Dexter
hasteten herbei. »Er ist da. Aber …« Sie beugte sich vor und flüsterte ihnen etwas zu, das ich nicht verstehen konnte. Was immer es war, Cesar lächelte und nickte, und Alana blickte zu den Narren am Grill. »Bobby«, rief sie. »Du gehst mit Cesar und hilfst ihm.«
Bobby grinste und hob Samanthas Hand. Er nahm ein Messer vom Tisch und sah Alana erwartungsvoll an. Samantha stöhnte.
»Schluss mit den Scherzen, Liebes«, sagte Alana. »Geh und hilf Cesar.«
Bobby ließ Samanthas Arm fallen, und sie stöhnte und brabbelte ein paarmal »Oh«, während Cesar und Antoine Bobby und seine Freunde über das wacklige Fallreep in den Park geleiteten.
Alana sah ihnen nach. »Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis wir mit dir beginnen können«, meinte sie, wandte sich ab und ging zu Samantha. »Wie geht es
uns,
kleines Schweinchen?«
»Bitte«, flehte Samantha schwach. »Oh, bitte …«
»Bitte?«, wiederholte Alana. »Bitte was? Willst du, dass ich dich freilasse? Hm?«
»Nein«, sagte Samantha. »Oh nein.«
»Nicht gehen lassen, in Ordnung. Aber was dann, Liebes? Ich komme einfach nicht drauf.« Sie ergriff eines der oh so scharf wirkenden Messer. »Vielleicht kann ich dir helfen, dich zu erklären, Ferkelchen«, meinte sie und stach die Spitze in Samanthas Mitte, nicht schrecklich tief, aber immer wieder und mit Bedacht, wodurch es besonders grässlich schien, und Samantha schrie auf und versuchte, ihr auszuweichen – natürlich erfolglos, da sie an den Mast gefesselt war.
»Hast du mir wirklich nichts zu sagen? Ehrlich?«, sagte sie, als Samantha schließlich kollabierte, während das furchtbare rote Blut aus viel zu vielen Wunden rann. »Nun gut, dann lasse ich dir ein wenig Zeit zum Nachdenken.« Sie legte das Messer zurück auf den Tisch und hob den Deckel des Grills. »Oje, ich fürchte, es ist angebrannt.« Sie vergewisserte sich mit einem kurzen Blick, dass Samantha ihr zusah, ergriff eine lange Gabel und schleuderte das Stück Fleisch über die Schiffswand ins Wasser.
Samantha heulte verzweifelt auf und sackte vornüber; Alana musterte sie zufrieden und wandte sich dann mit einem schlangenhaften Lächeln an mich. »Du bist als Nächster dran, alter Knabe«, dann trat sie an die Reling.
An und für sich war ich recht froh, sie von hinten zu sehen, da ich ihrem Auftritt nur höchst ungern beigewohnt hatte. Abgesehen davon, dass ich es nicht im Geringsten goutierte, wenn Unschuldige gequält wurden, wusste ich nur zu gut, dass das Ganze zum Teil für mich inszeniert worden war. Ich wollte nicht der Nächste sein, ebenso wenig, wie ich als Lebensmittel enden wollte – was mir aber offensichtlich bevorstand, falls Chutsky nicht bald auftauchte. Ich war überzeugt, dass er irgendwo dort draußen in der Dunkelheit lauerte, um in einem unerwarteten Moment zuzuschlagen. Gewiss umkreiste er uns auf der Suche nach der besten Möglichkeit, während er ein seltsames, tödliches Manöver vorbereitete, das nur alten, erfahrenen Söldnern bekannt war, ehe er aus allen Rohren feuernd angriff. Ich wünschte nur, er würde sich ein wenig beeilen.
Alana starrte weiterhin zum Tor. Sie schien ein wenig abgelenkt, was ich nur begrüßte. Es gab mir Gelegenheit, über mein verpfuschtes Leben nachzudenken. Es schien schrecklich traurig, dass es jetzt enden sollte, so bald schon, ohne dass ich etwas wirklich Bedeutendes getan hatte, wie zum Beispiel Lily Anne zur Ballettstunde zu fahren. Wie sollte sie ohne meine Hilfe im Leben zurechtkommen? Wer würde ihr das Fahrradfahren beibringen, wer ihr Märchen vorlesen?
Samantha ließ wieder ein leises Stöhnen hören, und ich sah zu ihr hinüber. Sie kämpfte in einer Art langsamem spastischen Rhythmus gegen ihre Fesseln, als ginge ihr die Kraft aus. Auch ihr Vater hatte ihr vorgelesen. Märchen vorgelesen, wie sie erzählt hatte.
Vielleicht sollte ich Lily Anne doch keine Märchen vorlesen – Samantha hatte es nicht besonders gutgetan. Natürlich, so wie die Dinge im Moment standen, würde ich ohnehin nie irgendjemandem irgendetwas vorlesen. Ich hoffte, dass es Deborah gutging. Trotz ihrer merkwürdigen Launenhaftigkeit in letzter Zeit war sie zäh – aber man hatte ihr einen schweren Schlag auf den Kopf verpasst, und sie hatte äußerst schlaff gewirkt, als man sie nach unten schleifte.
Dann hörte ich, wie Alana »Aha« sagte, und drehte mich zu ihr um.
Mehrere Gestalten traten in den Lichtkegel einer der Leuchten. Eine neue Bande junger Partygänger in
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