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Dezembergeheimnis

Dezembergeheimnis

Titel: Dezembergeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Richter
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gleichzeitig mit »Für mich noch nichts, danke« antwortete. Sally sah sie fragend an, worauf Lea schnell ein »Ich muss fahren« hinzufügte.
    Als Noel seinerseits noch ein »Und du siehst übrigens auch sehr elegant aus« draufsetzte, konnte sie nur noch mit einem »Oh. Danke« zwischen ihnen hin und her blicken, ehe sie sich dennoch zur Bar wandte.
    Lea musste Noel Recht geben: Sally sah wirklich toll aus. Sie trug ein blaues, trägerloses Cocktailkleidchen mit raffinierten Applikationen aus schwarzer Spitze, während ihr die schulterlangen blonden Haare kokett das hübsche Gesicht umspielten. Selbst unter all den Leuten war sie ein Blickfang.
    Gerade als Lea Noel fragen wollte, ob ihm ein gemütlicher Abend vor der Flimmerkiste vielleicht lieber gewesen wäre, nahm der ihr den Mantel ab und gab ihre Jacken völlig selbstverständlich bei der Garderobe ab. Erstaunt sah sie ihm hinterher – vielleicht hatte sie ihn doch unterschätzt. Gleichzeitig mit Sally, die neben ihrem eigenen Sekt ein Glas Wasser für Lea in den Händen hielt, stieß er wieder zu ihr. Während ihre Freundin Paul zu ihnen winkte, legte Noel seine Hand auf ihren Rücken und zog sie etwas näher zu sich. In der gleichen Bewegung beugte er sich zu ihr herunter und flüsterte ihr ins Ohr: »Bleibst du bitte in meiner Nähe? Es sind doch ziemlich viele Menschen.«
    Verständnisvoll lächelte sie zu ihm hinauf. Also hatte sie ihn doch richtig eingeschätzt.
    Nein, hatte sie nicht.
    Offensichtlich lag sie sogar völlig daneben, denn seufzend fügte er hinzu: »Du bist das schönste Mädchen hier und wenn die anderen nicht sehen, dass ich zu dir gehöre   … «
    Er ließ den Satz ausklingen in der Annahme, dass sie verstand, worauf er hinauswollte. Und wie sie verstand.
    Das Lächeln auf ihrem Gesicht fühlte sich traurig an, als sie zu ihm hochsah. »Sagst du das nur, weil ich dich gebacken habe?«
    Stirnrunzelnd schüttelte er den Kopf. »Nein, ich   … «
    »Aber ich bin doch deine Traumfrau?«, raunte sie ihm zu, bedacht darauf, dass keiner, vor allem nicht Sally, ihre Konversation hörte.
    »Ja, schon. Aber ich habe das nicht nur deswegen gesagt, ich   … «
    »Schon gut. Ich freue mich trotzdem über das Kompliment.« Und das tat sie. Trotz des Stichs Unsicherheit, konnte sie ein kleines Lächeln nicht unterdrücken.
    Paul komplettierte schließlich die Runde und sie plauderten zu viert ein wenig über die vergangenen Tage. Auch bei ihrem Freund hatte Sally ganze Arbeit geleistet: Der Mann, den Lea bis dahin immer nur in lässigen Jeans und Druckknopfhemden kennengelernt hatte, steckte in einem anthrazitfarbenen Anzug – im Gegensatz zu Noel jedoch ohne Krawatte, aber dafür mit offenem Hemdkragen – und die Haare wie immer zum Zopf zusammen genommen. Irgendwie wirkte er gleichzeitig natürlich und trotzdem völlig fehl am Platz.
    Während er ihren armen Kuchenmann in eine Unterhaltung über Motoröl verwickelte – an dem der sich jedoch überraschenderweise interessiert beteiligte – schüttete Sally ihr Herz aus, wie unerbittlich sämtliche Versuche, Pluspunkte bei ihren angehenden Schwiegereltern zu sammeln, wie an einer Betonwand abgeprallt waren.
    Etwa gegen zehn Uhr gesellte sich Leas Chefin kurz zu ihnen, die jedoch nicht lange verweilte, sondern zu sehr damit beschäftigt war, die Leute auf die vorhandene Tanzfläche hinzuweisen. Kaum war sie verschwunden, zögerte Noel kaum zehn Sekunden, bevor er Lea die Hand entgegen streckte und fragte: »Darf ich um diesen Tanz bitten?«
    »Ich würde ja gerne, nur leider kann ich nicht tanzen«, gestand sie.
    Doch er griff nur lächelnd nach ihrer Hand und erwiderte: »Aber ich.«
    Zu verdattert, um Widerstand zu leisten, ließ sie sich von ihm an den Rand der anderen sich bewegenden Pärchen ziehen. Zu ihrer Schmach wurde natürlich ausgerechnet in diesem Augenblick ein langsames Lied angestimmt – was auch sonst, die Veranstaltung war ja sonst noch nicht hollywoodkinomäßig genug – welches jeden Gedanken, der nichts mit klassischen Standardtänzen zu tun hatte, sofort unter sich begrub. Noel grinste geheimnisvoll, während er seine Rechte an ihrer Taille platzierte und mit der anderen nach ihrer Hand griff. Überfordert legte sie ihre Linke auf seine Schulter, während sie ängstlich zu ihm aufsah.
    »Vertrau mir«, flüsterte er nur und machte plötzlich einen Schritt nach vorn. Er schob sie mit sich und ihre Füße stolperten nach hinten, doch zum Glück trat sie niemanden auf

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