DGB 03 - Brennende Galaxis
das ich Sie fragen muss.«
»In Bezug auf was?«
»Den Tod der Kriegssängerin.«
»Ah.« Eidolon betrachtete die Statue, die hoch vor ihnen aufragte und
deren leere Augen sie mit einem kalten, starren Blick musterte.
»Sie war eine bemerkenswerte Widersacherin. Absolut korrupt, aber genau
das gab ihr ihre Kraft.«
»Ich muss wissen, wie Sie sie getötet haben.«
»Hauptmann, Sie reden mit mir wie mit einem Gleichrangigen.«
»Ich sah, was Sie getan haben, Kommandant«, hakte Tarvitz nach.
»Dieser Schrei, das war ... ich weiß nicht ... das war eine Macht, wie
ich sie noch nie gehört habe.«
Eidolon hob eine Hand hoch. »Ich kann verstehen, warum sich Ihnen
Fragen aufdrängen, und ich kann Sie Ihnen auch beantworten. Aber vielleicht
wäre es besser, wenn ich es Ihnen zeige. Folgen Sie mir.«
Tarvitz folgte dem Lordkommandanten, der die Galerie entlangging und
dann in einen Seitengang einbog, an dessen Wänden große Pergamentlaken hingen.
Darauf waren die ruhmreichen Leistungen aus der Vergangenheit der Legion
detailliert und lückenlos festgehalten. Neuzugänge in der Legion mussten
zunächst die vielen verschiedenen Schlachten auswendig lernen, ehe sie zu
vollwertigen Astartes ernannt wurden.
Die Emperors Children erinnerten nicht nur an ihre Triumphe, sondern
verkündeten sie auch, denn die Perfektion, mit der die Legion Krieg führte,
verdiente es, gefeiert zu werden.
»Wissen Sie, warum ich gegen die Kriegssängerin gekämpft habe?«, fragte
Eidolon.
»Warum?«
»Ja, Hauptmann, warum?«
»Weil das die Art ist, wie die Emperors Children kämpfen.«
»Erläutern Sie das.«
»Unsere Helden führen uns an vorderster Front. Die restliche Legion
wird dadurch inspiriert, diesem Beispiel zu folgen. Sie können das machen, weil
die Legion mit einer solchen Kunstfertigkeit kämpft, dass sie sich nicht verwundbar
machen, wenn sie in der ersten Reihe stehen.«
Eidolon lächelte. »Sehr gut, Hauptmann. Ich sollte Sie die Neuzugänge
unterweisen lassen. Würden Sie auch an vorderster Front anführen?«
Plötzliche Hoffnung erfüllte Tarvitz. »Selbstverständlich! Bekäme ich
die Gelegenheit, würde ich das tun. Ich hatte nicht gedacht, dass Sie mich für
eine solche Rolle als würdig erachten könnten.«
»Das sind Sie auch nicht, Tarvitz. Sie sind ein gewöhnlicher Offizier
und weiter nichts«, machte Eidolon den Hoffnungsschimmer zunichte.
»Ich sage das nicht, um Sie zu beleidigen«, fuhr er fort, dem
anscheinend nicht klar war, dass eine allzu deutliche Beleidigung gewesen war.
»Männer wie Sie erfüllen in der Legion eine wichtige Funktion, aber ich bin
einer von Fulgrims Auserwählten. Der Primarch suchte mich aus und erhob mich in
diese Position, die ich jetzt innehabe. Er sah mich an und erkannte in mir die
Eigenschaften, die erforderlich sind, um die Emperors Children anzuführen. Er
sah Sie an und erkannte keine solchen Eigenschaften. Deshalb verstehe ich im
Gegensatz zu Ihnen die Verantwortung, die damit einhergeht, von Fulgrim
auserwählt zu sein, Hauptmann Tarvitz.«
Eidolon führte ihn zu einer ausladenden, geschwungenen Treppe, die in
einen mit weißem Marmor verkleideten, langen Korridor hinabführte.
Tarvitz erkannte den Korridor als einen der Zugänge zum Apothekarium
des Schiffs, wohin erst vor wenigen Stunden die Verletzten von Isstvan Extremis
gebracht worden waren.
»Ich glaube, Sie unterschätzen mich, Lordkommandant«, sagte Tarvitz.
»Aber Sie müssen verstehen, dass ich zum Wohlergehen meiner Männer wissen muss
...«
»Jeder von uns bringt zum Wohlergehen unserer Männer Opfer«, fiel ihm Eidolon
ins Wort. »Für die Auserwählten sind diese Opfer groß. Vor allem anderen ist es
die Tatsache, dass absolut nichts wichtiger ist als der Sieg.«
»Kommandant, ich verstehe nicht.«
»Das werden Sie schon noch«, entgegnete Eidolon und führte ihn durch
einen vergoldeten Torbogen ins zentrale Apothekarium.
»Das Buch?«, fragte Torgaddon.
»Das Buch«, erwiderte Loken. »Das Buch ist der Schlüssel. Erebus ist
auf dem Schiff, das weiß ich.«
Die rußgeschwärzte Dunkelheit von Archivkammer drei war einer der
wenigen Orte auf der Rächender Geist , an dem sich Loken noch zu Hause
fühlte und der ihn an viele lebhafte Diskussionen mit Kyril Sindermann denken
ließ, als die Zeiten noch einfacher gewesen waren. Loken hatte den Iterator
seit Wochen nicht mehr zu Gesicht bekommen, und er konnte nur von ganzem Herzen
hoffen, dass es dem alten Mann gutging und er nicht
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