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Dezemberglut

Dezemberglut

Titel: Dezemberglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda K. Heyden
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Frau Bergdorf, und es war nicht Püppi, mit der sie sich unterhielt. Ich stürzte zur Haustür und blieb dort stehen, um die seltsame Szene in mich aufzunehmen. Fast vergaß ich abzuschließen. Püppi stand schwanzwedelnd am Zaun. Vermutlich sabberte sie auch, denn sie vergötterte Damian. Aber heute war sie nicht die Einzige, die ihn anschmachtete. Damian stand neben seinem Auto und unterhielt sich geduldig mit Frau Bergdorf, die sich auf den Griff ihres Einkaufstrolleys stützte.
    Sonst war sie doch nie im Dunkeln unterwegs. Sie lächelte, ihre Augen glänzten. Untote Männer schienen eine sehr belebende Wirkung auf sie zu haben.
    Nicht nur Frau Bergdorf lächelte, Damian tat es auch. Sein Lächeln war so charmant und einnehmend, wie ich es noch nie gesehen hatte. Sein Blick strahlte Entspannung und gute Laune aus. Ich staunte ihn an. Ich wusste aus eigener E r fahrung, dass Menschen auf den zweiten Blick, in neuen Situationen, manchmal völlig verändert wirkten. Vampire waren auf diesem Gebiet sicher nicht zu schl a gen, schließlich verfügten sie über jahrhundertelange Übung, sich an verschieden s te soziale Situationen anzupassen. Allerdings hätte ich nie geglaubt, dass auch Damian diese Fähigkeit beherrschte.
    „Charis, Liebes, würdest du mir bitte bei der obersten Stufe helfen?“, meinte Frau Bergdorf und wies Damians Hilfsangebot kichernd zurück. Stattdessen hän g te sie sich bei mir ein. Ich wunderte mich. Ihre Wangen hatten Farbe und so schwächlich kannte ich sie gar nicht. Erst als wir vor ihrer Haustür standen und sie tatendurstig zu mir aufsah, wusste ich, was die Stunde geschlagen hatte.
    „Ein so gut aussehender und charmanter junger Mann. Schön, dass ich ihn en d lich einmal kennenlerne, so oft, wie er dich schon abgeholt hat. Er ist dein Freund?“
    „Äh. Ja.“
    „Und so schön groß. Er erinnert mich an meinen Klaus.“
    Ich nickte und versuchte vergeblich, meine Erinnerung an den schmächtigen und klapprigen Klaus Bergdorf mit der ihre n in Einklang zu bringen.
    „Dein Freund hat ein schönes Auto. Etwas klein vielleicht, aber Klaus hatte damals, als wir verlobt waren, auch nur ein Motorrad.“
    Ich zerrte ihren Trolley eilig die Eingangsstufen nach oben.
    „Jetzt lass ihn nicht länger warten.“ Frau Bergdorf lächelte verschwörerisch.
    „Tut mir leid“, sagte ich kurz darauf, als ich atemlos neben Damian Platz nahm.
    Er war inzwischen in den Vampir m odus zurückgekehrt. Blick und Gesicht zei g ten die gewohnte Leere. Vermutlich hatte die ungewohnte Charme-Offensive seinen Akku völlig geleert.
    „Und was genau tut dir leid?“
    Seine Frage erstaunte mich. „Keine Ahnung. Frau Bergdorf. Sie ist unglaublich neugierig und war dir bestimmt sehr lästig.“
    „Nein, keineswegs. Sie hat uns übrigens für Sonntagnachmittag zu Kaffee und Kuchen eingeladen.“
    Herrje, wie peinlich.
    „Ich finde es hilfreich, dass sie auf dich achtet.“
    „Aha“, meinte ich schwach.
     
    D as Einzeltraining war hart und anstrengend, Damian schonte mich nicht. En d lich musterte er mich und nickte. „Lass uns eine Pause machen.“
    Ich überlegte, zögerte, dann stand ich auf und ging auf ihn zu. „Bitte bleib si t zen“, meinte ich. „Ich möchte etwas ausprobieren.“
    Er musterte mich erstaunt, aber er gehorchte. Dicht vor ihm blieb ich stehen. Ich streckte meine Hand aus, konzentrierte mich und berührte ihn an der Schu l ter.
    Als würde sich ein Vorhang öffnen. Ein rascher Wechsel von Gefühlen. Ersta u nen. Neugier. Unruhe. Und Schmerz. Sofort wurde der Vorhang mit einem Ruck zugezogen, seine Gefühle waren mir nun verschlossen und blieben es.
    „Wie machst du das?“, fragten wir gleichzeitig.
    „Du zuerst“, verlangte er.
    „Ich … wenn ich einen Vampir berühre oder er mich, weiß ich, was er fühlt.“
    Damians Augen verengten sich. „Interessant. So etwas habe ich noch nie g e hört.“ Er runzelte die Stirn. „Versuch es nochmals.“ Er fasste nach meiner Hand.
    „Nichts.“ Leere. Dann spürte ich eine Regung, kurz und flüchtig, ohne dass ich sie fassen konnte. Sofort riss die Verbindung wie ein überdehntes Gummiband und löste Kopfschmerzen bei mir aus. Ich war verwirrt. Und enttäuscht. „Es geht nicht. Du lässt es nicht zu.“
    „Natürlich nicht. Ich war ja vorbereitet.“ Abrupt ließ er meine Hand los. „Aber diese Fähigkeit ist wirklich bemerkenswert. Hattest du sie schon immer?“
    Ich zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Seit meiner

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