Dezembergeheimnis
»Ja« murmelte.
»Und du bist eifersüchtig.«
»Was bin ich?«
»Eifersüchtig. Auf Stella.« Mit offenem Mund und aufgerissenen Augen starrte Lea in das siegessichere Grinsen ihres Gegenübers.
»D-das wäre ja wohl noch schöner, eifersüchtig auf diese … diese … eifersüchtig auf die? Das hättest du wohl gerne!«
»Vielleicht.« Wenn möglich, wurde sein Grinsen sogar noch breiter. »Dabei müsste dir doch eigentlich klar sein, dass es für mich nur eine gibt.«
»Weil ich dich gebacken habe, schon klar.«
»Ach Lea.« Er seufzte tief und schüttelte dabei den Kopf. »Heute ist übrigens Freitag.«
»Ich hab schon gedacht, du würdest gar nicht mehr dran denken.« Sie stupste die Zeigerfinger aneinander.
»Glaub mir,
das
würde ich niemals vergessen. Ich habe auch schon etwas, was ich mir wünsche.« Er hob die Hand. »Ich bin ein Patient. Und ich brauche liebevolle Pflege.«
»Ähm, was?« Lea glaubte, sich an ihrer Spucke verschlucken zu müssen, und blinzelte ein paar Mal, in der Hoffnung, sich verhört zu haben.
»Ich möchte umsorgt werden. Nur ein ganz klitzekleines bisschen.«
»Okay … und wie? Soll ich dir … das Kissen aufschütteln?«
»Nein. Du sollst herkommen«, bei diesen Worten lehnte er sich über sie, nahm ihre rechte Hand, platzierte sie auf seiner Schulter und legte sich neben sie, sodass sein Kopf halb auf ihrer Brust, halb auf ihrem Arm liegen blieb, »und mich halten.«
Lea machte den Mund auf, um zu protestieren, zu argumentieren, Himmel, überhaupt
ein
Wort wäre schon spitze gewesen, doch es wollte ihr kein Laut aus der Kehle dringen. Stattdessen lag sie wie erstarrt da und traute sich nicht, auch nur einen Muskel zu rühren, wenngleich ihre Position noch so unbequem war.
»Atmen nicht vergessen«, flüsterte Noel und wirklich hob und senkte sich ihr Brustkorb augenblicklich wieder. »Entschuldige, war das zu forsch?«
»Nein, nein«, fiepte sie. Nö, alles super. »Ich müsste nur mal mein Bein … ah, danke schön, viel besser.«
Ein paar Minuten lang lagen sie nur schweigend nebeneinander, bis sich Leas Herzschlag und Atmung endlich soweit normalisiert hatten, dass sie sich wenigstens halbwegs entspannen konnte und nicht mehr wie ein Bügelbrett unter Noel lag. Als sie dann sogar noch ihre Hände in seine Haare schob und ihm den Kopf kraulte, war sie an diesem Tag schon zum 427. Mal im Zickzack über ihren Schatten gesprungen.
Der Mann in ihren Armen seufzte und schloss die Augen, wodurch es ihr tatsächlich leichter fiel, sich trotz der plötzlichen Nähe wohl zu fühlen, anstatt über ihre Nervosität und Ahnungslosigkeit nachzudenken.
»Können wir uns also darauf einigen, dass wir beide arbeiten gehen können, wenn wir dafür die Zeit, die wir zusammen haben, besser nutzen?«, murmelte er. Lea nickte und gab ein zustimmendes »Mhm« von sich. Daraufhin grinste Noel, wackelte ein bisschen, bis er den Arm unter ihr durchschieben konnte und sie noch ein Stück näher zu sich zog.
»Woah«, entfuhr es Lea, ehe sie die Lippen aufeinanderpressen konnte.
»Entschuldige.« Er hob den Kopf, um sie anzusehen, und wirkte zerknirscht. »Ich weiß, normalerweise frage ich immer, es ist nur … «
»Nein, ist schon okay«, murmelte sie, wich seinem Blick aber aus.
»Vorhin bei Frau Peters … da habe ich wieder diese Schmerzen gehabt.«
Blick und volle Konzentration zurück auf Noels Gesicht – Check. »Keine Sorge, es ist alles wieder gut, wie immer. War ganz schnell vorbei.« Er ließ den Kopf zurück auf ihre Brust sinken. »Aber heute ist so viel passiert, das war wie ein Zeichen. Ich möchte solche Momente mit dir einfach nicht mehr verstreichen lassen, wie jetzt zum Beispiel. Jetzt möchte ich gerne einfach deinem Herzschlag zuhören.«
Lea konnte dazu gar nicht viel sagen – was wäre denn auch eine angemessene Reaktion? Sie spürte, wie ihr Kopf warm wurde, und war sich sicher, dass er gerade viel Spaß dabei hatte, dem Stepptanz hinter ihren Rippen zu lauschen, aber sie konnte auch nichts dagegen machen. Und irgendwiewollte sie das auch nicht mal. Stattdessen schob sie einfach die Finger wieder in seine Haare und streichelte ihm den Nacken. Vergessen war ihre Wut von heute Morgen und selbst all die Fragen nach Frau Peters brannten ihr nicht mehr so inständig auf der Zunge, dass sie nicht auch vertagt werden konnten.
»Weißt du, was ich dich schon lange nicht mehr gefragt habe?«
»Nein, was denn?«
»Welche deine
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