Dexter
das hinter ihm durchs Fenster fiel, umgab ihn mit einer leuchtenden Aura, so dass es schwerfiel, ihn direkt anzusehen, ohne zu blinzeln. Ich musterte ihn dennoch, und auch ohne Heiligenschein war er beeindruckend.
Nicht körperlich; Acosta war ein schlanker, aristokratisch wirkender Mann mit dunklen Haaren und Augen, und er trug einen offensichtlich sehr kostspieligen Anzug. Er war nicht besonders groß, und ich war überzeugt, dass seine Frau ihn in ihren Pfennigabsätzen überragte. Doch vielleicht wusste er, dass die Kraft seiner Persönlichkeit ausreichte, um die unbedeutende Tatsache zu ignorieren, dass er gut dreißig Zentimeter kleiner war als sie. Oder auch die Macht seines Geldes. Was immer es war, er hatte es. Er blickte uns entgegen, und ich verspürte unvermittelt den Drang, hinzuknien oder zumindest an meiner Stirnlocke zu zupfen.
»Tut mir leid, dass Sie warten mussten, Sergeant«, entschuldigte er sich. »Meine Frau wollte gern dabei sein.« Er wies auf den Sitzbereich. »Setzen wir uns doch.« Er ging um den Schreibtisch und nahm in dem großen Sessel Alana gegenüber Platz.
Deborah zögerte kurz. Sie wirkte auf mich ein wenig verunsichert, als wäre ihr soeben erst aufgegangen, dass sie jemanden zum Gespräch zwang, der in der allgemeinen Hierarchie nur wenige Stufen unter Gott rangierte. Doch dann atmete sie tief ein, straffte die Schultern und marschierte zum Sofa. Sie setzte sich, und ich nahm neben ihr Platz.
Das Sofa war offensichtlich nach dem Modell der Venusfliegenfalle gebaut worden. Wenn man sich setzte, versank man unvermittelt in den tiefen Plüschkissen, und während ich um eine aufrechte Haltung rang, ging mir auf, dass es wie der Schreibtisch vor dem hellen Fenster Absicht war, ein weiterer lächerlicher Trick Acostas, um andere zu beherrschen. Deborah gelangte eindeutig zu demselben Schluss; ich sah, wie sie das Kinn hob und sich mit einem Ruck auf die Sofakante schob, wo sie unbeholfen kauerte.
»Mr. Acosta«, begann sie. »Ich muss mit Ihrem Sohn sprechen.«
»Worüber?«, fragte Acosta. Er saß mit übergeschlagenen Beinen bequem in seinem Sessel, einen Ausdruck höflichen Interesses im Gesicht.
»Über Samantha Aldovar«, antwortete Debs. »Und Tyler Spanos.«
Acosta lächelte. »Roberto hat viele Freundinnen«, erklärte er. »Ich versuche gar nicht mehr, den Überblick zu behalten.«
Deborah war aufgebracht, doch zu unser aller Glück gelang es ihr, sich zu beherrschen. »Wie Sie sicher wissen, ist Tyler Spanos ermordet worden und Samantha Aldovar verschwunden. Und ich glaube, dass Ihr Sohn in beide Fälle verwickelt ist.«
»Warum glauben Sie das?«, erkundigte sich Alana aus ihrem großen Sessel Joe gegenüber. Noch einer dieser Tricks: Wir mussten wie beim Pingpong stetig die Köpfe hin- und herdrehen, um das Gespräch zu verfolgen.
Doch Deborah ließ sich nicht beirren. »Er kennt Samantha. Und ich habe Zeugen, die aussagen, dass er ihnen Tylers Wagen verkauft hat. Damit hätten wir Autodiebstahl und Beihilfe zum Mord, und das ist erst der Anfang.«
»Soweit mir bekannt ist, wurde kein Haftbefehl beantragt«, bemerkte Acosta, und wir schwenkten unsere Köpfe in seine Richtung.
»Noch nicht«, präzisierte Deborah. »Aber das wird nicht mehr lange dauern.«
»Dann sollten wir vielleicht einen Anwalt einschalten«, bemerkte Alana.
Deborah warf ihr einen flüchtigen Blick zu und wandte sich wieder an Acosta. »Ich wollte erst mit Ihnen sprechen. Ehe Anwälte hinzugezogen werden.«
Acosta nickte, als hätte er von einem Polizisten nichts anderes erwartet, als seinem Reichtum den entsprechenden Respekt zu zollen. »Warum?«
»Bobby steckt in Schwierigkeiten«, sagte Deborah. »Ich glaube, er weiß das. Und seine beste Chance besteht momentan darin, gemeinsam mit seinem Anwalt in meinem Büro zu erscheinen und sich zu stellen.«
»Das würde Ihnen einiges an Arbeit ersparen, nicht wahr?«, warf Alana mit hochmütigem Lächeln ein.
Deborah starrte sie an. »Die Arbeit stört mich nicht. Ich finde ihn so oder so. Und dann wird es schwierig für ihn. Womöglich widersetzt er sich der Verhaftung und wird verletzt.« Sie wandte sich wieder an Acosta. »Es wäre wesentlich besser, wenn er sich stellt.«
»Warum glauben Sie, dass ich weiß, wo er ist?«, fragte Acosta.
Deborah starrte ihn an, dann wanderte ihr Blick einen kurzen Moment zum Fenster mit der Aussicht auf die Biscayne Bay. »Wenn er mein Sohn wäre, wüsste ich, wo er ist. Oder wie ich das herausfinden
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