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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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hatte.
    Die kurzen Momente des Glücks mit ihr, die er ungenutzt hatte vorüberziehen lassen, die Chancen, die es gegeben hatte und die er doch nie hatte ergreifen kö n nen. Jetzt war es zu spät. Er hatte zugelassen, dass ihm sein Glück durch die Fi n ger rann, und es einfach nicht fassen können.
    Und das war richtig, bestätigte er sich erneut .
    Charis hatte eine Zukunft, und die durfte er ihr nicht zerstören.
    Er hatte eine Vergangenheit, sonst nichts.
    Und die Ewigkeit.
    Sie versprach keine Erlösung. Nur Schmerzen. Weitere Nächte. Ohne Wärme, ohne sie. Die Ewigkeit hatte ihn schon oft bedroht, aber nun stand sie wie ein riesiges Gespenst vor ihm und streckte ihre gnadenlosen, endlos kalten Arme nach ihm aus.
    Julian hatte ihm damals im Kerker ein Versprechen abgerungen. Ein Verspr e chen für hundert Jahre Leben. Er würde noch eine Weile durchhalten müssen
    Und dann?
    Er hatte den Tod schon oft herausgefordert, mit ihm gespielt, stets in dem Wi s sen, letztendlich doch an sein Wort gebunden zu sein. Doch er hatte den Tod noch nie so sehr herbeigesehnt, wie jetzt. E r war es leid. Einfach leid. Seine Wut. Das Einerlei der Zeit. Kein Wort verließ seinen Mund, aber seine Sehnsucht stieg als stummer Schrei zum Himmel hinauf.
    Damian öffnete die Tür, ging nach draußen, nahm den regenschweren, dunklen Duft des Winters in sich auf. Überlegte, wie es wäre, der sterbenden Nacht zu folgen.
    Er stand da und wartete, vor sich Sonne und Tag.
    Einfach bleiben, so lange, bis es kein Zurück gab. Wie oft hatte er sich das schon ausgemalt.
    Die Sonne war wie eine Brandung, die immer heftiger gegen die Dunkelheit schlug.
    Sein Körper wollte fliehen, aber er zwang sich, stehen zu bleiben.
    Die Helligkeit sehen. Die Wärme des Morgens spüren. Nach all diesen Jahren.
    Sehenden Auges im Licht ertrinken.
    Damian war so ruhig wie lange nicht mehr.
    Noch nicht.
    Den Tod zu begrüßen, wäre Gnade. Aber noch war nicht die Zeit dafür. Diese Möglichkeit, die letzte Flucht, beruhigte ihn, wie schon so oft. Sie rückte näher.
    Er drehte sich um und zog die Tür hinter sich zu.
     
    Seitdem der Wind gedreht hatte, war der Gestank des Schlachtfelds erträglicher geworden.
    Der Junge lehnte an einem Pfosten im Schankraum und sah ihn an. Seine Kle i dung war sauber, und der Ausdruck seines Gesichts so anders als der der Stad t bewohner. Er zeigte nicht die abgestumpfte Erschöpfung, die sich durch die w o chenlange Erduldung der Besatzung zweier feindlicher Armeen tief in sie eing e brannt hatte.
    Sein Gesicht war ruhig, abwesend und zeigte eine stille Heiterkeit. Der Lärm, der in der Schenke herrschte, schien an ihm abzuprallen, einen Bogen um ihn zu machen. De r Junge passte nicht hierher, aber niemand sprach ihn an. Zeiten wie diese setzten alle Regeln außer Kraft.
    „Sprichst du meine Sprache?“ , fragte Damian.
    Der Junge schwieg.
    „Also nicht.“ Nicht, dass es wichtig wäre. Er würde bald nach oben gehen, denn er hatte das Gefühl, den Schankraum und die Menschen darin nicht länger ertr a gen zu können. Bier und Wein flossen heute noch stärker als üblich, die Stimmen tönten lauter und auch das Lachen. Vielleicht, weil die Kampfpause bald vorbei war und niemand wusste, wer die nächsten Tage überleben würde.
    Damian stellte seinen Teller mit Essen auf dem Tisch ab und lud den Jungen mit einer Handbewegung ein. Der schüttelte den Kopf, aber sein Blick grub sich mitten in Damians Herz.
    Der Junge stieß sich von dem Balken ab, drehte sich nach ihm um und ging hi n aus. Damian starrte auf seinen Rücken. Zögerte. Ging hinterher. Er konnte nicht anders.
    Draußen war es kalt, Damian fröstelte. Es dauerte, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Der Junge saß abseits der Laternen im Schatten der Nacht und sah ihn an. „Du bist mir also gefolgt“, stellte er fest. Sein Blick war ernst. „Ich war mir nicht sicher.“
    „Du verstehst mich also doch.“ Damian starrte den Jungen an und fragte sich, warum er nicht drinnen bei seinen Leuten war. Bei den Dorfschönheiten, die ihnen Gesellschaft leisteten. Aber er hatte der Einladung dieser seltsamen Augen nicht widerstehen können. „Wer bist du?“, fragte er verblüfft.
    „Sebastian. Gibt es einen ruhigen Ort, an dem wir sprechen können?“
    „Mein Zimmer.“
    „Schläfst du allein?“
    „Ja.“ Das Mädchen, das im Gasthaus bediente, fiel ihm ein. „Meistens.“
    „Darf ich dich begleiten?“
    „Auf mein Zimmer?“ Er hatte den Jungen

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