Dezembergeheimnis
tragen.
»Komm, ich helfe dir aus der Jacke.« Kaum den Proviant in der Küche abgestellt, wirbelte sie um ihn herum wie ein Satellit, doch Noel drückte sie auf eine Armeslänge Abstand.
»Alles ist gut, mir geht es bestens. Ich bin wieder vollkommen der Alte!«
»Ich will doch nur vorsichtig sein, wer weiß, vielleicht ist deine Hand doch noch nicht ganz … «
»Lea.« Er unterbrach sie mit einem Grinsen, legte ihr die frisch geheilten Finger auf die Wange und streichelte ihr Ohr. »Da, siehst du? Alles in Ordnung.«
»O-okay«, stotterte sie, augenblicklich ganz ruhig geworden, als ob er sie mit seiner Berührung auf Zeitlupe geschaltet hätte. Doch dann besann sie sich auf ihre ursprüngliche Mission, biss die Zähne zusammen und fixierte ihn. »Woher hat Frau Peters gewusst, wie sie dir helfen kann? Weiß sie etwa über die ganze Kuchengeschichte Bescheid?«
»Ähm, das … das ist eine ziemlich lange Geschichte und eigentlich gar nicht so spannend. Wie wär’s, wenn wir uns einfach aufs Sofa setzen und den Fernseher anmachen?«
»Noel!«
»Es gibt dazu wirklich nicht so viel zu erklären … «
»Woher wusste sie Bescheid?« Lea betonte jedes Wort.
»Ich hab es ihr gesagt, als sie mich eingestellt hat. Ich dachte, ich sollte ehrlich sein, damit sie weiß, was ich tun kann und was nicht … «
»Sie weiß also, was du bist?«
Noel ließ die Schultern hängen. »Ja.«
»Wie hat sie deine Hand repariert?«
»Lea, ich mag wirklich nicht darüber reden. Können wir das nicht einfach ad acta legen und ein bisschen Zeit miteinander verbringen, nur du und ich?«
Mit offenem Mund starrte sie ihn an. »Ad acta legen? Noel, dir ist gerade die Hand beinahe
abgefallen
! Das können wir doch nicht einfach
nicht
besprechen!«
»Ich würde es aber gerne vergessen, okay?«, entgegnete er sehr viel lauter als nötig. Lea zuckte zusammen. »Es tut mir leid«, fügte er eilig hinzu. »Es ist nur … die ganze Sache macht sich nicht sonderlich gut mit dem Plan, möglichst
kein
Kuchen zu sein.«
Das Gesicht abwendend, atmete er hörbar aus. Lea wurde ganz still.
»Okay«, sagte sie schließlich leise. Sie strich ihm zart über den Oberarm und ging an ihm vorbei, um das Essen der Bäckerin auszupacken. Während Noel sich nach kurzem Zögern auf dem Sofa niederließ und die Flimmerkiste zum Leuchten brachte, belegte sie sich ein Brot. Zusammen verfolgten sie die Nachrichten, bis sie aufgegessen hatten. Kaum war diese Beschäftigung jedoch erledigt, wurden beide unruhig. Sie ertappten sich gegenseitig dabei, wie sie zum jeweils anderen schielten oder zum wiederholten Male die Sitzposition veränderten.
»Wollen wir nicht vielleicht einfach ein bisschen Musik anmachen … und reden?«
Noel lächelte schwach, nickte und brachte den Fernseher mit einem Klick zum Schweigen. Während er das Geschirr in die Küche trug, legte Lea ihre Lieblingsweihnachts-CD in den Player; irgendwie erschien ihr das als passend.
»Also«, begannen beide und fügten genauso schnell »Oh, entschuldige, du zuerst« hinterher. Sie lachten, aber so angespannt, dass es alsbald wieder erstarb. Lea räusperte sich und Noel fuhr sich mit der Hand über den Nacken.
»Irgendwie kommt es mir so vor, als hätten wir ewig keine Zeit mehr für einander gehabt«, gestand Lea schließlich kleinlaut. Noel musterte sie einen Moment.
»Dann hast du das vorhin wirklich ernst gemeint, oder?«
»Was?«
»Dass du sauer bist, weil wir uns deiner Meinung nach nicht mehr so viel sehen.«
»Ich war nicht sauer.« Noel hob eine Augenbraue und sie seufzte. »Na gut, vielleicht ein bisschen angesäuert. Es ist nur … noch vor einer Woche da haben wir so viel Zeit damit verbracht, uns kennenzulernen oder Sachen auszuprobieren und jetzt … «
Sie verstummte und verzog den Mund.
»Aber ich probiere doch diese Woche auch neue Sachen aus.«
Nun war es an Lea, die Augen zu verdrehen. »Du weißt genau, wie ich das meine.«
Noel seufzte und zog die Beine in den Schneidersitz. »Na gut, vielleicht hast du recht. Vielleicht habe ich den Aufwand, den ein Job macht, unterschätzt. Es ist nur so … Ich kann und will dir nicht die ganze Zeit auf der Tasche liegen.«
»Das verstehe ich ja und das ist auch lieb und toll und wie gesagt, ich freue mich, dass du sogar was gefunden hast, was du ohne Probleme tun kannst und was dir Spaß macht, aber … «
»Aber du vermisst mich«, beendete er für sie.
Lea atmete hörbar aus, bevor sie ein
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