DGB 02 - Falsche Götter
glaube, es ist der Koffer für dieses Schwert.«
»Sieht ziemlich neu aus«, sagte Vipus. »Und was ist das an der Seite? Schrift?«
Loken antwortete nicht, sondern machte sich daran, Tembas tote Finger von dem Schwertheft zu lösen. Er wusste zwar, dass es absurd war, aber er schnitt bei jedem Finger, den er löste, eine Grimasse, als erwarte
er, die Hand könne zum Leben erwachen und ihn angrei fen.
Schließlich lag das Schwert frei, und Loken hob es auf.
»Vorsichtig«, sagte Torgaddon.
»Danke für die Warnung, Tarik. Ich wollte gerade ein paar
Übungsschwünge damit machen.« »Entschuldige.«
Loken legte das Schwert vorsichtig in den Koffer. Das Heft kribbelte, und er hatte beim Aussprechen von Ta riks Namen ein eigenartiges Gefühl gehabt, einen Eindruck
von dem ungeheuren Schaden, den diese Waffe anrichten konnte. Er schlug den Deckel zu und ließ den angehaltenen Atem entweichen.
»Wie im Namen Terras ist jemand wie Temba an so eine Waffe gekommen?«, fragte Torgaddon. »Sie sieht nicht einmal aus, als wäre sie menschlichen Ursprungs.«
»Das ist sie auch nicht«, sagte Loken, als er plötzlich wusste, woher er die Symbole auf dem Koffer kannte. »Es ist eine Waffe der Kinebrach.«
»Der Kinebrach?«, fragte Torgaddon. »Aber waren das nicht die ...«
»Ja«, sagte Loken und hob den Koffer vorsichtig auf. »Das ist das Anathame, das aus der Halle der Gerät schaften auf Xenobia gestohlen wurde.«
Die Nachricht verbreitete sich mit Gedankenschnelle durch die Rächender Geist, und weinende Männer und Frauen säumten ihren Weg. Hunderte standen in je dem Gang, als die Astartes den Kriegsmeister auf einer Trage aus rautenförmigen Schilden durch das Schiff trugen. In seine winterweiße Prunkrüstung mit den po lierten Goldsäumen und dem starren roten Auge ge hüllt, lagen seine Hände um das Heft seines goldenen Schwerts, und um seine edle Stirn lag ein silberner Lor beerkranz.
Abaddon, Aximand, Luc Sedirae, Serghar Targost, Falkus Kibre und Kalus Ekaddon trugen ihn, und dahin ter folgten Hektor Varvarus und Maloghurst. Alle tru gen glänzende Rüstung, und ihre Kompanieumhänge wehten ihnen hinterher.
Herolde
und Ausrufer verkündeten die Route der Prozession,
und die blutige Szene vom Hangardeck wie derholte sich nicht. Es war ein langsamer Marsch der Astartes mit ihrem geliebten Anführer, der seit
dem Be ginn des Kreuzzugs neben
ihnen kämpfte. Sie weinten, und
allen war schmerzhaft bewusst, dass dies die letzte Reise des Kriegsmeisters sein mochte.
Anstelle von Blumen streuten die Leute tränenge tränkte Papierschnipsel, jeder mit Worten der Hoffnung und Liebe beschrieben. Als sie sahen, dass Horus noch lebte, stellten seine Leute überall entlang der Route Brenner auf und verbrannten darin Kräuter, die angeblich
heilende Wirkung hatten. Irgendwo spielte eine Ka pelle den Legionsmarsch.
Kerzen verbrannten mit süßlichem Duft, und Männer und Frauen, Soldaten und Zivilisten rauften sich vor Kummer die Haare und zerrissen ihre Kleidung. Armeebanner
säumten den Weg, aus Respekt vor dem Kriegs meister zum Gruß gedippt, und flehentliche Chöre folgten
der Prozession, bis sie schließlich das Hangardeck erreichte.
Die riesige Schleuse war mit Pergament ver kleidet, jeder Zentimeter mit Botschaften für Horus und seine Söhne bedeckt.
Aximand war unendlich gerührt über diese Demons tration von Sorge und Liebe. Das Ausmaß des Kummers über Horus' Verwundung überstieg alles, was er je er lebt hatte. Für ihn war der Kriegsmeister eine großartige Gestalt, aber zuvorderst ein Krieger — ein Führer von Menschen und einer der Auserwählten des Imperators.
Doch für diese Sterblichen war er so viel mehr. Für sie war der Kriegsmeister ein Symbol für etwas Edles und Heroisches, das alles überstieg, was sie selbst je erreichen
konnten, ein Symbol für die neue Galaxis, die sie aus der Asche des Zeitalters
des Haders errichteten.
Horus' bloße Existenz versprach ein Ende des Leidens und Sterbens, das die Menschheit seit Jahrhunderten plagte.
Die Alte Nacht näherte sich dem Ende, und dank Hel den wie ihm erstrahlte das erste Licht des dämmernden Tages am Horizont.
All das war jetzt bedroht, und Aximand wusste, dass es richtig gewesen war, den anderen zu gestatten, Horus nach Davin zu bringen. Die Schlangenloge würde den Kriegsmeister heilen, und wenn das Kräfte involvierte, die er einst verdammt hätte, dann sollte es eben so
sein.
Die Würfel waren gefallen, und er konnte sich
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