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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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Sporttasche in der Halle und wartete auf Max, der den Fahrdienst übernommen hatte.
    „Wird dir das nicht zu lästig“, fragte ich ihn, als er mit einiger Verspätung die Halle betrat.
    Aber Max grinste nur. Anstatt zu antworten, nahm er meine Hand. „Sehr hübsch.“ Er betrachtete meine Fingernägel. Sie waren schwarz mit winzigen roten Bluttropfen. „Hat endlich jemand einen Fan-Club gegründet? Ich bin schon lange der Meinung, dass wir einen verdienen.“ Er strich zart über meine Hände und küsste meine Fingerspitzen.
    Ich war so verdutzt, dass es einen Moment dauerte, bis ich meine Finger we g zog. Aus den Augenwinkeln sah ich eine Bewegung und hob den Kopf. Damian hatte sich gerade umgedreht und verließ die Trainingshalle in die entgegengesetzte Richtung. Ich hatte ihn nicht bemerkt. Max schon. Ich sah Damian hinterher. „Ich glaube, es wird nie etwas passieren“, sagte ich resigniert.
    „Im Gegenteil. Es passiert eine ganze Menge.“ Er grinste sein verwegenes Max-Grinsen.
    Ich schüttelte den Kopf. Dass Max diesen Schleier um mich gelegt hatte, war e i ne blöde Idee gewesen. Damian war höflich und distanziert. Er sprach nicht mehr als notwendig mit mir. Andererseits war es gut, dass er nicht länger mitbekam, wie sehr ich litt. Und all die anderen. Schließlich hatte ich auch meinen Stolz. Aber ich hätte meine n Stolz liebend gern aufgegeben, wenn es mir dafür gelungen wäre, Damians Herz zu erobern.
    Max steuere den Audi in Richtung Zehlendorf. Es herrschte kein Verkehr mehr auf den Straßen, und wir kamen schnell voran.
    „Der Schleier nutzt nichts“, sagte ich schließlich.
    „Oh, er ist sogar sehr nützlich“, meinte Max. „Ich weiß nur noch nicht, wofür.“
    Ich wollte schnauben, es hörte sich aber eher wie ein S chluchzen an, und ich räusperte mich. „Es ist Damian völlig egal, was ich … wir … machen. Ob wir zusammen sind.“
    „Nein. Er leidet wie ein Hund. Aber er kann sich viel besser beherrschen, als ich erwartet habe. Damian hatte schon immer Sinn fürs Dramatische. Er glaubt, die Rolle eines edelmütigen Märtyrers spielen zu müssen, zu verzichten und das Ric h tige zu tun, weil er dich liebt. Und auch mich ein bisschen.“ Max grinste. „Wenn auch nicht sehr, im Moment. Und er sich das sowieso nicht eingestehen würde.“
    „Auch wenn du recht hast – ich kann mich doch nur an das halten, was ich s e he. Was er tut. Und er ist entweder gefühllos oder wütend. Verdammt wütend. Und nichts anderes.“
    „Etwas anderes hat er nie gelernt. Er kann mit dem, was er für dich fühlt, nicht umgehen. Noch nicht.“
    Ich berührte Max am Unterarm. Er schaute mich überrascht an. Ich tätschelte ihn kurz und ließ wieder los.
    Verflixter Vampir. Man wusste doch nie, wo man dran war. Auch wenn er mich selbstverständlich nicht angelogen hatte. Trotz seines entspannten Gesichtsau s drucks, des beruhigenden Lächelns in seiner Stimme spürte ich noch etwas and e res. Max war besorgt. Er machte sich ebenfalls Sorgen um Damian.
    ***
     
    Es war wie eine Flucht. Vom Tag in die Nacht, aus seiner Wohnung nach draußen und wieder zurück.
    Der Vamordämon blieb verschwunden , und Damian nahm seine Jagd in Ha m burg und Leipzig wieder auf. Weg aus Berlin, so oft es ihm möglich war, aber immer wieder zurück.
    Oder er jagte in den Wäldern, die sich rund um Berlin ausdehnten. Schwarzwild. Es gab sowieso zu viele Wildschweine in Berlin. Einen Keiler oder zwei. Opfer für seinen Zorn. Sonst würde er zugrunde gehen.
    Damian schaltete die Scheinwerfer aus und parkte den Porsche am Rand eines schmalen Waldweges. Er stieg aus und zog alles aus bis auf seine Jeans. In die Hosentasche steckte er den Autoschlüssel, in den Gürtel das Messer. Lieber stu n denlang durch die Wälder laufen, als zu Hause zu sein oder in der Zentrale. Oder der Versuchung erliegen, an Charis ’ Haus oder Max ’ Wohnung vorbeizufahren. D enn d ann würde er für nichts mehr garantieren können.
    Damian lief los, immer tiefer in den Wald, ohne ein Geräusch zu machen. Der Geruch nach Regen, Kiefern und feuchte m Laub hüllte ihn ein und beruhigte ihn. Er lauschte, hörte das leise Geräusch trippelnder Schritte, die in gemächlichen Trab verfielen, Äste, die beiseite geschlagen wurden von einem schweren Körper. Damian änderte seine Richtung und lief schneller.
    Kurz vor Sonnenaufgang betrat Damian seine Wohnung. Er schaltete die Alarmanlage ein, zog die Jeans aus. Unter der Dusche wusch er sich jede Menge

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