. Sie hat zu Jean gesagt: »Komm bloß nicht auf die Idee, mir einen Ring zu schenken, ich will eine Walther.« Mit der Waffe hat sie sich sicherer gefühlt.
    Xaver: Eigenartig wie du aussiehst mit der Pistole in der Hand. Irgendwie passt ihr gar nicht zusammen. – Nein, doch, ihr passt zusammen. Du wirkst wie eine komplett andere Person, wie eine Femme fatale. Du hast dich überhaupt vollkommen verändert.
    Mathilda: Nimm sie.
    Xaver: Nein, danke. – Wirst du mich aus Rache damit erschießen?
    Mathilda (lacht): Soll ich?
    Xaver: Deine Tante Maria hat sie sicher benützt.
    Mathilda: Vermutlich hat sie im Keller auf eine Strohpuppe geschossen, die wie Jean ausgesehen hat.
    Xaver: Ich bin mir sicher, sie hat wirklich auf ihn geschossen und ihn getötet. Sie hat ein Jahr lang auf eine Antwort ihrer Briefe gewartet und ist dann mit dem Zug nach Nizza gefahren. Sie geht in der Nacht zu seiner Wohnung, klingelt, er öffnet im rotseidenen Morgenmantel die Tür und sie erschießt ihn. Dabei trägt sie wie Zorro einen schwarzen, breitkrempigen Hut und einen langen Mantel. Niemand sieht sie und mit dem nächsten Zug fährt sie zurück nach Österreich. Der Fall ist in Nizza immer noch ungelöst. Das solltest du mal recherchieren.
    Mathilda: Das könnte dein nächster Roman werden. Übrigens – wie geht es dir damit? Ich würde total gern davon hören.
    Xaver: Nur wenn du mir auch eine Geschichte erzählst.
    Mathilda: Wie früher?
    Xaver: So wie früher. Ich erzähle dir von meinem Roman und du erzählst mir auch eine Geschichte. Hast du eine im Kopf?
    Mathilda: Schon lange.
    Xaver: Perfekt! Du fängst an.

MATHILDA UND XAVER
    Am 23. Mai 1994, Mathilda und Xaver waren genau vierzehn Jahre zusammen, schrieb er – nach einem Streit über ihren Kinderwunsch und betrunken – in sein Notizheft:
    »Es gibt eine Woche im Monat, in der sie permanent, ständig, immer Sex haben will, in dieser Woche ist sie ein ganz anderer Mensch, gut gelaunt, liebevoll, aufmerksam, sie gurrt um mich herum, aufreizend gekleidet, beim Sex selber ist alles von ihr zu haben, jede noch so verrückte Stellung, die sie ansonsten demütigend findet, ich will dann nicht der Spielverderber sein, wenn meine Freundin sich bemüht, eine gute Sexualpartnerin zu sein, fühle ich mich als Nutznießer, kaum zu glauben, was ein Kinderwunsch alles bewerkstelligen kann, ich würde Monogamie sowieso abschaffen, man muss nicht allzu klug sein, um zu erkennen, dass man sich nach ungefähr sieben Jahren mit demselben Partner beim Wochenendsex äußerst lächerlich macht, zwei viel zu vertraute Gesichter starren einander erstaunt an, weil sie doch einen echten Orgasmus haben, nachdem sie gerade einen ziemlich laut vortäuschten, kaltes Aufeinandergeklatsche, das würdelos ist und ohnehin zu nichts führt, nun ja, manchmal führt es zu etwas, nämlich zu Fortpflanzung, aber ich weiß das zu verhindern, ich will mich nicht fortpflanzen, ich habe

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