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Dezembergeheimnis

Dezembergeheimnis

Titel: Dezembergeheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Richter
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der Verwirrung und der Sorge fühlte sie sich vor allem allein. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus und schlüpfte unter der Bettdecke hervor, öffnete, ohne einen Mucks zu machen, die Zimmertür und schlich ins Wohnzimmer. Der Mond und die Straßenlaternen schienen durch die Fenster und erhellten es durch die dünnen Vorhänge so weit, dass sie sich bequem an allen Möbeln und Schränken vorbei manövrieren konnte.
    Noel lag in seinem Bett und schlief tief und fest. Seine Brust senkte sich gleichmäßig auf und ab. Er lag auf dem Rücken, den Kopf vom Zimmer weg Richtung Wand gedreht; sein Gesicht war völlig entspannt, nicht mal seine Augenlider zuckten.
    Sie setzte sich auf den äußersten Rand der Bettkante, nur damit ihr zu spät bewusst wurde, dass sie ihn durch ihr Gewicht auf der Matratze leicht hätte wecken können. Doch zu ihrem Glück schien er sie gar nicht zu bemerken.
    Einen Moment betrachtete sie ihn, bis sie ein weiteres Mal nicht an sich halten konnte und ihm ganz sacht durch die Haare strich. Sie waren nochzerwühlter als sonst und am liebsten wäre Lea richtig durchgefahren und hätte ihm den Kopf gestreichelt. Doch sie hielt sich zurück, versteckte die Hände zwischen ihren Oberschenkeln und sah ihn stattdessen einfach nur an. Als Noel den Kopf zu ihr drehte, zog sie ein Bein an und bettete die Wange auf ihrem Knie.
    »Ich vermisse dich«, flüsterte sie und es dauerte noch lange, ehe sie zurück in ihr Bett schlich und das mit dem Schlafen erneut versuchte.

Kapitel 17
    »Und, Frau Wegener, haben Sie sich zu Hause absprechen können? Ist Ihre Entscheidung gefallen?«
    Lea schreckte vom Bildschirm hoch, auf dem sie gerade die neuen Bücherlieferungen in das Sortiersystem einarbeitete. Dem mitleidigen Gesichtsausdruck der Chefin nach zu urteilen, hatte sie beim Verstecken ihrer Müdigkeit nur mittelmäßigen Erfolg.
    »Ähm, ja«, stotterte sie. »Ja. Also, ich meine, ja, ich komme mit.«
    Davon hatte sie Noel zwar immer noch nichts erzählt, aber es war an diesem Morgen auch einfach nicht zur Sprache gekommen. Nicht, dass überhaupt irgendwas außer »Guten Morgen«, »Kommst du?« und »Bis nachher« zur Sprache gekommen war. Aber das hatte er nun davon. Er wollte sein eigenes Leben? Ohne sie? Passte ihr prima, könnte nicht besser sein. Denn ihr eigenes Leben beinhaltete in der nächsten Woche definitiv eine Reise über die Landesgrenzen hinaus.
    Und es war ja auch nicht so, als ob sie auswanderte, nur weil sie für sieben Tage das Land verließ – außerdem könnte diese Reise ein Trampolinsprung für ihre Bücher bedeuten. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was in der Schweiz alles auf sie wartete. Ja, alles sehr gute Argumente.
    »Sehr gut!« Frau Löwenberger schien ebenfalls zufrieden. »Dann schicke ich Ihnen in der nächsten Stunde eine E-Mail mit allen notwendigen Informationen. Und sagen Sie, geht es Frau Falk denn inzwischen besser? Sie hat zwar heute frei, aber ich hoffe doch mal, dass sie sich nicht im Bett verkriecht und sich immer noch die Augen ausweint. Männer sind solchen Kummer einfach gar nicht wert.«
    »Nein, ich bin sicher, dass sie sich nicht mehr hängen lässt«, antwortete Lea, worauf sich die Blonde in ihr Büro verabschiedete. In Wahrheit hatte Lea erst vor einer Stunde mit Maria telefoniert und
im Bett verkriechen
war wohl eher die Regenbogenversion der Stimmung ihrer Freundin. Auf ihrem Tagesplan standen dafür alle Eissorten des Supermarkts um die Ecke, in Kombination mit sämtlichen
Der Pate -
und
Terminator -Teilen
. Lea hatte ihr versprochen, sie am nächsten Tag zu besuchen, aber sie hatte bis jetzt noch keine Ahnung, wie sie sie aufheitern sollte. Sie wusste ja nicht mal, wie sie sich selbst ein Lächeln zaubern sollte, ohne auf die altbewährte Klebestreifenalternative zurückzugreifen.
    Immer an nächste Woche denken
, wiederholte sie gedanklich mit einem tiefen Atemzug.
    Noel lehnte am Kühlschrank und beobachtete Lea neben sich, wie sie das Geschirr spülte. »Bist du denn immer noch sauer wegen gestern?«
    »Ich bin nicht sauer.« Natürlich war sie sauer. Sie sprachen kaum miteinander, zurzeit genau wie am Morgen, und mit solchen Fragen brachte er die Eiszapfenstimmung nicht gerade zum Kochen.
    »Du klingst aber sehr gereizt.«
    »Ich bin. Nicht. Sauer.« Ihre Augenbrauen berührten fast den Haaransatz, während sie sich mit dem nassen Handgelenk ein paar Strähnen aus dem Gesicht strich.
    »Lea, rede doch einfach mit mir. Wenn du nicht

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