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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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antwortete mit einem Lächeln, das er lange nicht mehr aufgesetzt hatte.
    Der Puls der Frau beschleunigte und ihr Geruch veränderte sich, auf eine Art, die nichts mit ihrer Professionalität zu tun hatte. Sie freute sich tatsächlich.
    Er selbst wusste nicht wohin und kam nirgendwo an. Außer bei den Wünschen bestimmter Frauen. Und Männer. Aber er selbst war niemand. Nur eine Hülle, die am heftigsten von denen begehrt wurde, die er am meisten verachtete. So war es immer schon gewesen.
    Er hätte sich das Geld sparen können, dachte er ironisch.
     
    Als Damian kurz vor Morgengrauen nach Hause kam, trat er vor seinen Kleide r schrank und blieb dort stehen. An der Tür war ein Spiegel, er betrachtete sich und verzog höhnisch sein Gesicht. Inzwischen sah er aus wie jemand, der sich viel zu wichtig nahm. Aber er hatte sich nur verkleidet. Nicht verwandelt. Schluss mit dem Theater. Er stieß die Faust in sein Spiegelbild, entfernte langsam die Splitter aus seiner Hand , genoss das Blut und den Schmerz. Dann öffnete er die Schran k tür, fegte mit dem Arm durch den Kleiderschrank und riss alle Bügel samt ihrer ordentlichen Last herunter.
    Er hatte sich selbst etwas vorgemacht. Denn in Wahrheit war er nur Abfall, ein Nichts und hasste seinen Anblick.
    Um den Vampirdämon würde er sich noch kümmern. Danach würde er Berlin verlassen . Er fragte sich, ob er ihm wirklich gelingen würde, sich irgendwo auf einen neuen Anfang einzulassen. Aber er musste weg von hier, von der Gemei n schaft, von IHR.
    Damian fühlte die Ankunft des Tages und legte sich hin. Obwohl der Winte r himmel heute blau war und die Sonne schien, versanken seine Träume in tiefster Finsternis.
     
    ***
     
    Ellen holte mich ab, zusammen mit Steffen, der inzwischen regelmäßig als ihr Bodyguard fungierte und mich freundlich begrüßte. Im hinteren Teil des Wagens saß ein riesiger Rottweiler.
    Ellen verdrehte die Augen. „Ich habe ihm gesagt, dass er sich eine Begleitung mitbringen soll, damit er nicht allein vor oder hinter uns laufen muss, wenn wir uns unterhalten.“
    „Das habe ich doch“, sagte Steffen gekränkt. „Bruno hat viel zu selten Gelege n heit, aus Schwanenwerder herauszukommen. Außerdem fährt er furchtbar gern Auto.“
    Ich drehte mich um und tätschelte Brunos Kopf. Brunos große Zunge baumelte aus seinem grinsenden Gesicht, und er hechelte mich begeistert an. Aus seinem Maul strömte ein Geruch, als hätte er sich eben noch am Abfallcontainer einer Fleischerei bedient.
    Wir fuhren nach Potsdam, zum Park Sanssouci. Den letzten Sonntagsspaziergang, an den ich mich erinnerte, hatte ich im Sommer mit meinen Eltern gemacht.
    Die graue Wolkendecke bekam einen Riss, einige Sonnenstrahlen schafften es hindurch, der Wind brach die Wolken auf, und dann wurde der Himmel tatsäc h lich blau. Es war kalt, aber ich freute mich, draußen zu sein, und genoss die stille Schönheit des Parks.
    Ellen ging neben mir, Steffen folgte mit Bruno in einigem Abstand. Meine Hä n de steckten in den Taschen meiner Winterjacke. Ich hasste Handschuhe, und bi s her hatte mich noch keine Kälte dazu bringen können, welche zu tragen.
    Wir sprachen über mein Studium, das Trainingsprogramm mit den Siebzehn, und ich erzählte Ellen von Damian, obwohl ich es gar nicht wollte. Was ich für ihn empfand. Ich spürte, wie mir schon wieder Tränen in die Augen stiegen. Das musste endlich aufhören.
    Ellen hörte mir aufmerksam zu. Sie war so warmherzig und freundlich, dass a l lein ihr Zuhören schon tröstlich war. Sie stellte mir nur wenige, vorsichtige Fr a gen, darüber, was ich an Damian mochte und welches Verhalten ich schwierig fand, und welche Wünsche ich an eine Beziehung und für meine Zukunft hatte. Danach schwiegen wir, und ich verstand, dass Ellen mir keine Ratschläge geben wollte oder über Damian und mich urteilen. Wenn ich auch schon wieder gegen meine Tränen kämpfte, fühlte ich mich endlich sortierter und stärker. Mir war wieder einmal klar geworden , dass wir überhaupt nicht zusammenpassten.
    „Vermisst du Julian?“ fragte ich Ellen auf dem Rückweg.
    Sie nickte.
    „Es muss seltsam sein, dass du ihn wegen seines Arkanums so lange nicht sehen kannst.“
    „Nun.“ Sie räusperte sich. „Ganz so ist es nicht. Seit etwa einer Woche besucht er mich. In meinen Träumen.“ Sie wurde rot und sah unglaublich bezaubernd aus. Und glücklich.
    Ich fragte mich, wie so etwas funktionierte.
    Ellen sah meinen Blick und schaffte es, noch röter zu

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