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DGB 02 - Falsche Götter

DGB 02 - Falsche Götter

Titel: DGB 02 - Falsche Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham McNeill , Christian Jentzsch
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nur noch an seinen festen Glauben klammern, dass Horus heil
und gesund zu ihnen zurückkehren würde. Er lä chelte, als ihm etwas einfiel, das der Kriegsmeister ein mal zum Thema Glauben gesagt hatte.
    Typischerweise hatte Horus
seine weisen Worte zu einem völlig unange messenen Zeitpunkt ausgesprochen — direkt bevor sie aus dem Bauch eines heulenden Stormbird in die Stadt der Grünhäute auf Ullanor gesprungen waren.
    »Wenn man am Ende von allem angelangt ist, was man kennt, und kurz davor steht, in die Finsternis des Unbekannten zu springen, dann heißt Glaube zu wis sen, dass eines von zwei Dingen passieren wird«, hatte Horus zu ihm gesagt.
    »Und die
wären?«, hatte er gefragt.
    »Dass es etwas Festes geben wird, auf dem man ste hen kann, oder einem das Fliegen beigebracht wird«, hatte er gelacht. Dann war er gesprungen.
    Die Erinnerung ließ die Tränen nur umso stärker flie ßen, während sich die große eiserne Schleuse des Han gardecks krachend hinter ihm schloss und die Astartes zum wartenden Stormbird marschierten.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Zwölf
    Agitprop
    Brüder in
Argwohn
    Schlange und Mond
     
     
    DIE SPITZE VON IGNACE KARKASYS STIFT glitt wie eine Schlange über das Blatt, als habe sie einen eigenen Wil len. Trotz aller bewussten Überlegung, die er in die Worte
einfließen ließ, mochte dies durchaus der Fall sein. Die Muse war wirklich und
wahrhaftig bei ihm, und sein Bewusstsein
ergoss sich in einen Fluss aus Blut,
während er die diabolischen Ereignisse auf dem Hangardeck nacherzählte. Das Versmaß spielte wie eine Sinfonie
in seinem Kopf, und jede Strophe jeder Ge sangsstimme
glitt an ihren Ort, als sei keine andere Vers anordnung möglich.
    Nicht einmal in seiner Hochzeit bei Ozeangedichte und Reflexionen und Oden hatte er sich so inspiriert gefühlt. Wenn er jetzt auf sie zurückblickte, hasste er sie
eigent lich sogar für
ihren Firlefanz, ihre unverschämte Nabel schau und ihre Bedeutungslosigkeit. Diese Worte, diese Gedanken, die jetzt aus ihm flossen — sie allein zählten, und er
verfluchte, dass er so lange gebraucht hatte, das herauszufinden.
    Die Wahrheit zählte. Hauptmann Loken hatte es ihm gesagt, aber er hatte ihm nicht zugehört, nicht richtig. Die Verse, die er
schrieb, seit Loken ihn unter seine Fitti che genommen hatte, waren armselig und des Mannes unwürdig, der den Ethiopischen Dichtpreis gewonnen hatte, aber das änderte sich gerade.
    Nach dem Blutbad auf dem Hangardeck war er in sein Quartier zurückgekehrt, hatte sich eine Flasche ter ranischen Wein genommen und war zum Observations deck gegangen. Nachdem er gesehen hatte, dass es dort von jammernden Irren wimmelte, war er in die Zuflucht gegangen, denn er wusste, dass sie leer sein würde.
    Die Worte waren in einer Flut rechtschaffener Empö rung aus ihm geströmt, in kühnen Metaphern und ohne Scheu vor der furchtbaren Brutalität, deren Zeuge er ge worden war. Er hatte bereits drei Seiten des Bondsman beschrieben, und seine Finger waren mit Tinte
verschmiert, während
seine Dichterseele in Flammen stand.
    »Alles, was ich bisher gemacht habe, war nur ein Pro log«, flüsterte er.
    Karkasy hielt inne und dachte über sein Dilemma nach: Die Wahrheit war witzlos, wenn niemand sie hören konnte. Die für die Memoratoren reservierten Einrich tungen beinhalteten auch eine Druckerpresse, wo sie ihre Werke vervielfältigen lassen konnten. Es war allge mein bekannt, dass ein Großteil von allem, was aus der Presse kam, geprüft und zensiert wurde, sodass nur we nige sie benutzten.
    Karkasy konnte es angesichts des In halts seiner jüngsten Poesie gewiss nicht.
    Langsam breitete sich ein Lächeln auf seinen feisten Zügen aus, und er griff in eine Tasche seines Gewandes und holte ein zerknittertes Blatt Papier heraus — eines von Euphrati Keelers Pamphleten der Lectitio Divinita tus —, das er vor sich auf den Tisch legte und mit dem Handrücken glättete.
    Die Druckerschwärze war verschmiert, und das Papier
stank nach Ammoniak, eindeutig das Werk einer billigen mechanischen Presse.
    Wenn Euphrati eine be nutzen konnte, dann konnte er es auch.
     
    Loken erlaubte Tybalt Marr, Eugan Tembas Leichnam zu verbrennen, bevor
sie die Brücke verließen.
    Der mit ver krustetem Blut und Unrat besudelte andere Hauptmann ließ den Strahl eines Flammenwerfers über den mons trösen Leichnam wandern, bis nur noch aschfarbene Knochen übrig waren. Es war nur eine geringe Befriedi gung zum Ausgleich für den

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