Dezemberglut
Zeig mir schnell, wo dein Bett ist, übersetzte er für sich, spürte Vorfreude und Hitze, die in ihm aufstieg. Vadim folgte Richard, blieb nicht stehen, um die Schönheit der Eingangshalle zu würdigen. Sie nahmen die Treppe nach unten, durchquerten lange Gänge, bis Richard eine Tür öffnete.
Vadim nahm sofort jede Einzelheit in sich auf. Das Zimmer war sehr groß. Gemütlich. Mit Büchern, Fernseher, Computer, Bildern und Kleinigkeiten, die zeigten, dass sich Richard oft und gern hier aufhielt. Vor allem gab es ein großes, stabiles Bett mit blauen Seidenlaken.
Vadim sah aus, als sei er ständig unter Anspannung. Und nun war er es auch. Zu sehr spürte er Christian auf Richard lasten. Zu sehr fühlte er für Richard.
Vadim stand mitten im Zimmer. Wusste, dass auch er schön war und welche Wirkung er auf Richard hatte. „Willst du reden?“, fragte er.
***
Richard schüttelte stumm den Kopf.
Vadim zog sich seinen schwarzen Pullover über den Kopf.
„Dann zieh dich aus“, hörte Richard unter dem Wollstoff . Er musste lächeln und gehorchte gern.
Vadim trat nackt auf Richard zu. Zog ihn an sich.
Richard spürte die Nähe und die Härte Vadims. Roch Vadim. Und dachte schon wieder an Christian, der sich unvermittelt in seine Gedanken schob. Was war nur aus ihm geworden? Einer der Vertrauten war tot, und selbst sein Anruf bei Ellen würde das Geschehene nie mehr aufwiegen können.
„Es tut mir leid“, sagte Richard unvermittelt und löste sich von Vadim. „Es ist falsch. Ich kann dir nicht geben, was du willst.“
Vadim lächelte ernst. Und verstand. „Es ist richtig, Richard. Ich fordere nichts, nur diese eine Nacht. Und den nächsten Tag.“
Richard wusste, dass Vadim alles so meinte, wie er es sagte. Ihn von seinen Skrupeln entband und keine Ansprüche stellte. Vadim war kleiner als Christian. Und schmaler. Wenn auch nicht überall. Er sah Richards Blick und grinste selbs t bewusst. Erneut zog er Richard an sich und aufs Bett.
Richard spürte Vadims Hände an seinen Schultern, Vadims Mund an seinem Hals, Vadims Zähne, die sich langsam in Haut und Fleisch bohrten. Vadim zeigte keine Zurückhaltung in seinem Begehren, gleichzeitig bot er sich Richard an, legte sich auf den Rücken, zog Richard auf sich und umfing seine Hüften. Vadims Biss war tief, balancierte geschickt auf der Grenze zwischen Schmerz und Lust. Richard stöhnte zittrig und zuckte erregt. Wollte in ihn stoßen.
Als Vadim auch noch sein Handgelenk auf Richards Mund presste, biss er z u. Richard spürte Vadims Blut auf seinen Lippen, in seinem Mund. Er wusste, ihr Beisammensein würde stürmisch verlaufen. Und blutig.
Richard überließ sich seiner Lust.
In den nächsten Stunden würde er nicht an Christian denken.
***
Püppi schien unsere Zeit in der Zentrale sehr zu genießen. Sie hatte ihre Vorliebe für Damian auf andere Vampire der Gemeinschaft erweitert. Interessanterweise nur auf die männlichen und älteren.
Wenn ich sie nach oben auf die Straße zerrte, war sie alles andere als begeistert, denn sie schien weder Kälte, Wind noch Bürgersteige voller Schnee und Eis zu vermissen.
„Vielleicht sollte ich mir auch einen Hund zulegen “, meinte Tiffany. Sie mochte Püppi. „ Hunde sind gute Freunde. Und treu.“ Ihr Blick verfinsterte sich.
Ich nickte zögernd.
„Aber keinen Dackel. Dackel sind so … schnell. Lieber einen Hund, der etwas mehr ladylike ist. Wenn du weißt, was ich meine.“
Ich konnte es mir vorstellen.
„Was ist das denn für ein Hund, den Paris Hilton hat? Hat sie ihn überhaupt noch? So einer könnte mir gefallen“, überlegte sie laut, und ihr Gesicht erhellte sich. „Diese Hunde sind süß und so klein, dass man sie auf einem Arm tragen kann. Wie eine Handtasche.“
Wir betrachteten Püppi, die aufgeregt Witterung aufnahm und Sam am anderen Ende des Flurs entdeckte.
„Püppi. Sitz!“, meinte ich streng.
Püppi ignorierte mich und raste wild kläffend zu ihm hin. Nicht im Mindesten ladylike.
„Und so viel Auslauf wie Püppi braucht so ein winziger Hund bestimmt nicht“, meinte Tiffany diplom a tisch.
***
Alle Radiosender berichteten von der Explosion auf einem Berliner Gewerbehof, bei dem ein Mann ums Leben kam. Die Hintergründe seien noch unklar und wü r den von der Polizei untersucht.
Martin, der sich ausnahmsweise persönlich nach Berlin begeben hatte, schäumte vor Wut, als er hörte, dass alle Vampire der Gemeinschaft seinen Anschlag übe r lebt
Weitere Kostenlose Bücher