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Dexter

Dexter

Titel: Dexter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Leben mich versetzt hatte, waren sie hochwillkommen, und dies schien mir nach positiver Verstärkung zu rufen: »Gegrüßet seist du, Doughnut, wohl geliefert«, sagte ich zu Vince, als er, unter dem Gewicht der Gebäckschachtel taumelnd, eintrat.
    »Heil dir, Dexterus Maximus«, erwiderte er. »Ich bringe Tribut von den Galliern.«
    »Französische Doughnuts?«, staunte ich. »Aber doch wohl nicht mit Petersilie, oder?«
    Er klappte die Schachtel auf und enthüllte eine Reihe schimmernder Doughnuts. »Keine Petersilie und auch keine Schneckenfüllung«, versicherte er. »Jedoch mit Bayrischer Creme.«
    »Ich werde den Senat auffordern, einen Triumphzug zu deinen Ehren zu bewilligen«, versprach ich, während ich gierig zulangte. Und in einer Welt, errichtet auf den Prinzipien von Liebe, Weisheit und Mitgefühl, hätte dies das Ende des sehr unangenehmen Verlaufs bedeutet, den mein Morgen bisher genommen hatte. Doch natürlich leben wir in keiner derart gesegneten Welt, weshalb dem Doughnut kaum Zeit blieb, sich fröhlich in meinem Magen einzurichten, wohin er gehörte, als das Telefon auf meinem Schreibtisch zu scheppern begann, und irgendwie wusste ich, dass es Deborah war, vermutlich wegen der Art des Schepperns.
    »Was machst du gerade?«, fragte sie, ohne sich mit einem Hallo aufzuhalten.
    »Einen Doughnut verdauen«, erwiderte ich.
    »Mach das in meinem Büro«, sagte sie und legte auf.
    Es ist äußerst schwierig, jemandem zu widersprechen, der bereits aufgelegt hat, wie Deborah meiner Meinung nach sehr wohl wusste, weshalb ich mich lieber in die Mordkommission zu Deborahs Schreibtisch begab, als mich der körperlichen Anstrengung eines Rückrufs zu unterziehen. Ehrlich gesagt handelte es sich dabei weniger um ein Büro als um einen abgetrennten Arbeitsbereich. Doch schien sie nicht in der Stimmung für Spitzfindigkeiten, deshalb beließ ich es dabei.
    Deborah saß auf dem Stuhl hinter ihrem Schreibtisch und hielt etwas umklammert, das wie ein offizieller Bericht aussah. Ihr neuer Partner Deke stand am Fenster, ein Ausdruck unbeteiligten, geistlosen Vergnügens in seinem lächerlich hübschen Gesicht. »Sieh dir das an!« Deborah klatschte mit dem Handrücken gegen die Seiten. »Kannst du diesen Scheiß fassen?«
    »Nein«, sagte ich. »Denn aus dieser Entfernung kann ich diesen Scheiß nicht mal lesen.«
    »Mr. Kinngrübchen hier«, sagte sie, auf Deke verweisend, »ist zu den Spanos’ gefahren, um sie zu befragen.«
    »He«, rief Deke.
    »Und er hat einen Verdächtigen für mich gefunden«, fuhr Deborah fort.
    »Eine für die Ermittlung wichtige Person«, korrigierte Deke ganz ernsthaft in offiziellem Behördensprech. »Er ist nicht wirklich verdächtig.«
    »Er ist die einzige verschissene Spur, die wir haben, und du hast die ganze Nacht drauf gesessen«, keifte Deborah. »Ich musste um neun Uhr dreißig erst den gottverdammten Bericht lesen.«
    »Ich musste ihn erst tippen«, sagte er. Er klang ein wenig verletzt.
    »Zwei vermisste Mädchen, der Captain will meinen Arsch, die Presse geht hoch wie Three Mile Island, und du tippst erst, statt mir sofort davon zu erzählen?«
    »Ach komm, was soll der Scheiß«, meinte Deke achselzuckend.
    Deborah knirschte mit den Zähnen. Ich meine, wirklich. Bisher hatte ich nur davon gelesen, meistens in Fantasy-Geschichten, und ich hätte nie geglaubt, dass es auch im wahren Leben passiert, aber so war es. Ich beobachtete fasziniert, wie sie mit den Zähnen knirschte, ansetzte, etwas sehr Durchschlagendes zu äußern, aber stattdessen den Bericht auf den Tisch knallte. »Hol uns Kaffee, Deke«, sagte sie schließlich.
    Deke richtete sich auf, produzierte ein klickendes Geräusch, als er mit dem Finger auf sie zielte, sagte »Sahne und zwei Stück Zucker« und schlenderte zur Kaffeemaschine im Flur.
    »Ich dachte, du trinkst deinen Kaffee schwarz«, bemerkte ich, als Deke verschwunden war.
    Deborah stand auf. »Wenn er damit das letzte Mal Mist baut, bin ich das glücklichste Mädchen auf Erden. Komm.«
    Sie lief bereits den Flur hinunter, in die entgegengesetzte Richtung von Deke, und so war wieder einmal jeglicher Widerspruch, den ich hätte einlegen können, vollkommen irrelevant. Ich seufzte und folgte ihr, während ich mich fragte, wo Deborah dieses Verhalten gelernt hatte, vielleicht aus einem Buch mit dem Titel: »Management für Bulldozer«.
    Am Fahrstuhl holte ich sie ein und erkundigte mich: »Ich vermute, es wäre übertrieben, wenn ich frage, wohin wir

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