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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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ist.“
    „Tatsächlich?“ Ich biss die Zähne zusammen, setzte mich auf und schob mich auf die Knie. Alles tat weh, aber ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Wenn ich auf ihn herabschauen konnte, würde es mir bestimmt besser gehen. Ich versuchte aufzustehen und war froh, dass es sofort gelang. „Ich bin wohl bei der Anmeldung für diesen Kurs mit dem Finger in der Zeile verrutscht. Immerhin weiß ich jetzt, warum mir bei den Übungen ein Fingernagel abgebrochen ist.“
    Jetzt hielt er mich bestimmt nicht nur für eine lästige, sondern auch hysterische Idiotin. Gut. Auch wenn er mich so anstarrte wie jetzt, würde er es bestimmt nicht wagen, mir etwas anzutun. „Außerdem mag ich es, andauernd zu Boden geworfen zu werden. Und um nichts in der Welt hätte ich auf die blauen Flecke verzichten wollen.“
    Ich drehte ihm den Rücken zu und setzte das Training fort, obwohl die Kälte in Damians Blick wie ein Eisblock auf meinem Rücken lastete. Doch seine Anw e senheit hatte mich mit einem Adrenalinschub versorgt und stachelte mich an durchzuhalten.
    Als unsere Übung beendet war, schaute sich Tiffany verstohlen um. „Ich wollte nur sichergehen, dass er weg ist“, flüsterte sie laut. „DER ist dein Mentor?“ Ihre schwarz umrahmten Augen zeigten Entsetzen. Und Mitgefühl. „Wenn er in meine Nähe kommt, brauche ich Frostschutzmittel für mein Blut. Er jagt mir eine He i denangst ein.“
    Ich nickte. „Mir auch.“
    Wir lächelten uns vorsichtig an.
     
    ***
     
    Als sich Damian gegen Mittag hinlegte, glitt er in einen Traum. In diesem Traum floss sein Geist hinaus in das Tageslicht, und die Kraft des Lichts strömte durch sein Blut . D ennoch gab es keinen Schmerz, keine Schwere und keine Angst.
    Stattdessen fühlte er sich angezogen, hineingezogen und willkommen geheißen von einem Körper, der ihn bereits zu erwarten schien. E r fragte sich, ob er wir k lich schlief und träumte, aber ihm blieb keine Zeit, sich über das seltsame G e schehen zu wundern, zu ängstigen oder überhaupt nachzudenken.
    Es regne te , und die Äste des Nadelbaums, unter dem sein Körper stand, gaben nur wenig Schutz. Über einen gepflegten Rasen hinweg sah er durch die gläserne Front eines Bungalows eine Frau, ebenso scharf und klar wie mit seinen eigenen Augen. Sie steckte in einem rosa Jogging-Anzug . M it ihrem dunklen Pagenkopf und den braunen Augen war sie sehr hübsch. Sie saß mit ausgestreckten Beinen auf einem übergroßen Sofa und telefonierte.
    Damian wusste, sie schwebte in großer Gefahr.
    Pass auf!
    Ihr Blick blieb ruhig und veränderte sich nicht. Sie legte das Telefon beiseite, b e trachtete die bunten Drucke an den hellen Wänden, stand auf, korrigierte die Pos i tion eines Bilderrahmens, verschob das Foto eines lächelnden Männergesichts auf der schwarz lackierten Anrichte. Dann griff sie erneut zum Telefon und tippte eine Kurzwahlnummer ein.
    Auf d en Körper hatte er keinen Einflu ss , dennoch vergrößerte Damian seine Anstrengungen, um zu ihr durchzudringen.
    Hilf mir, Frau, damit ich dich retten kann.
    Als sie erneut keinerlei Reaktion zeigte, wusste er, dass er sich vergeblich mühte. Er war nur ein verdammter Zuschauer, Zeuge eines herannahenden Dramas, in das er nicht eingreifen konnte.
    Lauf. Lauf weg!
    Sie telefonierte weiter. Griff nach einer Hochglanzzeitschrift, „Inneneinrichtu n gen im Landhausstil“, die dekorativ auf dem Wohnzimmertisch lag, und arrangie r te sie neu. S ie lachte, bevor sie das Telefon weglegte. Sie war unerreichbar, wie hinter einer Wand aus Panzerglas, die ihm alles zeigte, aber gegen die sein Wille vergeblich anrannte.
    Damian fühlte, wie der andere sein Versteck zwischen den Zweigen verließ und sich ihr über den nassen Rasen näherte. Es regnete heftiger. Die Terrassentür war abgeschlossen, aber der Körper zerstörte das Schloss, ohne es zu berühren, und verschaffte sich Zutritt.
    Als die Frau aufschaute, war es längst zu spät.
    Sie sprang auf. „Mein Mann wird gleich hier sein.“
    Lüge.
    Sie s uchte Gnade in seinem Gesicht. „Ich habe Schmuck. Bitte nehmen Sie ihn. Und ich war heute früh bei der Bank. In meiner Handtasche sind drei hundert Euro.“
    Alles in der Wohnung, sogar die Tapete, roch neu. Das Licht des Kronleuchters spiegelte sich in den glänzenden Fliesen des Fußbodens, als sie auf ihren weichen rosa Socken zurückwich. „Bitte, bitte tun Sie mir nichts. Ich bin schwanger.“
    Wenn es überhaupt so etwas wie Freude im Gefühlsspektrum

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