Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
Vom Netzwerk:
Gefangenschaft. Ich weiß ja noch nicht lange, dass es Vampire gibt. Am Anfang ist es passiert, wenn ich aufgeregt war. Inzwischen klappt es auch, wenn ich mich darauf konzentriere. “
    „Wer weiß davon?“
    Ich wurde rot. „Ellen. Sonst habe ich noch mit niemandem darüber gespr o chen.“
    „Funktioniert das auch bei Menschen?“
    „Nein.“
    „Wann hast du es zum ersten Mal gespürt?“
    „Bei Gregor. Und Martin.“
    „Du hast an Gregors und Martins Gefühlen teilgehabt?“
    Ich senkte den Blick und nickte. „Ich habe gedacht … geglaubt … dass ich es nicht länger ertrage. Dass ich verrückt werde.“ Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen und blinzelte sie weg.
    Damians Gesicht zeigte Mitgefühl. Und Zorn. Er stand auf . Kam näher. Hob die Hand und strich mir sanft über mein Haar. Dann zog er sie wieder weg und schüttelte den Kopf. „Wessen Gefühle hast du noch gespürt?“
    „Die von Sarah. Sie hatte so viel … Mitleid .“ Ich zögerte. „Und die von dir. Einmal, im Auto. Du hattest einen blutigen Verband um den Arm und Schme r zen.“
    Damian schwieg.
    „Was ist das für eine Verletzung? Sie scheint nicht zu heilen?“
    „Eine magische. Durch einen Dämon.“
    „Warum heilt sie nicht?“
    „Sie wird heilen. Sobald ich diesen Dämon eliminiert habe.“ Sein Gesicht ve r schloss sich und ich wusste, dass er keine weitere Frage mehr beantworten würde.
    Ich nickte unglücklich. Plötzlich fühlte ich mich ihm schrecklich fremd.
    „Diese … Gabe bereitet dir also wenig Freude“, stellte er schließlich fest.
    „Vielleicht, weil Vampire so selten Freude ver spüren?“, wagte ich eine Begrü n dung.
    Damian lächelte nichtssagend und hob die Schultern. „Wenn das, was du fühlst , zu mühsam für dich ist, benutze deinen Verstand, um dir die Distanz zu schaffen, die du brauchst.“
    Ich nickte beklommen. Eigentlich hatte ich erwartet, dass er meine Fähigkeit anzweifeln würde. Das tat er nicht, aber seine kühle Sachlichkeit verunsicherte und irritierte mich.
    „Du solltest das weiter für dich behalten. Nach seiner Rückkehr werde ich mit Julian reden. Das heißt, wenn er es nicht sowieso schon weiß.“
    „Ich habe es ihm nicht gesagt.“
    „Worte sind bei Julian oft nicht notwendig.“
    Das glaubte ich sofort.
    Damian schüttelte erstaunt den Kopf. „Du bist schon etwas ganz Besonderes, Charis.“
    Ich spürte, wie ich rot wurde.
    „Damit hast du eine einzigartige Waffe in der Hand.“
    „Oh. Ich weiß nicht.“ So hatte ich das noch gar nicht gesehen.
    „Wenn du dich tatsächlich einmal gegen einen von uns wehren musst, kannst du seine Schwachstellen erkennen. Oder eine Unkonzentriertheit. Das kann dir he l fen, dich zu schützen.“
    An diesem Abend ging ich mit höllischen Kopfschmerzen ins Bett.
    Ich war enttäuscht. Heute hatte Damian zum Abschluss nichts gegen meine Kopfschmerzen unternommen . Plötzlich war ich beunruhigt. Hoffentlich glaubte er nicht, dass ich ihn ausspionierte. Ich stand auf, durchsuchte den Badezimme r schrank und nahm ein Aspirin. Damians Berührung wäre mir lieber gewesen.
    M eine Einstellung gegenüber Vampiren hatte sich inzwischen völlig verändert. Ich fühlte mich wohl innerhalb der Gemeinschaft. Manchmal vergaß ich sogar, um meine Eltern zu trauern. Dann fühlte ich mich schuldig.
    Tiffany war so etwas wie eine Freundin geworden. Das Leben hatte ihr übel mitgespielt, aber sie gab nie auf und versuchte, aus jeder Situation das Beste zu machen. Noch vor wenigen Wochen hatte es, so unterschiedlich, wie unser Leben verlief, keinen einzigen Berührungspunkt zwischen uns gegeben. Nun bewunderte ich ihr großes Herz und ihre Zähigkeit. Sie ließ sich einfach nicht unterkriegen, nicht als Mensch, und auch nicht als Vampir.
    Ich mochte auch Murat und seinen fröhlichen Angeber-Charme. Murat, der es liebte, sowohl seinen modischen Geschmack als auch seinen eindrucksvollen Körper zu zeigen und jede Woche seinen Bart zu verändern. Und natürlich D a niel, der viel ernsthafter und ruhiger war und mit seinen langen braunen Haaren ebenfalls sehr gut aussah. Mit ihm hatte ich schon viele gute Gespräche geführt, vor allem, wenn er mich abholte oder nach Hause fuhr. Ich hatte ihn schon zwe i mal gefragt, ob ihm das nicht lästig sei, aber er hatte es immer bestritten. Ob es wirklich stimmt e , dass Vampire keine Menschen anlügen können? Und da war natürlich Max. Seine Kleidung war moderner als die von Jack mit seinem langen, glatten

Weitere Kostenlose Bücher