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DGB 03 - Brennende Galaxis

DGB 03 - Brennende Galaxis

Titel: DGB 03 - Brennende Galaxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Counter
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nicht ermorden wollten? Wir bringen so viele Formen der
Kriegführung mit uns, Belagerungen und Schützengräben, die in Morast und Elend
getränkt sind, während der Himmel von unserem Geschützfeuer zerrissen wird. Und
die Männer, die uns anführen, sind keine Spur besser! Welche Reaktionen können
wir von Kulturen erwarten, denen Männer gegenübertreten, die sich
>Kriegsmeister<, >Witwenmacher< und >der Verdrehte< nennen?
Diese Kulturen sehen die Astartes in ihren gepanzerten Rüstungen, die zum Klang
von Boltern und brüllenden Kettenschwertern marschieren. Welche Kultur würde da
nicht versuchen, sich uns zu widersetzen?«
    Sindermann merkte, wie die Stimmung seiner Zuhörer umzuschlagen begann,
und er wusste, er hatte ihr Interesse entfacht. Jetzt musste er sie bei ihren
Emotionen zu fassen bekommen.
    »Sehen Sie sich an, was wir hinter uns lassen! So viele Gedenkstätten,
die unseren Gemetzeln gewidmet sind. Sehen Sie sich Lupercals Hof an, wo wir
die blutigen Kriegswaffen in hell erleuchteten Sälen aufbewahren und wo wir uns
über ihre grausame Schönheit wundern, während sie an den Wänden hängen und
darauf warten, dass ihre Zeit wiederkommt. Wir betrachten diese Waffen als
etwas Wundersames, aber dabei vergessen wir die Leben, die durch diese wilden
Instrumente ausgelöscht wurden. Die Toten können nicht zu uns sprechen, sie
können uns nicht anflehen, Frieden anzustreben, während die Erinnerung an sie
verblasst, bis sie schließlich ganz vergessen sind. Trotz der Gräberreihen,
trotz der Triumphbögen und der ewigen Flammen vergessen wir sie. Denn wir haben
Angst, uns anzusehen, was sie getan haben, weil wir fürchten, wir könnten das
Gleiche auch in uns entdecken.«
    Sindermann spürte, wie ihn eine eigenartige Energie erfüllte. Die Worte
kamen ihm in einem nicht zu bremsenden Redefluss über die Lippen. Jedes dieser
Worte schien sich wie aus eigenem Antrieb zu formen, als hätte es anderswo
seinen Ursprung, an einem Ort, den er mit seiner armseligen sterblichen
Begabung niemals würde erreichen können.
    »Seit zwei Jahrhunderten führen wir inmitten der Sterne Krieg, doch es
gibt so viele Lektionen, die wir nie gelernt haben. Die Toten sollten unsere
Lehrmeister sein, denn sie sind die wahren Zeugen. Nur sie kennen den Schrecken
und das ewig sich wiederholende Versagen, das der Krieg in Wahrheit ist; die
Krankheit, die wir von einer Generation zur nächsten weitergeben, weil wir
nicht auf die Mahnungen derer hören, die kriegerischem Stolz, Habgier oder
verdrehten Ideologien zum Opfer gefallen sind.«
    Tosender Applaus brandete auf, der in den Reihen unmittelbar vor
Sindermann begann und sich dann rasend schnell im gesamten Raum ausbreitete.
Unwillkürlich fragte er sich, ob sich ähnliche Szenen auch auf den anderen
Schiffen der Flotte abspielten, wo man nur seine Stimme hören konnte.
    Tränen stiegen ihm in die Augen, seine Hände hielten das Pult fest
umschlossen, und seine Stimme war so emotionsgeladen, dass sie bebte.
    »Lassen wir die Toten von den Schlachtfeldern unsere Hände ergreifen,
damit sie uns die kostbarste Wahrheit enthüllen, die wir jemals in Erfahrung
bringen können: nämlich die, dass es Frieden anstelle von Krieg geben muss!«
     
    Lucius rutschte über den Fußboden des Raums, der eine Art Thronsaal
sein musste. Dieser Boden, in den Mosaike mit unglaublich komplexen Mustern
eingelegt waren, war so dicht mit Schnörkelverzierungen bedeckt, dass jede
Bewegung Wellen zu schlagen schien. Bolterfeuer erfüllte den Raum und ließ
Mosaikbruchstücke auf ihn herabregnen, während er hinter einem riesigen Spinett
in Deckung ging.
    Musik vom Anbeginn der Schöpfung schallte durch den Saal.
    Kristallene Leuchter hingen an den Blütenblättern in der Mitte der
großen Granitblume, schillerten und vibrierten im Takt der Kakophonie der
Schlacht tief unter ihnen. Der Saal war mit Instrumenten vollgestellt, jedes
gespielt von einem Servitor, der so umgerüstet worden war, dass er die heilige
Musik der Kriegssänger erzeugen konnte. Gigantische Orgeln, deren Pfeifen durch
die Strahlen des milchigen Morgenlichts aufragten, standen gleich neben
etlichen Bänken aus vergoldeten Glocken und neben Reihen von bronzenen Käfigen
mit kahlrasierten Chorsängern, die voll blinder Lobhudelei sangen.
    Harfensaiten wurden im Takt zu den Schüssen gezupft, und dissonante
Noten dröhnten, als sich Geschosse in eine Seite der Orgel bohrten. Wilde
Salven erfüllten die Luft mit heißem Metall und Tod,

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