Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
Vom Netzwerk:
getrieben werden. D ie Wandlung hatte die Siebzehn durch ihre persönliche Hölle geschickt, das zeigten ihre Augen.
    Mir war d ie Wandlung erspart geblieben. Ich schämte mich, dass ich mich durch den Vergleich getröstet fühlte.
     
    Eine der Frauen stand am Rand der Trainingsfläche und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. Sie hatte platinblondes Haar und braune Augen, die großzügig mit sehr viel Blau, Silber und schwarzem Kajal geschminkt waren. Sie betrachtete die anderen, die bereits in langsamen Runden durch die Halle trabten. Dabei schaute sie so düster, wie ich mich fühlte.
    Schließlich nickte sie mir zu. „Du bist die, die nicht gewandelt wurde“, stellte sie fest und zeigte ein Lächeln mit sehr langen Zähnen.
    Ich erschrak. Die älteren Vampire hatten ihre körperlichen Reaktionen wesen t lich besser im Griff. Unwillkürlich mache ich einen Schritt zurück.
    „Entschuldige. Du brauchst keine Angst zu haben, wir haben unsere Blutr ation bereits bekommen.“ Sie seufzte und schloss die Augen, bis die langen Zähne ve r schwunden waren. Schließlich streckte sie die Hand aus. „Ich bin Tiffany. Früher hieß ich Tina, Christina, aber wenn ich schon ein neues Leben beginnen muss, dann nur mit einem neuen Namen. Einer, der mir gefällt und endlich zu mir passt. Irgendetwas Gutes muss das alles doch mit sich bringen. Also habe ich mich für Tiffany entschieden. Tiffany ist aufregend, sexy und romantisch. Genau wie ich.“
    Ich zögerte und ergriff ihre ausgestreckte kalte Hand. Tiffany trug schwarze Leggins und ein weißes Shirt, auf dem ein Löwen kopf prangte. Ich fand Tiffany sympathisch, vielleicht auch nur deshalb, weil sie mir nun keine Angst mehr ei n jagte.
    „Ich lebe erst seit zwei Jahren in Berlin. Ich hatte ein eigenes Nagelstudio in Friedrichshain, super Stammkundinnen und einen Freund, Gerry, der mich auf Händen trug. Er hatte ein Tattoo-Studio, und wir wollten uns zusammentun. In jeder Hinsicht.“ Ihr Blick wurde anklagend. „Ich war nicht oft zufrieden mit me i nem Leben, aber bevor Paul, dieser verdammte Vampir und Mistkerl, mich e r wischte, war ich es. Und jetzt? Jetzt sehe ich aus wie ein gottverdammtes Leiche n tuch und werde mich nur noch bei Dunkelheit hinaustrauen, obwohl ich früher so oft wie möglich in die Sonne geflogen bin. Und dafür habe ich noch nicht einmal Superkräfte. So wie ich das verstanden habe, werden bis dahin noch Jahre verg e hen. Jahrzehnte!“
    Mit diesen Vampirkräften war es eine seltsame Sache: Sie zeigten sich wohl erst nach dem dritten Arkanum, also etwa dreißig Jahre nach der Wandlung. Ab dann galt ein Vampir als erwachsen. Zu den Älteren zählte er aber immer noch nicht, dafür musst e er das Arkanum noch öfter … durchschlafen? A b dem dritten Mal fand das Arkanum nur noch alle fünfzig Jahre statt. Insofern hatte ich mit Julian wirklich verdammtes Pech gehabt.
    Meine Gedanken wurden von Max unterbrochen, der uns aufforderte, endlich in das Lauftraining einzusteigen. Er leitete das Training gemeinsam mit Armando. Max hatte braune Dreadlocks und ein gut aussehendes, sympathisches Gesicht. Er lächelte oft, und wenn er sprach, war seine Wiener Herkunft nicht zu überhören. Armando war bis auf Georg der kleinste Vampir, den ich bisher kennengelernt hatte, allerdings jung und gut aussehend, schwarzhaarig, mit schönen braunen Augen. Er sprach mit spanischem Akzent. Max und Armando waren nie anders als freundlich und hilfsbereit. Schade, dass keiner der beiden mein Mentor war. Ich hätte Damian liebend gern eingetauscht. Eigentlich gegen jeden anderen aus der Gemeinschaft, den ich bisher kennengelernt hatte.
    Wir wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Ich war froh, dass Tiffany in meiner war. Mann, wir waren alle nicht in Form. Die Gefangenschaft hatte uns g e schwächt. Nach einem Lauf folgte eine Art Judotraining, mit Fallübungen und Schulterwürfen, zu denen mir Tiffany als Partnerin zugeteilt wurde. Tiffany hatte zwar keine Superkräfte, aber sie war viel schwerer als ich und robuster. Als ich das gefühlte zwanzigste Mal auf der Matte lag, glaubte ich, nie wieder aufstehen zu können.
    „Brauchst du Hilfe?“, hörte ich eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und erschrak. Damian.
    Kurz musste ich darum kämpfen, meine Panik zu besiegen. „Nein“, sagte ich zuckersüß. „Ich ruhe mich nur etwas aus.“
    Damian ging neben mir in die Hocke und betrachtete mich spöttisch. „Ich hatte dir gesagt, dass dies kein Pilates-Kurs

Weitere Kostenlose Bücher