Dezemberglut
hatten. „ H ol mir das Mädchen, von dem du mir erzählt hast. Sofort. Noch heute Abend. Nimm die beiden wieder mit. Heute, spätestens um Mitternacht, soll sie mir gehören.“
„Ich weiß nicht, ob sie sich heute Abend überhaupt an der Universität aufhält“, versuchte Christian Zeit zu gewinnen. „Vielleicht ist sie ja gar nicht da.“
„ F ahr hin und schau nach. Falls nicht, versuchst du es morgen wieder. Und übermorgen. Dann bring sie mir, sofort.“
Christian zuckte mit den Achseln und holte Luft, um Martin zu erklären, wie unwahrscheinlich es wohl wäre, Charis tatsächlich an der Universität anzutreffen.
Martins Hand schnellte vor und packte ihn schmerzhaft am Kinn.
„Du wirst diese Aktion leiten. Und diesmal wirst du erfolgreich sein, hörst du? Du wirst alles dafür tun, damit ich das Mädchen so schnell wie möglich bei mir habe . U nd ich mit dir zufrieden bin. Nicht wahr?“
Christian tauchte in Martins Blick und glaubte, darin zu ertrinken. Er nicke hilflos. Als Martin ihm seinen Unterarm hinhielt, nahm er gierig sein Blut.
***
Am frühen Abend saß ich in einem überfüllten Café, gleich in der Nähe der Uni, denn Damian hatte darauf bestanden, mich abzuholen.
Die Tür öffnete sich, und ich spürte, wie sich die Atmosphäre im Raum verä n derte. Vielleicht, weil der größte Teil der Gäste aus Frauen bestand. Damian wu r de angestarrt, viel länger, als gutes Benehmen es erlaubte. Die meisten Blicke wandten sich wieder ab, aber nicht alle. Zwei Frauen stießen sich an, eine andere staunte ihn an wie hypnotisiert, und ich musste wirklich kein Vampir sein, um zu erkennen , was in ihnen vorging.
Trotz seiner Größe bewegte sich Damian mit Eleganz und Leichtigkeit. Hinzu kam seine körperliche Makellosigkeit, die Ausstrahlung von nachlässige r Selbsts i cherheit und geübter Arroganz. Von Damians Wirkung aus Erzählungen zu wi s sen – ganz unabhängig von seiner Wirkung auf mich – , war das eine, die Reakti o nen selbst zu sehen, etwas ganz anderes. Die Frauen sahen seine maskuline Sin n lichkeit und wussten nicht, dass ihn ihre Reaktionen selbst nach zweihundert Ja h ren noch störten.
Damian setzte sich zu mir und sah meinen Blick. Und noch viel mehr. Bean t wortete die unausgesprochene Frage. „Manchmal ist es ziemlich anstrengend.“ „Weil all diese Frauen völlig überfordert sind.“
Er ging nicht auf meinen Spruch ein. „Das ist einer der Gründe, warum ich se l ten ausgehe. Auch nicht ins Wilhelmina.“ Er zögerte. „Es sei denn, ich ändere … ich könnte …“
„Nein.“ Ich war froh, mir meinen energischsten Blick aufbewahrt zu haben. „Wage es nicht, deine Haare noch einmal abzurasieren. Ich mag sie. Und Wol l mützen sind schon seit einer Ewigkeit out, das solltest sogar du wissen. Ich werde mich schon noch daran gewöhnen, mit einem makellosen Halbgott zusammen zu sein.“
„Ein halber Gott? Nur?“
Ich schnaubte und beschloss, die letzte Bemerkung zu ignorieren.
Damian brauchte eine vernünftige Frau an seiner Seite. Eine wie mich, die wus s te, dass er viel mehr als sein Äußeres war, die ein Gespür hatte für diesen tiefen Riss, diese tiefe Unsicherheit, die ihn schon zwei Leben begleitete und fast zu zerreißen drohte. Eine, die ihm den Kopf zurechtrückte, wenn er sich mal wieder für alles, was schief lief, allein verantwortlich fühlte.
„Und sollte dir eine dieser Frauen, die dir so entsetzlich auf die Nerven gehen, tatsächlich zu nahe kommen, wird sie schon sehen!“
Damian sah ziemlich verdutzt drein. Dann lachte er. Sein echtes Lachen, das mir diese Wärme in meiner Brust verursachte und mich ebenfalls zum Lachen brachte.
Er küsste mich. „Genau. Was kann mir schon passieren, so lange ich dich an meiner Seite habe?“
Ich grinste. Der Mann meines Lebens konnte ungeduldig und alles andere als liebenswürdig sein. Als irgendwann vor vielen, vielen Jahren Charme und romant i sche Gefühle verteilt wurden und alle dafür in einer langen Reihe anstanden, hatte Damian vermutlich draußen mit dem Schwert gespielt.
Aber seine Liebe zu mir besaß eine Aufrichtigkeit und Reinheit, die ich bewa h ren, schützen und verteidigen würde. Immer. Gegen alles und jeden.
Er hatte mir sein Herz geöffnet. Zeigte mir diese verletzliche Seite, von der ich wusste, dass er sie noch keiner anderen Frau offenbart hatte. Seine Zweifel und Ängste. Ich wusste, wer und wie er war. Er war alles andere als perfekt, aber ich liebte
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