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Dexter

Dexter

Titel: Dexter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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wollen?«
    »Zu Tiffany Spanos«, antwortete sie, während sie ein zweites und dann ein drittes Mal auf den Abwärtsknopf hämmerte. »Tylers ältere Schwester.«
    Ich brauchte einen Moment, aber als die Aufzugtüren aufglitten, fiel es mir wieder ein. »Tyler Spanos«, sagte ich, während ich ihr in den Aufzug folgte, »das Mädchen, das gemeinsam mit, äh, Samantha Aldovar verschwunden ist.«
    »Genau«, sagte sie. Die Türen schlossen sich, und wir sanken nach unten. »Hohlfrucht hat mit Tiffany Spanos über ihre Schwester gesprochen.« Ich nahm an, dass mit Hohlfrucht Deke gemeint war, deshalb nickte ich nur. »Tiffany sagt, dass Tyler eine Zeitlang diese Goth-Masche abgezogen hat, und dann hat sie auf einer Party diesen Typ kennengelernt, der so eine Art Goth hoch zwei ist.«
    Ich vermute, ich führe ein sehr unschuldiges Leben, aber ich hatte angenommen, Goth sei eine Art Trend bei Teenagern, die unter schlechter Haut und einer teilweise geradezu abstoßenden Form der Angst litten. Soweit mir bekannt war, ging es darum, schwarze Kleidung und bleiche Haut zu tragen und möglicherweise europäischen Techno-Pop zu hören, während man sehnsuchtsvoll eine Twilight- DVD schaute. Mir schien es äußerst schwer vorstellbar, das hoch zwei zu tun. Doch Deborahs Vorstellungskraft sind solcherlei Grenzen fremd.
    »Darf ich fragen, was Goth hoch zwei bedeutet?«, fragte ich bescheiden.
    Deborah warf mir einen Blick zu. »Der Typ ist ein Vampir.«
    »Tatsächlich.« Ich gebe zu, ich war überrascht. »In der heutigen Zeit? In Miami?«
    »Ja.« Die Fahrstuhltüren öffneten sich. »Er hat sogar seine Zähne gefeilt«, erklärte sie beim Aussteigen.
    Ich eilte hinter ihr her. »Wir besuchen demnach diesen Typ? Wie heißt er?«
    »Vlad. Einprägsamer Name, nicht?«
    »Vlad und wie weiter?«
    »Keine Ahnung.«
    »Aber du weißt, wo er wohnt?«, erkundigte ich mich hoffnungsfroh.
    »Wir werden ihn schon finden«, antwortete sie und stapfte zum Ausgang. In diesem Moment beschloss ich, dass es jetzt wirklich reichte, und packte sie am Arm. Sie wirbelte zu mir herum und funkelte mich an.
    »Deborah«, sagte ich. »Was zum Teufel machen wir hier?«
    »Noch eine einzige Minute mit diesem hirntoten Muskelprotz, und ich raste aus«, antwortete sie. »Ich muss hier raus.« Sie versuchte, sich zu befreien, aber ich hielt sie fest.
    »Ich bin ebenso bereit wie jeder andere, von Grauen erfüllt vor deinem Partner zu flüchten«, versicherte ich. »Aber wir wollen jemanden finden, von dem wir weder den vollen Namen kennen noch einen möglichen Aufenthaltsort. Wo fahren wir also hin?«
    Sie versuchte erneut, sich loszureißen, und diesmal hatte sie Erfolg. »Cybercafé. Ich bin doch nicht blöd.« Ich anscheinend schon, denn einmal mehr spielte ich Folge-dem-Anführer, als sie durch den Ausgang auf den Parkplatz stürmte.
    »Aber du bezahlst den Kaffee«, maulte ich schwächlich und hastete hinter ihr her.
    Ungefähr zehn Blocks entfernt war ein Internetcafé, und so saß ich innerhalb kürzester Zeit vor einer Tastatur, mit einer Tasse sehr gutem Kaffee vor mir und einer ungeduldigen Deborah neben meinem Ellbogen, die unruhig herumrutschte. Meine Schwester ist eine exzellente Pistolenschützin und besitzt ohne Zweifel viele wertvolle Charaktereigenschaften, aber sie vor einen Computer zu setzen ist, als bäte man einen Esel, Polka zu tanzen, weshalb sie das Googeln klugerweise stets mir überlässt. »Nun gut«, begann ich, »ich könnte nach dem Namen Vlad suchen, aber …«
    »Kosmetische Zahnbehandlung«, fauchte sie. »Stell dich nicht so scheißdumm.«
    Ich nickte; ein schlauer Schachzug, doch schließlich war sie ja auch eine erfahrene Ermittlerin. Innerhalb weniger Minuten hatte ich eine Liste von Zahnarztpraxen in Miami, die kosmetische Zahnbehandlungen durchführten. »Soll ich die ausdrucken?«, fragte ich Debs. Sie überflog die lange Liste und kaute so heftig an ihrer Lippe, dass ich dachte, sie würde bald selbst einen Zahnarzt brauchen.
    »Nein.« Sie griff nach ihrem Handy. »Ich habe eine Idee.«
    Die Idee muss sehr geheim gewesen sein, denn sie verriet sie mir nicht, aber sie rief eine Nummer aus ihrem Kurzwahlspeicher an, und nach wenigen Sekunden hörte ich sie sagen: »Morgan hier. Gib mir die Nummer von dem forensischen Zahnarzt.« Sie kritzelte mit der Hand in der Luft herum, was heißen sollte, dass sie einen Stift brauchte. Ich entdeckte einen neben der Tastatur und reichte ihn herüber, zusammen mit einem Fetzen

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