Dexter
sein Blick glitt über die Reihen parkender Autos und blieb an einem Wagen in fünfzig Metern Entfernung hängen.
»Cody«, mahnte ich und versuchte, ihn weiterzuziehen.
Er schüttelte leicht den Kopf. »Schattenmann«, sagte er.
Kleine, kribbelnde Füße marschierten mein Rückgrat empor, und in der Ferne hörte ich das vorsichtige Entfalten dunkler, ledriger Schwingen. Schattenmann war Codys Name für seinen Dunklen Passagier, und obgleich er ungeschult war, durfte er nicht ignoriert werden. Ich blieb stehen und musterte das kleine rote Auto, das seine Aufmerksamkeit erregt hatte, suchte nach einem Hinweis, der meinem eigenen inneren Wachposten auffiel. Durch die Windschutzscheibe konnte man undeutlich jemanden erkennen, der die
New Times
las, Miamis alternative Wochenzeitung. Wer immer es war, ließ keinerlei Interesse an uns oder irgendetwas anderem als der Titelgeschichte erkennen, einem Bericht über die Massagesalons unserer Stadt.
»Der Typ beobachtet uns«, sagte Astor.
Ich dachte an meinen vorigen Alarm und den rätselhaften Rosenstrauß. Die Blumen veranlassten mich zu einer Entscheidung; Wenn nicht gerade ein langsam wirkendes Nervengift in den Rosen verborgen war, hing keine echte Bedrohung über uns. Obwohl die Möglichkeit bestand, dass die Person im Wagen tatsächlich irgendein Raubtier war – immerhin befanden wir uns in Miami –, spürte ich keinerlei Warnsignale, dass er sich auf uns konzentrierte.
»Der Mann liest Zeitung«, sagte ich. »Und wir stehen mitten auf dem Parkplatz und vergeuden unsere Zeit. Kommt jetzt.«
Cody drehte sich langsam zu mir um, einen Ausdruck mürrischen Staunens im Gesicht. Ich schüttelte den Kopf und zeigte zum Krankenhaus; die beiden wechselten einen ihrer patentierten Blicke und setzten dann identische Mienen auf, die ausdrückten, dass sie enttäuscht, aber wenig überrascht von meinem suboptimalen Auftritt waren. Dann drehten sie sich gleichzeitig um und begannen erneut auf den Krankenhauseingang zuzumarschieren. Cody sah sich noch drei Mal nach dem Auto um, und schließlich tat ich es ihm nach, aber bis auf einen Mann, der Zeitung las, gab es nichts zu sehen, und endlich gingen wir hinein.
Dexter ist jemand, der unbedingt Wort hält, und so führte ich sie auf kürzestem Weg zu den Automaten mit den versprochenen Süßigkeiten. Doch wieder verfielen sie in schmollendes Schweigen und starrten den Automaten an, als wäre er eine Art Folterinstrument. Ich begann ungeduldig von einem Fuß auf den anderen zu treten – noch eine echte menschliche Regung, die zweite heute, aber ich muss gestehen, dass ich meine Transformation in diese Spezies nicht wirklich genoss. »Los doch«, sagte ich. »Sucht euch was aus.«
»Aber wir
wollen
nichts«, maulte Astor.
»Wollt ihr lieber Hunger leiden?«, erkundigte ich mich.
»Lieber Pizza«, sagte Cody leise.
Ich konnte spüren, wie mein Kiefer sich verkrampfte, hielt aber meine eisige Selbstbeherrschung aufrecht und fragte: »Siehst du Pizza in diesem Automaten?«
»Mom sagt, von zu viel Süßigkeiten kriegt man Diabetes«, verkündete Astor.
»Und von zu viel Pizza steigt der Cholesterinspiegel«, quetschte ich durch zusammengebissene Zähne. »Ein bisschen Hunger ist tatsächlich gut für euch, deshalb vergessen wir jetzt die Schokolade und gehen direkt nach oben.« Ich streckte die Hand aus und drehte mich halb zu den Fahrstühlen. »Kommt«, sagte ich.
Astor zögerte, den Mund halb geöffnet, und so standen wir mehrere lange Sekunden. Dann murmelte Cody endlich: »Kit Kat«, und der Bann war gebrochen. Ich zog für Cody sein Kit Kat, Astor nahm einen Marsriegel, und endlich, nach dem, was wie eine lange und schmerzhafte Operation schien, stiegen wir in den Fahrstuhl und fuhren nach oben, um Lily Anne zu besuchen.
Wir schafften es tatsächlich ohne ein weiteres Wort über Pizza oder Diabetes bis zu Ritas Zimmer, was an ein Wunder grenzte, und in meinem neuen, menschlichen Optimismus glaubte ich wahrhaftig, wir würden es durch die Tür in Lily Annes Gegenwart schaffen. Doch direkt vor der Tür blieb Astor stocksteif stehen, und Cody kam hinter ihr zum Stillstand. »Was, wenn wir sie nicht mögen?«, fragte Astor.
Ich zwinkerte; woher hatte sie das? »Wie könntet ihr sie nicht mögen?«, fragte ich. »Sie ist ein bezauberndes kleines Baby. Sie ist eure Schwester.«
»Halbschwester«, korrigierte Cody leise.
»Jenny Baumgarten hat eine kleine Schwester, und sie streiten andauernd«, sagte Astor.
»Ihr
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