Dexter
dessen Hände auf den Rücken gefesselt waren, über das wacklige Fallreep an Bord schleppten. Die Gestalt in dem schwarzen Umhang ging mit Cesars Schrotflinte zum Grill, von wo aus sie uns beide im Auge behalten konnte, und Bobby und Cesar schleiften Chutsky zu Alana hinüber und ließen ihn mit dem Gesicht nach unten als schlaffen, zitternden Haufen liegen. Aus seinem Rücken ragten zwei Bolzen, was das Zittern erklärte. Sie hatten sich in seinen Rücken geschlichen, ihn mit einem Taser abgeschossen und dann irgendwie bewusstlos geschlagen, während er hilflos zitternd dalag. So viel zur Rettung durch Profis.
»Ein verdammt großer Kerl«, sagte Alana und stupste ihn mit den Zehen an. Sie warf mir einen Blick zu. »Ein Freund von dir, oder?«
»Definieren Sie
Freund
«, erwiderte ich. Immerhin hatte ich mich auf ihn verlassen, weil er angeblich gut in solchen Dingen war.
»Tja«, sagte sie mit einem Blick auf Chutsky. »Nun, wir können nichts mit ihm anfangen. Nur Knorpel und Narben.«
»Mir hat man gesagt, innen wäre er ganz zart«, gab ich hoffnungsvoll zurück. »Ich meine, zarter als ich.«
»Oh«, stöhnte Chutsky. »Ohhh,
scheiße …
«
»He, sieh dir das an. Der hat einen verdammt harten Kiefer.« Cesar nickte beifällig. »Ich hab ihm ganz schön einen verpasst; der müsste eigentlich immer noch bewusstlos sein.«
»Wo ist sie?«, stöhnte Chutsky zitternd. »Geht es ihr gut?«
»Das hab ich, echt heftig. Ich kann kämpfen«, sagte Cesar zu niemandem im Besonderen.
»Sie ist hier«, antwortete ich. »Sie ist bewusstlos.«
Chutsky unternahm eine gewaltige und anscheinend sehr schmerzhafte Anstrengung und wälzte sich herum, damit er mich ansehen konnte. Seine Augen waren rot und qualerfüllt. »Wir haben’s vermasselt, Kumpel«, sagte er. »Übel vermasselt.«
Das schien zu offensichtlich, um es zu kommentieren, deshalb schwieg ich, und Chutsky nahm mit einem erschöpften »Scheiße« erneut seine zitternde Ausgangsposition ein.
»Bringt ihn nach unten zu Sergeant Morgan«, befahl Alana, worauf Cesar und Bobby Chutsky packten, auf die Beine zerrten und durch den Aufgang nach unten zur Kabine schleppten. »Ihr Übrigen lauft zum Steeplechase und passt auf, dass das Feuer nicht erlischt. Viel Vergnügen«, sagte sie zu der Piratenhorde, die sich am Fallreep drängte, dann nickte sie Antoine zu. »Nehmt die Bowle mit.« Jemand stieß einen Jubelschrei aus, und zwei von ihnen ergriffen den riesigen Topf an den Henkeln. Die Gestalt im schwarzen Umhang wich ihnen bedächtig aus und zielte weiter mit der Schrotflinte auf mich, während die Piraten über das Fallreep in den Park stürmten. Dann waren sie verschwunden, und Alana wandte ihre frostige Aufmerksamkeit wieder mir zu.
»Nun denn«, sagte sie, und obgleich ich wusste, dass sie keine Gefühle hatte, strahlte das schuppige Ding in ihrem Inneren eine düstere, grauenvolle Belustigung aus. »Jetzt kommen wir zu meinem Eberlein.« Sie nickte dem Muskelprotz zu, der sich zur Reling zurückzog, die Waffe nach wie vor auf mich gerichtet, dann trat Alana einen Schritt vor.
Es war eine Frühlingsnacht in Miami, die Temperatur lag um die fünfundzwanzig Grad, und dennoch spürte ich einen eisigen Windstoß, der durch die finstersten Ecken des dunkelsten Teils von mir peitschte. Der Passagier erhob sich auf seine vielen Beine und stieß einen hilflosen Wutschrei aus, und ich spürte, wie meine Knochen splitterten und meine Adern sich in Staub verwandelten, und die Welt schrumpfte auf den heiteren Wahnsinn in Alanas Blick zusammen.
»Kennst du Katzen, mein Lieber?«, fragte sie beinah schnurrend. Die Frage schien rhetorisch; doch selbst wenn nicht, war mein Mund zu trocken, um zu antworten. »Sie lieben es, mit ihrer Beute zu spielen, nicht wahr?« Sie tätschelte mir liebevoll die Wange, dann versetzte sie mir eine Ohrfeige, ohne dass ihre Miene sich veränderte. »Ich habe sie stundenlang beobachtet. Sie quälen ihre Mäuschen, nicht? Weißt du, warum, Schätzchen?« Sie ließ einen langen, roten Fingernagel über meine Brust und meinen Arm gleiten, wo sie eine der Verletzungen von der Sägepalme entdeckte. Sie betrachtete sie stirnrunzelnd. »Nicht aus reiner Grausamkeit, was eigentlich schade ist. Obwohl ich überzeugt bin, dass sie es auch deswegen tun.« Sie bohrte ihren Fingernagel in die Wunde. »Die Qual erhöht den Adrenalinspiegel der Mäuschen.«
Alana bohrte den Nagel in die empfindliche Wunde an meinem Arm, und ich zuckte zusammen,
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