DGB 02 - Falsche Götter
aufgeblähten Bauch und riss ihn in einem Schwall stinkender Flüssigkeit
weit auf, doch anstatt aufzuplatzen, verschwand die ganze Kreatur einfach wie Rauch im Wind. Horus machte noch einen Schritt vorwärts, und plötzlich war der Korri dor leer. Er schaute sich um, und wo sich gerade noch ein Heer kranker Kreaturen mordlustig auf ihn stürzen wollte, gab es jetzt nur noch die stinkenden Überreste zerhackter Leichen.
Und selbst die lösten sich auf wie Fett auf einer hei ßen Herdplatte, verschwanden in zischenden Rauchfah nen von so dunkelgrüner Farbe, dass sie fast schwarz Waren.
»Thron«, zischte Horus, von dem Anblick sich ver flüssigenden Fleisches abgestoßen. Endlich identifizierte er den Makel im Schiff als das, was er tatsächlich war — ein Schlachthaus des Warp: eine Brutstätte des Immate riums.
Horus spürte, wie neue Entschlossenheit in seine Glie der strömte, als er sich den großen Schotts näherte, die die Brücke schützten. Stärker als je zuvor war er davon überzeugt, dass er Eugan Temba umbringen musste.
Er rechnete mit weiteren Legionen der vom Warp ausge spienen Wesen, aber es herrschte unheimliche Stille, die nur von weiterem Gewehrfeuer (das seiner Einschät zung nach von außerhalb des Schiffs kam) und dem Prasseln von schwarzem Wasser auf seine Rüstung gestört
wurde.
Horus ging vorsichtig weiter und schob Funken sprü hende Kabel aus dem Weg. Die versiegelten Schotts öffneten
sich bei seiner Annäherung rumpelnd eines nach dem anderen. Die ganze Sache roch nach einer Falle, aber nichts konnte ihm seine Rache jetzt noch verweh ren.
Als er die Brücke der Glorie von Terra betrat,
sah Ho rus, dass sich
ihre von Kolonnaden durchzogene Weite von einem Kommandoposten in etwas völlig anderes verwandelt hatte. Vermoderte Banner hingen von den höchsten Stellen, und in den zerrissenen Stoff waren Lei chen eingenäht. Sogar aus dieser Entfernung konnte er die wolfsgrauen Uniformen der 63. Expeditionsflotte er kennen, und er fragte sich, ob diese armen Seelen ihren Gefolgschaftseiden treu geblieben waren.
»Ihr werdet gerächt, meine Freunde«, flüsterte er, wäh rend er weiter auf die Brücke schritt.
Die einzelnen Stationen waren zerstört und unbrauch bar, ihr Innenleben herausgerissen und auf bizarre Art
neu zusammengesetzt, sodass sich meterdicke Bündel aus Drahtspulen in die Dunkelheit der Kuppeldecke er hoben.
Energie pulsierte durch die Kabel, und Horus erkann te, dass er den Ausgangspunkt des Kom-Signals vor sich hatte, das Loken auf dem Weg hierher so beunruhigt hatte.
Tatsächlich glaubte er, die Worte dieser verdammten Stimme noch als Flüstern hören zu können, wie ein Ge heimnis, das einem die Zunge schwarz werden ließ, wenn man es verriet.
Nurgh-leth, zischte sie immer wieder ...
Dann ging ihm auf, dass es kein akustisches Echo aus dem Schiffskom war, sondern ein Flüstern aus einer menschlichen Kehle.
Horus' Augen verengten sich bei der Suche nach dem
Ursprung der Stimme, und seine Lippen kräuselten sich vor Ekel, als er die extrem aufgequollene Gestalt eines Mannes vor dem Kapitänsthron stehen sah.
Wenig mehr als eine bebende Masse Fleisch, und von der korpulen ten Gestalt ging ein entsetzlicher Gestank nach ranzi gem Fett aus.
Fliegende Wesen mit glänzenden schwarzen Leibern saßen in
jeder Hautfalte, und Fetzen grauer Kleidung klebten auf der grün-grauen Haut. Weiter oben funkel ten goldene Epauletten, über dem gewaltigen Bauch hing schlaff silberner Besatz.
Eine Hand ruhte in einer entzündeten Wunde in der Brust, während die andere ein Schwert hielt, das wie ein Diamant funkelte.
Horus sank vor Wut und Kummer auf die Knie, als er den Leichnam eines Astartes vor dem verwesten Ge pränge der aufgeblähten Gestalt liegen sah.
Verulam Moy hatte den starren Blick auf die verwe senden Leichen in den Bannern gerichtet, sein Genick war gebrochen.
Noch bevor Horus Moys Mörder richtig ansah, wusste er, wen er erblicken würde: Eugan Temba
Den Verräter.
Acht
Gefallener Gott
LOKEN KONNTE SICH KAUM an einen Kampf erinnern, in dem er und seine
Krieger sämtliche Munition verbraucht hatten. Jeder
Astartes hatte normalerweise ausreichend Munition bei
sich, denn es wurde kein Schuss vergeu- det. Im Übrigen töteten sie ihrer Feinde für gewöhnlich
mit einer Patrone.
Die Munitionstransporter waren an der Landestelle und hatten keine Möglichkeit, sich zu ihnen durchzu
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