DGB 01 - Aufstieg
echtes
Privileg.«
Der Iterator, ein blasser
Mann in den Dreißigern namens Emont, der trotz seiner äußeren Erscheinung eine
Euphrati Keelers Ansicht nach wunderschöne Sprechstimme hatte, stutzte und gab
der Gruppe dann noch einen letzten Rat. »Außerdem ist es hier gefährlich. Hier
herrscht Krieg. Achten Sie darauf, wo Sie hingehen, und vergessen Sie nicht, wo
Sie gerade sind.«
Er drehte sich um und führte
sie über den Platz zu einem massiven Brandschutzschott. Das Rattern
maschineller Werkzeuge hallte zu ihnen nach draußen. Bisher war den Memoratoren
nicht gestattet worden, diesen Bereich des Schiffes zu betreten. Die meisten
militärischen Bereiche waren ohne Passierschein gesperrt, aber das Flugdeck war
durchgehend vollkommen verboten.
Sie waren zu sechst in der
Gruppe: Keeler, ein anderer Imagologe namens Siman Sark, ein Maler namens
Franzisko Twell, ein Komponist namens Tolemew Van Krasten und zwei
Dokumentatoren namens Avrius Carnis und Borodin Flora. Carnis und Flora zankten
sich bereits leise über »Themen und Herangehensweisen«.
Alle Memoratoren trugen
wetterfeste Kleidung und hatten Ausrüstungstaschen bei sich. Keeler war
ziemlich sicher, dass sie sich alle vergeblich vorbereitet hatten. Die
Genehmigung, auf die sie gehofft hatten, würden sie nicht bekommen. Sie hatten
schon Glück, so weit gekommen zu sein.
Sie schlang sich ihre eigene
Tasche um die Schulter und legte sich ihre bevorzugte Bildeinheit an ihrem
Halteriemen um den Hals. An der Spitze der Gruppe blieb Emont vor den beiden
vollständig gerüsteten Luna Wolves stehen, die das Schott bewachten, und zeigte
ihnen den Passierschein der Gruppe.
»Genehmigt durch den
Schildträger«, hörte sie ihn sagen. In seinen beigen Gewändern war Emont
verglichen mit den beiden gerüsteten Riesen eine zerbrechliche Gestalt. Er musste
den Kopf heben, um zu ihnen aufzublicken. Die Astartes studierten die Papiere,
berieten sich miteinander über das Interkom ihrer Rüstungen und nickten sie
dann durch.
Das Flugdeck - und Keeler
musste sich vor Augen halten, dass dies nur ein Flugdeck war, denn das
Flaggschiff verfügte über deren sechs - war ein immenser Raum, ein langer,
hallender, von Startrampen und Zuführungen beherrschter Tunnel. Am anderen
Ende, einen halben Kilometer entfernt, war der offene Weltraum durch das
Flimmern der Integritätsfelder zu sehen.
Der Lärm war ohrenbetäubend.
Motorisierte Werkzeuge hämmerten und ratschten, Hebevorrichtungen jaulten,
Verladeeinheiten klapperten und ratterten, Schleusen krachten und Triebwerke
heulten und tosten, wenn sie getestet wurden. Überall gab es Aktivitäten:
Deckmannschaften eilten in Stellung, Ausrüster nahmen letzte Überprüfungen und
Einstellungen vor, Servitoren koppelten Treibstoffleitungen ab. Munitionskarren
summten in langen Ketten vorbei. Es stank nach Hitze, Öl und Abgasen.
Sechs Stormbirds kauerten
vor ihnen auf Startrampen. Als schwere, gepanzerte Transportmaschinen waren sie
raumtüchtig, aber schnittig genug für den Einsatz in der Atmosphäre. Sie waren
in zwei Dreiergruppen angeordnet, die Flügel ausgefahren wie Falken, die darauf
warteten, in den Himmel geworfen zu werden.
Sie waren weiß lackiert, und
auf dem Rumpf prangte ein Wolfskopf und Horus' Auge.
»... als Stormbirds
bekannt«, sagte der Iterator, während er mit ihnen weiterging. »Das Modell
heißt eigentlich Warhawk VI. Die meisten Expeditionsflotten benutzen
mittlerweile das kleinere Standardmodell, das Thunderhawk. Beispiele dafür
sehen Sie unter den Abdeckungen links von uns, aber die Legion hat sich dafür
verwendet, diese alten, schweren Maschinen zu behalten. Sie führen die Luna
Wolves nun schon seit Beginn des Großen Kreuzzugs in den Krieg, eigentlich
sogar noch länger. Auf Terra fanden sie in der Zeit der Vereinigungskriege vom
Yndonesischen Block gegen die panpazifischen Stämme Verwendung. Bei dem heutigen
Unternehmen werden insgesamt zwölf davon eingesetzt, sechs von diesem Flugdeck
und sechs vom Achteren Flugdeck 2.«
Keeler hob ihre Bildeinheit
und machte ein paar schnelle Aufnahmen von den Stormbirds. Für die letzte
kauerte sie nieder, um sie in einem tiefen, beeindruckenden Winkel entlang der
Reihe ihrer ausgestellten Tragflächen zu machen.
»Ich sagte: keine
Aufzeichnungen!«, schnauzte Emont, der zu ihr eilte.
»Ich habe Sie keinen Moment
lang ernst genommen«, erwiderte Keeler glatt. »Wir haben zehn
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