DGB 02 - Falsche Götter
er sie zuletzt gesehen hatte.
»Was machen wir jetzt, Garvi?«, fragte Vipus.
»Wir gesellen uns zu unseren Brüdern und warten.« »Warten worauf?«
»Das wissen wir, wenn es passiert«, sagte Torgaddon. »Nicht wahr, Garvi?«
»Das hoffe ich doch, Tarik. Kommt.«
Die drei gingen zum Tor, während der Donner von den mächtigen Seiten des Bauwerks widerhallte und die Schlangen auf den Säulen von jedem Lichtblitz in Bewe gung versetzt wurden.
Loken sah, wie sich seine Brüder vor dem Tor in einer Reihe am Rand des Wasserteichs aufstellten, dessen schwarze Oberfläche den Vollmond reflektierte. Horus Aximand hatte dies vor neun Tagen ein Omen genannt.
War es das wieder? Loken wusste nicht, ob er es hoffen sollte.
Die Sons of Horus folgten ihren Hauptmännern zu Hunderten die breite Treppe empor. Loken beherrschte sich eisern, denn er wusste, dass es mit an Sicherheit
gren zender Wahrscheinlichkeit Blutvergießen geben würde, wenn das alles hier einen schlechten Ausgang nahm.
Der Gedanke entsetzte ihn, und er hoffte von ganzem
Herzen, dass es nicht zu einer Tragödie kommen würde.
Aber
wenn Krieg ausbrach, war er bereit ...
»Seid ihr kampfbereit?«, zischte Loken Torgaddon und Vipus über einen diskreten Kom-Kanal zu.
»Immer«, nickte Torgaddon. »Volle Ladung für jeden Mann.«
»Ja«, sagte Vipus. »Glaubst du wirklich ...«
»Nein«, sagte Loken, »aber haltet euch bereit, für den
Fall, dass wir kämpfen müssen. Zügelt euer Temperament, dann kommt es nicht
dazu.«
»Du auch, Garvi«, warnte Torgaddon.
Die lange Reihe der Astartes erreichte den Teich, an dessen gegenüberliegendem Ufer die Träger des Kriegs meisters stoisch und reuelos standen.
»Loken«, sagte Serghar Targost.
»Bist du hier, um ge gen uns zu kämpfen?«
»Nein«, sagte Loken, während er registrierte, dass auch die anderen kampfbereit waren. »Wir sind gekommen, um zu sehen, was passiert. Neun Tage sind vergangen, Serghar.«
»In der Tat«, nickte Targost.
»Wo ist Erebus? Habt ihr ihn gesehen, seit ihr den Kriegsmeister hergebracht habt?«
»Nein«, grollte Abaddon, dessen lange Haare offen waren. Seine Augen blickten feindselig. »Haben wir
nicht. Was hat er damit
zu tun?«
»Beruhige dich, Ezekyle«, sagte Torgaddon. »Wir sind alle
aus demselben Grund hier.«
»Loken«,
sagte Aximand, »zwischen uns hat es bö ses
Blut gegeben, aber das muss jetzt aufhören. Ein Zwist würde das Andenken des Kriegsmeisters enteh ren.«
»Du redest, als wäre er bereits tot, Klein-Horus.«
»Wir werden sehen«, sagte Aximand. »Dies war nie mehr als eine geringe Hoffnung, aber sie war alles, was wir
hatten.«
Loken blickte in die gehetzt dreinschauenden Augen Horus Aximands, sah den Schmerz und die Zweifel, die ihn plagten, und er spürte, wie sich der Zorn auf seine Brüder legte.
Hätte er sich anders verhalten, wenn er bei der Ent scheidung zugegen gewesen wäre? Konnte er in aller Aufrichtigkeit sagen, dass er die Entscheidung seiner Freunde und Brüder nicht akzeptiert hätte, wäre die Si tuation umgekehrt gewesen? In diesem Fall mochten er und Horus Aximand jetzt ebenfalls auf verschiedenen Seiten des mondbeschienenen Teichs stehen.
»Dann lasst uns warten, als Brüder vereint in der Hoff nung«, sagte Loken, und Aximand lächelte dankbar.
Die Spannung löste sich auf, und Loken, Torgaddon und Vipus marschierten um den Teich und stellten sich zu ihren Brüdern vor das riesige Tor.
Ein blendender Blitz spiegelte sich im Tor, während das Mournival Schulter an Schulter dastand, und ein Donnerschlag, der nichts mit dem Gewitter zu tun hatte, hallte durch die Nacht.
Loken sah eine dunkle Linie in der Mitte des Tors auf tauchen, während Donner und Blitz plötzlich und im Zeitraum eines Herzschlags aufhörten. Der Himmel war rätselhafterweise ruhig, als habe sich das Gewitter schlagartig gelegt, weil das Universum den Atem an hielt, um das Drama besser verfolgen zu können.
Langsam öffnete sich das Tor.
Die Flammen hüllten Euphrati Keeler ein, aber sie waren kalt, und sie bereiteten ihr keine Schmerzen. Der sil berne Adler glühte in ihrer Hand, während sie ihn wie einen Talisman vor sich hielt, und sie spürte, wie sie
von einer wunderbaren Energie erfüllt wurde, die von den Spitzen ihrer Zehen bis zu den Enden ihrer kurzen Haare strömte.
»Die Kraft des Imperators gebietet dir, Gräuel!«, rief sie. Die Worte waren ihr unbekannt, klangen aber rich tig.
Ing Mae Sing und Kyril Sindermann beobachteten
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