Dexter
kann.«
»Sie haben keine Kinder, oder?«, fragte Alana.
»Nein«, erwiderte Debs. Sie musterte Alana einen langen, unbehaglichen Moment, dann drehte sie sich wieder zu Acosta um. »Er ist Ihr Sohn, Mr. Acosta. Wenn Sie wissen, wo er sich aufhält, und es mir gegenüber verschweigen, ist das Beihilfe zur Flucht, sobald ich den Haftbefehl beantrage.«
»Sie verlangen von mir, meinen eigenen Sohn auszuliefern«, herrschte er sie an. »Halten Sie das für richtig?«
»Ja, das tue ich.«
»Ein Stadtrat hält sich an Gesetze, auch wenn es weh tut«, sagte ich mit meiner besten Nachrichtensprecherstimme. Er sah mich mit beinahe körperlich spürbarer Wut an, und ich zuckte die Achseln. »Wenn Sie möchten, dürfen Sie selbstverständlich etwas Besseres vorschlagen.«
Er versuchte es nicht einmal. Er starrte mich einfach an. Da es nichts gab, worunter man sich verstecken konnte, starrte ich zurück, und schließlich wandte er sich wieder an Deborah. »Ich werde meinen Sohn nicht verraten, Sergeant.« Er zischte geradezu. »Völlig gleichgültig, was er Ihrer Ansicht nach angeblich getan hat.«
»
Meiner
Ansicht nach geht es um Drogen, Mord und Schlimmeres«, sagte Deborah. »Und das nicht zum ersten Mal.«
»Das ist vorbei. Vergangenheit. Alana hat ihn wieder in die Spur gebracht.«
Deborah warf Alana einen Blick zu, die weiterhin hochmütig lächelte. »Es ist nicht vorbei. Es wird schlimmer.«
»Er ist mein Sohn«, betonte Acosta. »Er ist noch ein Kind.«
»Er ist ein Irrer«, sagte Deborah, »kein Kind. Er tötet Menschen und isst sie.« Alana schnaubte, aber Acosta erbleichte und versuchte, etwas zu sagen. Debs ließ es nicht zu. »Er braucht
Hilfe,
Mr. Acosta. Psychiater, Therapien, diesen ganzen Schmus. Er braucht
Sie.
«
»Zur Hölle mit Ihnen«, erwiderte Acosta.
»Wenn Sie den Dingen ihren Lauf lassen, wird er Schaden nehmen«, sagte sie. »Doch falls er sich stellt …«
»Ich werde Ihnen meinen Sohn nicht ausliefern«, wiederholte Acosta. Er rang sichtlich um Beherrschung, schien sich aber zu fangen.
»Warum nicht?«, fragte Deborah. »Sie wissen verdammt gut, dass Sie ihn freibekommen, das hat doch früher schon geklappt.« Sie klang jetzt außerordentlich zornig, und das schien Acosta zu überraschen. Er sah sie an und bewegte die Lippen, aber kein Ton kam heraus, und Debs fuhr in diesem tödlichen, sachlichen Ton fort: »Mit Ihren Verbindungen und Ihrem Vermögen bekommen Sie die besten Anwälte im Staat. Bobby erwartet nichts Schlimmeres als ein Klaps auf die Hand. Das ist nicht richtig, aber so ist es eben, und wir beide wissen das. Ihr Sohn wird freikommen, genau wie die letzten Male. Aber nur, wenn er sich freiwillig stellt.«
»Das behaupten Sie«, sagte Acosta. »Doch nichts im Leben ist sicher. Und selbst wenn, hätte ich immer noch meinen Sohn verkauft.« Er funkelte mich an. »Für eine Schlagzeile.« Dann sprach er wieder zu Deborah. »Ich werde es nicht tun.«
»Mr. Acosta …«, setzte sie an, aber er hob eine Hand und schnitt ihr das Wort ab.
»Ich weiß ohnehin nicht, wo er sich aufhält«, behauptete er.
Sie starrten einander an, und für mich war offensichtlich, dass keiner von ihnen wusste, wie man aufgibt, was ihnen selbst auch innerhalb kürzester Zeit klarwurde; Deborah betrachtete ihn, schüttelte langsam den Kopf und kämpfte sich vom Sofa hoch. Von oben musterte sie Acosta noch einmal, dann nickte sie. »In Ordnung. Wenn Sie es so wollen. Danke für Ihre Zeit.«
Sie drehte sich zur Tür und hatte die Hand am Knauf, ehe ich mich vom Zugriff des fleischfressenden Sofas befreien konnte. Während ich mich auf die Füße quälte, entfaltete Alana Acosta ihre langen Beine und erhob sich von ihrem Stuhl. Die Bewegung war so plötzlich und dramatisch, dass ich auf halbem Weg nach oben innehielt und zusah, wie sie sich zu voller Höhe aufrichtete und an mir vorbei zu Acosta schlenderte.
»Das war ja wohl eher langweilig«, bemerkte sie.
»Fährst du jetzt nach Hause?«, fragte er.
Sie bückte sich und küsste ihn auf die Wange. Das riesige Diamant-Anch schwang nach vorn und stieß ebenfalls dagegen. Es hinterließ keine Fleischwunde, und ihn schien es nicht zu stören. »Ja«, erwiderte sie. »Wir sehen uns heute Abend.« Sie spazierte zur Tür, und nach einem Moment wurde mir bewusst, dass ich sie immer noch anstarrte, weshalb ich mich zusammenriss und ihr folgte.
Deborah stand mit verschränkten Armen vor dem Aufzug und wippte ungeduldig auf einem Bein. Die
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