Dezemberglut
anzuschreien, sie zu schütteln, Max` Schleier zu entfernen und ihn zur Rede stellen. Die Worte für den Fluch, den er ihm entgegenschleudern wollte, brannten in seinem Herzen, stiegen auf und wollten hinaus. Stattdessen riss er sich zusammen. Er ging zum Training und leitete seine Stunde. Danach fuhr er auf direktem Weg nach Hause.
Damian ging unruhig in seiner Wohnung auf und ab. Zum ersten Mal versuchte er, seine Gefühle zu begreifen. Einen Schmerz, der neu war und den er noch nicht kannte. In seiner Brust, als ginge ihm ein Riss durch die Seele.
E ndlich verstand er. Diesen Schmerz und seinen verzweifelten Zorn. Er war aus tiefstem Herzen eifersüchtig, zum ersten Mal in seinem Leben.
Wenn Max Charis mit einem Schleier umgeben hatte, um sie abzuschotten, konnte das nur eines bedeuten: Charis war verloren.
Damian ließ sich in seinen Sessel fallen. Ein Bild stieg in ihm auf, in dem er be i de zusammen sah, sah Max ihr geben, was er selbst sich verwehrt hatte. Er stellte sich vor, wie Max von ihrem Licht berührt wurde, ihre Wärme verspürte, seine Hände über ihren Körper gleiten ließ und sie in Besitz nahm. Damian hörte ein Stöhnen und war überrascht, dass es aus seiner eigenen Kehle kam.
Der Schmerz, der seine Brust durchfuhr, war messerscharf und blieb.
Er hatte sie gewollt, so sehr.
Nun schenkte sie ihr warmes Lächeln Max. Und dazu hatte sie auch jedes Recht. So wie er sie behandelt hatte. Er hatte sie Max nicht nur freiwillig überlassen, er hatte sie ihm sogar auf den Schoß gesetzt.
Der Schmerz, der Damians Brust durchfuhr, war messerscharf und blieb.
Daniel hatte recht gehabt, Charis war viel zu gut für ihn. Nun hatte sie sich von Max trösten lassen, und Max … Er kämpfte mit sich und versuchte den Geda n ken zu vertreiben, dass Max, der so viel über ihn wusste, wie sonst niemand außer Julian, seine Freundschaft ausgenutzt und ihm Charis weggenommen hatte.
Nein. Das stimmte nicht. Max hatte sogar angekündigt, dass er sein Glück bei Charis versuchen würde, doch er hatte ihn nicht ernst genommen. Dennoch – auch wenn er nicht wusste, was genau er Max vorwerfen konnte – vergeben kon n te er ihm nicht.
Aber ihre Entscheidung war richtig. Absolut richtig. Max war so viel besser als er, und Charis war … rein. Wenn sie sich schon einen der Seinen aussuchen mus s te – was er als ungeheuerlichen Fehler ansah! – war Max eine gute Wahl. Die be s te. Max war besser als er. Natürlich war er auch viel besser als der junge Daniel. Er war … eben Max. Freundlich, fürsorglich und voller Mitgefühl . All das, was er selbst nicht war. Max konnte Charis geben, was sie brauchte und verdiente.
Er hatte seine Freundschaft viel zu lange für selbstverständlich gehalten. Max ’ Verfügbarkeit und Kameradschaft. Warum eigentlich?
Max hatte ihn ermutigt, auf Charis zuzugehen. Lange genug. Er hatte sich dag e gen entschieden und es nicht getan. Wie konnte er es also Max verdenken, sie sich selbst geholt zu haben? Nun hatte er nicht nur Charis verloren, sondern auch Max. Den einzigen Freund, den er je besaß.
Dennoch - e r sollte beiden gratulieren.
Max besaß … Ehre. Und Charme, war so viel witziger und wortgewandter als er selbst. Er war in jede Hinsicht die bessere Wahl, versicherte er sich erneut. Max hatte alle Fähigkeiten, um Charis glücklich zu machen. Und sie verdiente es, en d lich glücklich zu sein.
Aber er würde sich das nicht ansehen können.
Damian saß unbewegt, während sein Verstand rotierte.
Was kein Dämon je geschafft hatte, Charis brachte es fertig. Er wollte flüchten. So weit weg wie möglich. Er würde mit Aaron sprechen, ihn fragen, wie es ihm in Amerika ergangen war. Hier gab es zu viel Schmerz, zu viele Erinnerungen. Er würde nur noch so lange in Berlin bleiben, bis er den Vampir d ämon ausgeschaltet hatte. Das war etwas Persönliches. Dan ach würde er gehen.
Bis dahin wollte er Charis und Max aus dem Weg gehen. Akzeptieren, dass die beiden zusammen waren. Sie in Ruhe lassen.
Vielleicht würde er es schaffen, weder Max noch sich selbst zu töten.
***
Richard bog ins Parkhaus. Er hielt vor dem Treppenhaus in der Tiefgarage und ließ den Motor laufen, während er darauf wartete, dass Vadim ausstieg.
„Hast du Lust, noch etwas zu trinken?“ Vadim lächelte und ließ offen, was g e nau er meinte.
Richard erwiderte Vadims Lächeln. Er mochte ihn.
Vadim hatte sich erstaunlich schnell von seiner Gefangenschaft erholt und als E inziger
Weitere Kostenlose Bücher