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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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einen Spaziergang zu machen.
    Der Sonntagmorgen war wunderschön. Der Himmel leuchtete in einem erstau n lichen Blau und die Sonne zauberte glitzernde Sprenkel in den Schnee, nie war mir das Weiß strahlender vorgekommen. Ich schloss die Augen, genoss die Sonne in meinem Gesicht.
    Das Eis war voller Menschen, die das Wetter genießen wollten so wie ich. Ich sah lachende Gesichter, eine Gruppe junger Männer, die sich einen Eishockey-Platz freischaufelte, Eltern, die ihre Kinder auf Schlitten hinter sich herzogen. Mitten auf dem Eis gab es einen Stand, an dem Bratwurst und Glühwein verkauft wurden.
    Püppi trottete lustlos hinter mir her und blieb immer wieder stehen, um mich mit ihren großen braunen Augen anzusehen. Das gab dem Ausdruck Dackelblick eine ganz neue Bedeutung. Sie war ein Stadthund, eine Lady, die lieber über Pa r kett und Perserteppiche stolzierte, als ihre Bauchhaare in den Schnee zu tunken. Und gab mir deutlich zu verstehen, dass ich das eigentlich wissen sollte.
    Ich betrachtete das Treiben um mich herum. Auf einmal machte es mich traurig. Wieder einmal hatte ich das Gefühl, nicht dazuzugehören. Menschen, mit denen ich einen Tag in der Sonne genießen könnte, gab es keine. Wenn ich mit Damian zusammenblieb, würde ich nie mit ihm im Sonnenschein spazieren gehen. Ich würde nie Kinder von ihm bekommen. Aber ich würde mich irgendwann en t scheiden müssen, ob ich endgültig auf Sonne verzichten wollte. Diese Vorstellung ängstigte mich. Jetzt war ich nicht dazu bereit. Vielleicht später. Irgendwann. Ich seufzte.
    Heute Abend würde ich mit Damian aus gehen. Und mit Ellen und Julian. In den Palmengarten, eines der exklusivsten Restaurants in Berlin. Ellen hatte mir gesagt, wie sehr sie sich darauf freute, endlich nicht mehr die E inzige mit Appetit auf Essen zu sein.
     
    ***
     
    Damian war auf dem Weg zu seiner Wohnung im Wedding. Er war schon drei Nächte nicht mehr dort gewesen, und es w u r de Zeit, wieder einmal nach dem Rechten zu sehen. Außerdem brauchte er seine Lederjacke. Die, die Charis so gut gefiel.
    Damian verließ die Müllerstraße, bog schwungvoll ab und wollte das Manöver an der nächsten Ecke wiederholen, als er die blinkenden Lichter der Polizeiwagen bemerkte, die in zweiter Reihe vor seinem Haus parkten. Er drosselte das Tempo und suchte einen Parkplatz. Dann stieg er aus und beobachtete die Szene.
    Aus einigen Fenstern der gegenüberliegenden Häuser starrten neugierige G e sichter. Zwei Sanitärer verließen in gemächlichem Tempo die Tür zum Hof. Sie stiegen in ihren Wagen und fuhren davon. Es gab wohl nichts für sie zu tun.
    Obwohl es fast Mitternacht war, standen mehr als zwei Dutzend Zuschauer hi n ter dem Absperr band und warteten geduldig. Damian ging zu dem Polizisten, der dahinter stand.
    „Ich wohne in diesem Haus. Was ist passiert?“
    „Ihr Name?“ Der Polizist musterte ihn misstrauisch.
    Damian setzte ein unverbindliches Lächeln auf und fing seinen Blick. „Was ist passiert?“, wiederholte er.
    „Eine Frau ist ermordet worden. Sie wohnte im linken Seitenflügel, erster Stock. Haben Sie sie gekannt?“
    „Nein“, sagte Damian wahrheitsgemäß. Er hatte sich nie für die Bewohner des Hauses interessiert. Den Hof mit den Eingängen zum Hinterhaus und den beiden Seitenflügeln hatte er nur wegen der Müllcontainer betreten. „Erzählen Sie mir, was Sie wissen.“
    „ Sie war Studentin und lebte seit etwa sechs Monaten in Berlin. Ihr Freund hat sie gefunden. Ist wohl alles voller Blut da oben.“
    Damian fragte sich, ob er sie hätte retten können, wenn er hier gewesen wäre. „Holen Sie mir jemanden, der für die Ermittlungen zuständig ist.“
    Der Mann zeigte kein Anzeichen von Widerstand. Offensichtlich war er es g e wohnt, Befehle zu empfangen und auszuführen, denn er drehte sich um und g e horchte.
    In die Menge kam gespannte Bewegung . Die Leiche der Frau wurde abtranspo r tiert. Ihr Körper war verdeckt, die Schaulustigen verrenkten sich vergeblich die Hälse.
    Der Polizist kehrte mit einem unauffälligen, nicht uniformierten Mann zurück, der in Jeans und dunklem Parka steckte. Sein Gesicht wirkte im Licht der Straße n laterne blass und seine Falten traten deutlich hervor, aber es sah bei Tageslicht bestimmt genauso aus.
    „Sie sind der einzige Mieter, den wir noch nicht befragen konnten.“
    Damian hob die Schultern. „Ich war bei meiner Freundin“, antwortete er kurz. Wahrheit war immer nützlich, wenn sie nicht schadete.
    „Sie

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